Hertha BSC nach Niederlage in Fürth
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Alte Dame, alte Leier
Sa 07.12.24 | 19:58 Uhr | Aus
Die Herthaner aus Fürth kehren ohne Punkte nach Berlin zurück. Im Zweitliga-Duell mit dem „Kleeblatt“ stand die „Alte Dame“ vor bekannten Problemen. Fabian Reese stellt die Frage des Willens. Von Anton Fahl
Der Schmerz überwiege den Stolz, sagte Hertha-Trainer Cristian Fiél unter der Woche – nach dem bitteren Pokal-Aus in der 121. Minute beim 1. FC Köln und vor dem Auswärtsspiel in der Liga in Fürth. „Es geht immer ums Gewinnen“, sagte Fiél über den vielzitierten „Ergebnissport“ Fußball und kündigte an: „Wir müssen am Samstag liefern. Das ist unser Job.“
Und tatsächlich sah der Trainer, wie gut Hertha BSC in das Zweitligaduell gegen die SpVgg Greuther Fürth startete. Von einem seelischen oder körperlichen Kater nach der Pokalniederlage war zunächst nichts zu spüren. Wie schon bei den Rheinlandern war es Ibrahim Maza, der in der 5. Minute die erste Großchance nutzte und die Berliner früh in Führung schoss. Eine positive Erkenntnis in dieser Woche: Der 19-jährige, hochbegabte Offensivspieler aus unserem eigenen Nachwuchs beweist bereits Führungsqualitäten im wahrsten Sinne des Wortes.
Hertha wechselt zu früh in den Verwaltungsmodus
Aus Berliner Sicht war es also ein sehr guter Start – wohlgemerkt mit der schwächsten Heimmannschaft der 2. Bundesliga, die seit fünf Pflichtspielen sieglos war und zuletzt am ersten Spieltag einen Dreier vor heimischer Kulisse gefeiert hatte Menge. „Das Spiel hätte für uns kaum schlechter beginnen können“, sagte Fürth-Trainer Jan Siewert nach dem Schlusspfiff am „Sportschau“-Mikrofon. „Aber dann so zurückzukommen, die Fans hinter sich zu bringen und die Bereitschaft zu zeigen, dieses Spiel zu gewinnen – da kann ich nur sagen: Chapeau!“
Auch wenn in der ersten halben Stunde fast alles zu Herthans Gunsten lief, schaltete die Mannschaft von Trainer Fiél in der ersten Halbzeit zu früh auf den reinen Verwaltungsmodus um und geriet zunehmend in gewohnte Muster. Im Zentrum ließ die Berliner Defensivgruppe Fürth vor allem in der Nähe des Strafraums viel zu unbehelligt – und die Personal- und Raumaufteilung war zu oft falsch, insbesondere nach gegnerischen Standardsituationen. Deyovaisio Zeefuik und Jonjoe Kenny verhinderten zunächst mit riskanten Defensivmanövern den Ausgleich, doch am Ende belohnte der umtriebige „Kleeblatt“-Stürmer Noel Futkeu die Hausherren noch vor dem Halbzeitpfiff (38. Minute) mit seinem ersten von zwei Toren an diesem Nachmittag. Wenig überraschend: nach einem stehenden Ball.
Fiél: „Eine Niederlage, die weh tut“
Im Offensivspiel der Berliner spielte Stürmer Luca Schuler im 4-2-3-1-System überhaupt keine Rolle, während Linksaußen Jon Dagur Thorsteinsson erneut Pech hatte. Die wenigen Entlastungsangriffe der Isländer verliefen im wahrsten Sinne des Wortes im Sande. Trainer Fiél reagierte, indem er die beiden Angreifer zum Wiederanpfiff nicht wieder auf den Platz schickte.
Dennoch dominierte Fürth in der zweiten Halbzeit zunächst das Spiel – und Hertha agierte zu harmlos. Futkeu traf in der 55. Minute – nach einem Freistoß – zum 1:2 und setzte die Gäste unter Druck. „Es ist eine Niederlage, die weh tut. Wir fangen gut an und werden dann langsam schlampig und ungenau“, sagte ein sichtlich enttäuschter Fiél nach dem Schlusspfiff. „Wenn wir sehen, wie wir Gegentore kassieren, können wir über Reisestress nicht reden. Wir machen zu viele Fehler und dann wird es für den Gegner einfach.“ Die alte Geschichte, mögen manche Herthaner denken.
Erst in der letzten halben Stunde steigerten sich die Berliner im Ronhof-Sportpark noch einmal – und erzielten mit den eingewechselten Florian Niederlechner und Fabian Reese auch mehrere vielversprechende Tore. Doch das Powerplay der „Alten Dame“ blieb fruchtlos, auch die Ampelkarte für Fürths Verteidiger Maximilian Dietz in der 77. Minute und die Vielzahl an Chancen nach Standardsituationen (zehn Ecken) änderten daran nichts.
Enttäuschende Ergebnisse zwei Spieltage vor Ende der Hinrunde
„Wir haben den Gegner über weite Strecken des Spiels aufgefordert, stark zu werden. Wir haben nicht nach unserem Matchplan gespielt“, analysierte Reese. „Vielleicht hat uns der Wille gefehlt, dieses Spiel wirklich zu gewinnen. Es ist allein unsere Schuld, dass wir nicht gewonnen haben.“
Nach dem dritten Auswärtsspiel innerhalb von neun Tagen spürt die „Alte Dame“ erneut die Gnadenlosigkeit des Fußballsports. Nach einer englischen Woche, die auch positive Nebeneffekte und Erkenntnisse mit sich brachte – insbesondere in Form des Comebacks von Fabian Reese – fällt unter dem Strich ein enttäuschendes Ergebnis aus: ein Sieg, zwei Niederlagen. Der Traum vom Pokalfinale im Olympiastadion bleibt ein Traum, obwohl die Aufstiegsränge in Sicht sind – und doch stehen nach derzeitigem Stand bereits sieben Konkurrenten zwischen Hertha BSC und einer möglichen Rückkehr ins deutsche Fußball-Oberhaus. Es ist die alte Geschichte.
Bis zur Winterpause und dem Ende der Hinrunde der Saison 2024/25 steht den Berlinern noch das Heimspiel gegen den abstiegsbedrohten Aufsteiger Preußen Münster bevor – was man im Fußballjargon als „Pflichtaufgabe“ bezeichnen kann – und Dann, am vierten Advent, steht das Gastspiel bei Hannover 96 auf dem Programm. „Unsere Aufgabe ist es, unser Bestes zu geben, um Punkte zu holen“, sagte Cristian Fiél nach der Niederlage in Fürth. „Es sind noch zwei Spiele übrig – die wollen wir möglichst erfolgreich bestreiten. Dafür braucht es aber unterschiedliche Leistungen.“
Ausstrahlung: Antenne Brandenburg, 07.12.2024, 16:00 Uhr