Versicherungen haften nicht immer
Erhitzen mit Wasserstoff: Warnung vor Explosionsgefahr
15. Oktober 2025 – 8:54 UhrLesezeit: 3 Minuten

Der Einbau einer sogenannten H2-Ready-Heizung ist laut Heizungsgesetz zulässig. Wer dies jedoch tut, sollte einige Vorsichtsmaßnahmen treffen.
In Deutschland heizt noch immer die Hälfte der Haushalte mit Erdgas. Bei den meisten Heizgeräten handelt es sich um Zentralheizungen, Branchenangaben zufolge handelt es sich bei rund zehn Prozent jedoch um Gas-Fußbodenheizungen. Bis 2045 werden jedoch fossile Brennstoffe zum Heizen verboten, so dass diese Geräte sukzessive ersetzt und umgerüstet werden müssen. Insbesondere in Gebäuden – häufig Mehrfamilienhäusern – mit Fußbodenheizung bedeutet dies, dass möglicherweise eine Umstellung von dezentraler auf zentrale Heizung vorgenommen werden muss.
Deshalb finden viele Gebäudebesitzer eine Lösung besonders reizvoll: den Einbau bzw. die Umstellung auf Wasserstoff. Statt Erdgas würde künftig Wasserstoff durch die Gasnetze fließen. Damit bleibt der Einsatz einer Gasheizung weiterhin eine Option.
Auch im Wärmegesetz – eigentlich Gebäudeenergiegesetz – sind Wasserstoffheizungen ausdrücklich zugelassen. Bisher gibt es keine Systeme, die 100 Prozent Wasserstoff nutzen, und auch das Wasserstoffnetz existiert (noch) nicht. Allerdings gibt es H2-Ready-Heizgeräte zu kaufen, also Systeme, die später auf 100 Prozent Wasserstoff umgerüstet werden können. Diese sind zudem in der Anschaffung günstiger als andere Systeme, z. B. im Vergleich zu einer Wärmepumpe.
Doch wer künftig auf Wasserstoff umsteigen möchte, sollte neben den zu erwartenden erheblichen Mehrkosten auch die Sicherheit der Systeme berücksichtigen. Davor warnt auch ein neuer Bericht des Fraunhofer-Instituts im Auftrag der Klimaschutzorganisationen GasWende und Greenpeace. Betreiber von H2-Heizungsanlagen müssten darauf achten, dass je nach Alter und Zustand des Gebäudes auch Gasleitungen, Gaszähler und andere Komponenten ausgetauscht werden müssten, um wasserstoffverträglich zu sein.
Denn H2-Moleküle sind kleiner als Erdgasmoleküle und können daher schneller entweichen. Wasserstoff ist außerdem leichter entzündlich als Erdgas und birgt daher bei einem Leck ein höheres Explosionsrisiko. Allerdings hat H2 gegenüber Erdgas auch einen Vorteil: Bei der Verbrennung von H2 entsteht kein Kohlenmonoxid, sodass keine Vergiftungsgefahr besteht.
Um die Gefahr eines H2-Austritts abzuwenden, müssen im Haus spezielle Sensoren und Messgeräte angebracht werden. „Der Einbau von Durchflussbegrenzern, eine zusätzliche Raumbelüftung, die Platzierung von Zählern außerhalb des Gebäudes und die regelmäßige Prüfung bestehender Leitungen reduzieren die Wahrscheinlichkeit des Eintretens kritischer Szenarien deutlich“, schreiben die Fraunhofer-Autoren. Würden diese Sicherheitsmaßnahmen getroffen, wäre die Gefahr nach Ansicht von Experten „kontrollierbar“. Doch diese Maßnahmen kosten auch Geld.
Ob Gasleitungen ausgetauscht werden müssen, hängt dem Bericht zufolge maßgeblich vom Alter und Material der Leitung im jeweiligen Gebäude ab. Aufgrund der geringeren Moleküldichte muss mehr Wasserstoff durch die Leitung fließen, um den gleichen Heizeffekt zu erzielen. „Um diesen höheren Volumenstrom zu erreichen, gibt es theoretisch zwei Möglichkeiten: Entweder wird der Gasdruck erhöht, während die Rohrdurchmesser gleich bleiben, oder die Rohrdurchmesser werden vergrößert, während der Gasdruck unverändert bleibt.“ Bei beiden Varianten müssten Komponenten ausgetauscht werden, was teilweise mit hohen Kosten verbunden sei.
Auch ältere Gebäude (1970er Jahre und älter) sind häufig mit verzinkten Stahlrohren ausgestattet, die mit Bleidichtungen versehen sind und nicht immer H2-beständig sind. Das bedeutet im schlimmsten Fall, dass Gasleitungen komplett neu verlegt werden müssten, um Wasserstoff überhaupt fördern zu können.