Kommissare verlassen ARD-Krimi
Der „Tatort“ und das Problem mit dem Alter
Aktualisiert am 2. November 2025 – 18:26 UhrLesezeit: 3 Minuten
Im Jahr 2026 scheiden sechs „Tatort“-Kommissare aus, fünf davon sind über 60. Sie werden durch jüngere Schauspieler ersetzt. Der ARD-Krimi wird jünger – aber auch besser?
Corinna Harfouch, eine der ältesten Ermittlerinnen, verlässt den „Tatort“. Der 70-Jährige verlässt die Serie bereits nach sechs Folgen. Die Schauspielerin schließt sich einer Reihe von Abgängen wie Miroslav Nemec, Udo Wachtveitl, Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser an. Alle sind deutlich über 50. Die Kommissare werden meist durch jüngere Schauspieler ersetzt. Hat Deutschlands beliebtester Kriminalroman ein Problem mit dem Älterwerden?
Die Antwort lautet: Nein. Denn tatsächlich ist der „Tatort“ in den letzten Jahren immer älter geworden. Während die Kommissare im Jahr 2004 durchschnittlich 47 Jahre alt waren, sind sie zwei Jahrzehnte später, im Jahr 2024, bereits 52 Jahre alt. Ein Alter, das immer noch nicht hoch ist, aber der Trend geht dahin, dass man sich fragen muss, wie realistisch alternde Kommissare wirklich sind.
Ziel des „Tatorts“ war und ist es, Lebenssituationen im deutschsprachigen Raum möglichst realistisch abzubilden. Auf die Frage von t-online, welches Ziel sich die ARD bei der Zusammenstellung der einzelnen Teams gesetzt hat, lautete die Antwort: „Die ‚Tatort‘-Reihe ist seit jeher thematisch und inhaltlich ein Abbild der bundesrepublikanischen Gesellschaft und möchte dies natürlich auch in ihren unterschiedlichen Kommissarfiguren widerspiegeln, die in der Vergangenheit bis heute immer unverwechselbar und oft stilprägend waren.“ Die jeweiligen Redaktionen achten bei der Terminvergabe auf „verschiedenste Kriterien, die unsere Gesellschaft prägen und unsere Lebenswirklichkeit erfassen“.
Und was bedeutet das konkret? Wenn Corinna Harfouch im Frühjahr 2026 zum letzten Mal ermittelt, wird sie 71 Jahre alt sein. Harald Krassnitzer wird im Jahr seines „Tatort“-Ausstiegs 66 Jahre alt, Adele Neuhauser 68. Miroslav Nemec wird 2026 72 Jahre alt, sein Münchner Kollege wird 68 Jahre alt.
Doch die Realität innerhalb der deutschen Polizei sieht anders aus. Im Jahr 2011 lag das Renteneintrittsalter der Kommissare bei 60 Jahren. Heute liegt die Regelaltersgrenze nach dem Beamtenpensionsgesetz bei 62 bis 65 Jahren, wobei es für den Polizeidienst ggf. Sonderregelungen geben kann. Da durch Schichtarbeit oder Einsatzrisiko zusätzliche Belastungen entstehen, führt dies oft zu einem noch früheren Renteneintritt. Die vier Kommissare, die nächstes Jahr ausscheiden, passen sozusagen nicht mehr in einen realitätsnahen „Tatort“. Warum davon auszugehen ist, dass der Abgang der Wiener Kommissare möglicherweise nicht ganz freiwillig erfolgte, können Sie hier nachlesen.
