Washington. Anderthalb Monate vor der US-Wahl ist das Rennen zwischen Donald Trump und Kamala Harris so spannend wie nie. Was die aktuellen Umfragen sagen.
Kamala Harris und Donald Trump liefern sich im Kampf ums Weiße Haus ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Erst das TV-Duell vor zig Millionen Amerikanern, dann ein zweiter misslungener Mordanschlag auf die Republikanerin – es sind erneut Dinge geschehen, die dem Wahlkampf eine neue Richtung geben könnten.
Aber die Zahlen haben nichts verändert. Neue Umfragen in der heiß umkämpften Swing States stützen die Annahme, dass am Ende nur wenige Stimmen darüber entscheiden könnten, wer die US-Wahl am 5. November gewinnt.
Capital Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE-Zentralredaktion
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Ereignisse, die Wähler beeinflussen, werden in der Regel erst mit einer Zeitverzögerung im Ergebnisse der UmfrageAllein die Durchführung einer repräsentativen Umfrage dauert mehrere Tage. Auch nach dem Parteitag der Demokraten hatte Harris in den Umfragen keinen nennenswerten Sprung nach vorne machen können. Unterdessen hoffen die Republikaner seit Wochen, dass die „Flitterwochenphase“ der 59-Jährigen bald zu Ende geht. Einen echten Rückschlag hat Harris seit Beginn ihres Wahlkampfs aber nicht erlitten.
Kamala Harris vs. Donald Trump: Was sagen die aktuellen Umfragen
Anders als in Deutschland liegt der Fokus in den USA nicht nur auf einzelnen Umfragen. Die Umfragen fließen auch in komplizierte mathematische Modelle ein, die den Ausgang der Wahl möglichst präzise vorhersagen sollen. So werden die Umfragen beispielsweise unterschiedlich gewichtet, unter anderem nach Stichprobengröße und historischer Genauigkeit. Gleichzeitig sollen systematische Verzerrungen berücksichtigt und ausgeglichen werden.
Der „New York Times“ und die Website FünfunddreißigAcht (538) sind führend auf diesem Gebiet. Wir zeigen, wen sie derzeit als führend ansehen.
Landesweite Umfragen (Stand 22. September, Vergleich zum 9. September): Trump holt Harris ein
Wenn die gesamte Bevölkerung der USA den Präsidenten direkt wählen würde, Kamala Harris hatte noch immer die Nase vorn. Nach der TV-Debatte gegen Donald Trump, die sie nach Ansicht der meisten Experten klar gewonnen hatte, verschoben sich die Zahlen leicht zugunsten der Demokratin. Eine radikale Verschiebung der Wählerstimmen gab es jedoch nicht.
- New York Times: Harris 50 Prozent (+1, vgl. 9.9.), Trumpf 47 Prozent (+0)
- 538: Harris 48,4 Prozent (+1,2), Trumpf 45,5 Prozent (+1,2)
Swing States (Stand 9. September, verglichen mit 27. August): Harris und Trump meist Kopf an Kopf
In den USA ist die Wahlkollegium der Präsident. Dieser besteht aus dem 538 Wählerdie von den Bundesstaaten entsandt werden. Wer sich die Stimmen von mindestens 270 Wahlmännern sichert, gewinnt die Wahl. Da die meisten Bundesstaaten entweder fest in demokratischer oder republikanischer Hand sind, kommt es am Ende auf die wenigen sogenannten Swing States Hier liegen die Kandidaten beider Parteien traditionell näher beieinander. Wer ins Weiße Haus einziehen will, muss dort punkten.
Den Umfragemodellen zufolge sind die Margen in den Swing States derzeit so gering, dass kein Sieger mit einiger Sicherheit vorhergesagt werden kann. Pennsylvania gilt als Schlüsselstaat. Dort wurden jüngst mehrere neue Umfragen veröffentlicht, die aber vor allem bestätigten, was schon vorher feststand: Es bleibt ein knappes Rennen. Gewinnt Harris in dem Staat und behauptet die sogenannte „Blaue Mauer“, erhält sie vermutlich 270 Wahlmännerstimmen. Verliert sie dort, muss sie unbedingt im Sun Belt, in den Südstaaten, punkten. Vor allem in North Carolina könnte Harris eine Chance haben, wo ein Pornoskandal um den republikanischen Gouverneurskandidaten Mark Robinson Schlagzeilen macht.
Pennsylvania (19 Wahlmänner, 2020: Biden)
- New York Times: Harris 50 Prozent (+1), Trump 48 Prozent (+0)
- 538: Harris 48,3 Prozent (+1,9), Trump 46,8 Prozent (+1,1)
Wisconsin (10 Wahlmänner, 2020: Biden)
- New York Times: Harris 50 Prozent (+0), Trump 48 Prozent (+1)
- 538: Harris 48,5 Prozent (+0,8), Trump 46,6 Prozent (+1,8)
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Michigan (15 Wahlmänner, 2020: Biden)
- New York Times: Harris 50 Prozent (+1), Trump 47 Prozent (+0)
- 538: Harris 48,6 Prozent (+1,8), Trump 45,9 Prozent (+1,0)
Arizona (11 Wahlmänner, 2020: Biden)
- New York Times: Harris 48 Prozent (+0), Trump 48 Prozent (+0)
- 538: Harris 47,0 Prozent (+1,2), Trump 47,5 Prozent (+1,4)
Georgia (16 Wahlmänner, 2020: Biden)
- New York Times: Harris 47 Prozent (-1), Trump 49 Prozent (+1)
- 538: Harris 47,1 Prozent (+0,5), Trump 48,0 Prozent (+1,8)
Nevada (6 Wahlmänner, 2020: Biden)
- New York Times: Harris 48 Prozent (+0), Trump 48 Prozent (+0)
- 538: 47,3 Prozent (+1,3), Trump 46,7 Prozent (+1,3)
North Carolina (16 Wahlmänner, 2020: Trump)
- New York Times: Harris 48 Prozent (+0), Trump 48 Prozent (+1)
- 538: 47,4 Prozent (+1,2), Trump 47,5 Prozent (+1,2)
Joe Biden hatte die Wahl 2020 Auf den ersten Blick siegte er am Ende recht deutlich. Landesweit erhielt er fast sieben Millionen Stimmen mehr. Im Electoral College schlug sich das in 306 zu 232 Wahlmännerstimmen nieder. Doch in einigen Swing States war Trump nicht weit davon entfernt. In Georgia trennten die beiden Kontrahenten weniger als 12.000 Stimmen.