Er war ein echtes Gesicht der Bundesliga und erlebte spannende Zeiten sowohl bei Fortuna Köln als auch beim 1. FC Köln. Der ehemalige Spieler, Trainer und Manager Hannes Linßen ist tot. Er war 76 Jahre alt.
Der in Wachtendonk geborene Mittelfeldspieler kam 1974 vom MSV Duisburg zur Fortuna, mit dem er zehn Jahre in Folge in der zweiten Liga spielte und über 300 Spiele absolvierte.
Hannes Linßen bestritt über 300 Spiele für Fortuna Köln
Sein größter Erfolg in dieser Ära war das Erreichen des DFB-Pokalfinales 1983, das der 1. FC Köln mit 1:0 gegen die Südstädter gewann.
Bundesliga-Geschichte schrieb er auch, als er am 22. Januar 1971 im Spiel der Rot-Weiß Oberhausen gegen den MSV Duisburg die erste Gelbe Karte überhaupt in der Bundesliga sah. Dies war jedoch falsch, da Schiedsrichter Horst Bonacker ihn mit seinem Teamkollegen Djordje Pavlić verwechselte, der wegen Beschwerde eine gelbe Karte erhielt.
In der Saison 1973/74 kassierte der Spieler mit der Sturmfrisur am Ende satte elf gelbe Karten. Dies war ein Grund, warum der DFB-Spielausschuss erstmals das Thema Sperren nach Verwarnungen diskutierte.
Nach seiner aktiven Karriere übernahm er 1984 das Traineramt bei der Fortuna. Im Oktober 1986 wurde er entlassen, ein halbes Jahr später jedoch von Vereinspräsident Jean Löring erneut als Trainer verpflichtet.
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Zwei Gesichter von Fortuna Köln: Trainer Hannes Linßen (l.) neben Mäzen Jean Löring.
„Er hatte großes Fachwissen und Ehre, war unkompliziert und konnte auch mit einem Augenzwinkern wunderbare Geschichten erzählen“, sagt der Südstadt-Künstler Cornel Wachter zu EXPRESS.de. „Ich habe ihn einmal als Diener zweier Herren dargestellt, weil er als Trainer sich selbst und auch unserem mächtigen Gönner Löring gehorchen musste.“
Nachdem er Ende August 1989 von der Fortuna zurückgetreten war, holte ihn Erich Rutemöller als einen seiner beiden Co-Trainer zum 1. FC Köln. „Ich habe ihn sehr geschätzt. Sein Tod ist eine traurige Nachricht. Hannes war ein humorvoller und netter Mensch. Der Verlust schmerzt sehr“, sagte er zu EXPRESS.de.
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Nach Rutemöllers Entlassung im August 1991 übernahm Sportdirektor Udo Lattek das Training der Mannschaft. Danach hatte Linßen kommissarisch die Leitung inne, bis Jörg Berger verpflichtet wurde.

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Hannes Linßen (r.) als Co-Trainer neben Jörg Berger im UEFA-Pokal-Spiel des 1. FC Köln 1992 gegen Celtic Glasgow.
Auch diese Episode war nur von kurzer Dauer. Von 1993 bis Oktober 1995 trainierte er erneut den SC Fortuna Köln. Anschließend wechselte er für zwei Jahre zum FC Gütersloh. Er selbst bezeichnete die Truppe damals als „Sammlung von Pflegefällen“ mit Ansgar Brinkmann, Willi Landgraf und Dirk van der Veen.
1998 wurde er schließlich vom 1. FC Köln als Sportdirektor verpflichtet. Zu dieser Zeit war Bernd Schuster Trainer und die Zuschauerzahlen gingen stetig zurück. Das damalige Budget sah 13.000 Fans pro Spiel vor. Es folgten stürmische Zeiten, trotz des Wiederaufschwungs im Jahr 2000.

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Im Februar 2025 besuchte Hannes Linßen wie immer mit seiner Frau die Karnevalssitzung des 1. FC Köln.
Aufgrund anhaltender Misserfolge trat Linßen am 11. Februar 2002 freiwillig zurück, zwei Wochen nachdem Trainer Ewald Lienen gehen musste. Wie es sich für Köln gehört, an einem Rosenmontag.
Damals gab er Präsident Albert Casper zum Abschied zwei Tipps: Er solle Andreas Rettig als Nachfolger verpflichten und Friedhelm Funkel als Trainer holen. Linßen distanzierte sich daraufhin vom Profigeschäft, war aber bis vor Kurzem beispielsweise beim FC-Karnevalstreffen zu Gast. Jetzt erreichten seine langjährigen Weggefährten die traurige Nachricht.
 
			 
					