Putins schlimmster Albtraum: Eine tanzende Frau (!) in einem Halloween-Kostüm (!) bei einem Rave in Kiew (!!).Bild: AP / Julia Demaree Nikhinson
International
Für den Kreml ist Halloween satanisch und, vielleicht noch schlimmer, durch und durch amerikanisch. Im ganzen Land gibt es daher Rufe nach Verboten.
31. Oktober 2025, 07:5031. Oktober 2025, 07:50
Traditionelle Werte sind in vielen Ländern ein wertvolles Gut. Allerdings ist kaum ein Regime so darauf fixiert wie das russische Regime unter Wladimir Putin. Neue Einflüsse gelten als Bedrohung für die Kultur des Landes, insbesondere wenn sie aus dem Westen kommen.
Halloween ist in mehrfacher Hinsicht ein Warnsignal für den Kreml. Denn so wie es in vielen Teilen der Welt gefeiert wird – mit gruseligen Kostümen, geschnitzten Kürbissen und Bräuchen wie Süßes oder Saures – stammt es aus den USA, dem Erzfeind des russischen Regimes.
Die keltischen Wurzeln des Festes, auf die auch die gruseligen Kostüme zurückgehen, veranlassen Putins Sittenwächter auch dazu, Halloween als satanisch darzustellen.
Auch in diesem Jahr fordern Politiker und Aktivisten erneut die Absage der Feierlichkeiten im Land. Sie würden die „traditionellen Werte“ Russlands verletzen und der Psyche von Kindern schaden. Den Organisatoren wurde sogar die angebliche „Förderung des Satanismus“ angezeigt – der in Russland mittlerweile offiziell verboten ist, berichtet das unabhängige russische Nachrichtenportal „Meduza“.
Halloween in Russland: Politiker sehen Tradition in Gefahr
Dementsprechend wandte sich die Sozialkammer der Republik Burjatien im Fernen Osten Russlands am 26. Oktober an Lehrer in der Region. Eltern sollten dagegen sein, dass sich ihre Kinder als „Hexen, Skelette oder Zombies“ verkleiden. Die Darstellung „böser Charaktere“ sei angesichts der angeblich zunehmenden Aggression junger Menschen unangemessen. Darüber hinaus hat Halloween keine Wurzeln in russischen Traditionen und lenkt Kinder von „nationalen Werten“ ab.
Auch in anderen Regionen des Landes gibt es Widerstand. In Jekaterinburg führt Alexei Malyonkin, ein Veteran des Ukrainischen Krieges und Anführer der Common Cause-Bewegung, eine Kampagne gegen Halloween an. Er bezeichnet das Fest als „schädliche Nachahmung westlicher Bräuche“, die psychische Probleme verursacht und gegen moralische Normen verstößt. Zusammen mit besorgten Eltern reichte er sogar eine Beschwerde gegen die örtlichen Veranstalter ein.
Auch in Krasnojarsk im Süden des Landes fordert Stadtrat Semjon Senderski ein Halloween-Verbot:
„Das ist keine Feier. Das ist eine Monstrosität. Ein perverses Spiel von Tod und Gewalt, getarnt als Unterhaltung.“
Ähnliches ist aus den russisch besetzten Gebieten der Ukraine zu hören. In Donezk forderte der von Moskau ernannte Bürgermeister Alexei Kulemsin die Unternehmen auf, Halloween nicht zu feiern. Der Feiertag sei „der orthodoxen Kultur fremd“ und widerspreche den historischen und kulturellen Werten Russlands. Stattdessen sollte man „Volkshelden“ feiern und traditionelle Familientreffen fördern.
Allerdings finden solche Forderungen im Moskauer Parlament keine Mehrheit. Der einzige Abgeordnete, der sich dafür aussprach, war Vitaly Milonov, der bereits für seine provokativen Forderungen bekannt ist. Er nannte Halloween eine Form des „Sektierertums“ und schlug vor, dass sich Feiernde als „erbliche Druiden“ registrieren lassen sollten.
Die Ablehnung von Halloween ist in Russland nicht neu. Bereits 2013 wurde der Feiertag in der Region Omsk unter dem Vorwand der „Bekämpfung des Extremismus“ verboten. Untersuchungen der Russischen Akademie für Pädagogik stuften Halloween als „Todeskult“ ein, der sich negativ auf die Entwicklung von Kindern auswirkte.
Doch Halloween durch russische Alternativen zu ersetzen, hat bisher nirgendwo im Land funktioniert. Vorschläge wie ein „Thanksgiving-Fest“ oder eine „Nacht der geheimnisvollen Geschichten“ fanden keinen Anklang.
 
			 
					