Saal – In den Produktionshallen der Schokoladenfabrik Halloren werden künftig nicht mehr nur Süßigkeiten produziert. „Unsere Branche nimmt die Kerne aus einer Frucht und wirft die Frucht dann weg. Das klingt für mich nicht besonders nachhaltig“, sagte Firmenchef Darren Ehlert im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Halloren wolle es anders machen – aus Überzeugung, sagt der gebürtige Amerikaner. Das Sortiment soll um Alternativprodukte erweitert werden.
Aus der Kakaobohne könne man viel mehr machen als nur Schokolade, betont Ehlert. „Eine Kakaobohne besteht zu mehr als 50 Prozent aus Fett. Nur ein Beispiel für einen Teil der Bohne, der sich für viele verschiedene Dinge verwenden lässt.“ Er und sein Team haben aus dem Fruchtfleisch und weiteren Bestandteilen alternative Produkte entwickelt, etwa eine Kosmetiklinie.
Video: Halloren Erlebniswelt Halle: Besuch in Deutschlands ältester Schokoladenfabrik
(Kamera: Jessica Quick, Schnitt: Christian Kadlubietz)
Schokolade ist in Deutschland eine Wirtschaftsmacht
Neben Halloren produzieren in Deutschland auch die Thüringer Unternehmen Viba, Rausch und Alfred Ritter Schokolade. Nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums ist Deutschland einer der größten Exporteure von Schokoladenprodukten weltweit. Knapp zehn Prozent der weltweiten Kakaoernte werden in Deutschland verarbeitet.
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Bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitsideen sieht Ehlert für sein Unternehmen, das nach eigenen Angaben die älteste Schokoladenfabrik Deutschlands ist, gegenüber größeren Schokoladenherstellern einen Vorteil: Halloren müsse nicht in Quartalszahlen denken, „sondern langfristig. Wir sind flexibler“, sagt er.
Alternative Produkte aus der Kakaobohne – Innovation bei Halloren
Sein Unternehmen hatte jüngst angekündigt, einen Teil der Belegschaft in Kurzarbeit zu schicken. Grund dafür seien nicht nur gescheiterte Preisverhandlungen mit einem Großkunden in Deutschland gewesen, sondern auch, dass sich die Kosten für den Rohstoff Schokolade um das Zwei- bis Dreifache erhöht hätten, so der Firmenchef. Hinzu kamen höhere Kosten für Energie und Verarbeitung.
Umsetzen heißt Lösungen finden
Halloren produzierte früher nicht nur die bekannten Halloren-Kugeln, sondern auch Fruchtkaramellen und gefüllte Schokoriegel. Das Unternehmen verfügt über zwei Produktionsstandorte: einen in Halle und einen im sächsischen Delitzsch.
In den vergangenen Monaten seien er und sein Team immer wieder an Grenzen gestoßen, sagte Ehlert. So sei etwa die Kakaobutter für die Kosmetiklinie nicht in der Form verfügbar gewesen, wie sie eigentlich benötigt werde. „Wir scheitern immer noch in der Lieferkette.“ So bräuchten die Kakaobauern Kühlmöglichkeiten, um unterschiedliche Teile der Bohne und Frucht einzeln ausliefern zu können.
Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa
Klar ist, dass die neuen Halloren-Produkte in einer Zeit auf den Markt kommen, in der die Menschen nicht gedankenlos konsumieren – sie achten bei Konsumgütern beispielsweise eher auf ihr eigenes Geld als auf Luxus oder Nachhaltigkeit. Auch in dieser Zeit müsse man darüber nachdenken, wie man umweltfreundlicher produzieren könne, sagt Ehlert. Für ihn ist das Thema viel größer als eine vorübergehend schwierige wirtschaftliche Phase. „Das ist ein Generationenprojekt, kein kurzfristiges. Ich will langfristig denken und Veränderungen schaffen“, ist er überzeugt.