Spannender könnte das Finale der Schachweltmeisterschaft in Singapur kaum sein. Es ist ein Unentschieden zwischen dem indischen Dommaraju und dem chinesischen Liren. Am Ende könnte ein Play-off entscheiden.
Die beiden Spieler sitzen in einer schalldichten und undurchsichtigen Glasbox. Nichts sollte Ihre Konzentration stören.
Im Publikum eines Luxushotels auf Sentosa Island in Singapur sind viele Kinder. Ein Vater spielt mit seiner Tochter und seinem Sohn auf einem Miniaturschachbrett. Ein Junge verfolgt den kommentierenden Livestream auf seinem Handy.
Zum ersten Mal sitzen sich bei der Schachweltmeisterschaft zwei Asiaten gegenüber.
Das Publikum ist über den Favoriten gespalten
Der 18-jährige Gukesh aus Indien ist der jüngste Herausforderer der Geschichte. Viele Beobachter räumen ihm gute Chancen ein. Er trifft auf den 32-jährigen Ding Liren aus China. Er übernahm den Titel im vergangenen Jahr – vom Weltranglistenersten Magnus Carlsen.
Der Chinese Ding ist der Favorit unter den Zuschauern in Singapur. Viele hoffen das Beste für ihn. Er hatte eine schwierige Zeit. Der 32-Jährige kämpfte nach seinem Weltcup-Sieg im April vergangenen Jahres mit psychischen Problemen, schlief schlecht und wurde zweimal in einer Klinik behandelt. Seit Anfang des Jahres steht die Chinesin wieder auf der Schachbühne, hat aber eine Partie nach der anderen verloren. Dennoch zeigte er bei der WM bislang gute Nerven.
Auf der Seite des 18-jährigen Gukesh gibt es besonders viele junge Fans, wie etwa den zehnjährigen Alexander. „Ich finde ihn großartig. Er hat keine Angst davor, gegen einen so starken Gegner anzutreten.“ Auch der sechsjährige Shayne aus Hongkong will Schachweltmeister werden. Er hat bereits viele Trophäen im Bücherregal seines Kinderzimmers stehen. „Ich mag Schach, weil es mein Gehirn richtig arbeiten lässt.“
In manchen Schulen ist Schach Pflichtfach
Aus diesem Grund ist Schach an der Overseas Family School in Singapur Pflicht. Zumindest vom Kindergarten bis zur 5. Klasse. Dijana Dengler unterrichtet dort. „Man kann durch Schach viele Fähigkeiten trainieren, wie z. B. Vorausdenken, perspektivisches Denken, Rückwärtsdenken. Wenn ich ein Problem habe, zum Beispiel in Mathe, wie kann ich es lösen? Die Kinder lernen auch, Muster zu erkennen.“ auch wichtig im Leben.
Sie kritisiert, dass Schach auch heute noch ein Männersport sei. Als sie vor etwa 20 Jahren mit dem Schachspielen begann, war sie das einzige Mädchen. „Die Jungen sagten, dass die Mädchen keine Ahnung hätten, dass sie kleine Gehirne hätten. Und ich wollte ihnen zeigen, dass das nicht stimmt.“ Sie trainierte und gewann Turniere. Auch die Preise für Männer. „Für Frauen gab es als Preis einen schönen Stift und eine Rose. Für Männer gab es Geld.“
Das Preisgeld beträgt 2,5 Millionen US-Dollar
Auch bei dieser Weltmeisterschaft gibt es viel Geld zu gewinnen. 200.000 pro gewonnenem Spiel, insgesamt 2,5 Millionen US-Dollar. Das Duell ist auf bis zu 14 Spiele angesetzt. Für jeden Sieg gibt es einen Punkt. Die Hälfte für jede Ziehung. Der Spieler, der zuerst 7,5 Punkte erreicht, wird Weltmeister. Bleibt es beim Gleichstand wie zur Halbzeit, entscheidet ein Play-off.
Wer ist der Favorit für WM-Moderator und Schachgroßmeister Maurice Ashley? Die Dinge erweisen sich als stärker, als viele erwartet hatten. Der junge Gukesh beeindruckt ihn. „Seine Gelassenheit ist unübertroffen. Ich schaue ihn an und denke, der Typ muss 38 sein. Wie kann man so ruhig, gefasst und gefasst sein, wenn man um den Weltmeistertitel und zweieinhalb Millionen Dollar spielt!“
Zudem ist Gukesh noch nicht auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Er ist 18. Schachspieler erreichen ihren Höhepunkt erst mit 30 Jahren. Wenn der Inder Gukesh diese Weltmeisterschaft also nicht gewinnt, wird er wahrscheinlich eine weitere Chance auf den Weltmeistertitel bekommen. Zur Halbzeit steht es unentschieden.