Lange Kolonnen von Rettungs- und Katastrophenschutzfahrzeugen sorgen heute in Südhessen für einen ungewöhnlichen Anblick. In einer Großübung üben sie das Fahren in der Gruppe und die Koordination zwischen den Einsatzkräften.
„Was ist los?“ Das dürften sich viele Verkehrsteilnehmer in Südhessen am Sonntag fragen, wenn sie rund 140 Einsatzfahrzeuge mit Blaulicht auf der Straße sehen. Die Kolonnen sind Teil der Großübung AXIS 25 des Rettungsdienstes und Katastrophenschutzes.
Das Fahren in einer Kolonne erfordert Übung
„Bei AXIS 25 handelt es sich um eine Marsch- und Sammelplatzübung von Katastrophenschutzeinheiten, die das Fahren im geschlossenen Verband im südhessischen Raum üben“, sagt Yannis Karle, Pressesprecher der Übung. Es geht um Koordination und Kommunikation zwischen den einzelnen Organisationen. Aber auch das fahrerische Können in solchen Ausnahmesituationen wird geübt.
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00:40 Min||Stefanie Hofmann
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„Hintereinander zu fahren klingt zunächst einfach“, sagt Karle. Doch angesichts des besonderen Tempos und der Distanzen muss man gut aufeinander achten. „Außerdem gilt man nach der Straßenverkehrsordnung als Verein und damit als Fahrzeug.“
Rund 350 Menschen in 140 Autos
Fahren beispielsweise die ersten Fahrzeuge einer solchen Kolonne bei grünem Licht über eine Kreuzung und schaltet die Ampel auf rot, dürfen alle anderen Fahrzeuge der Kolonne die Kreuzung trotzdem überqueren. „Das ist eine Situation, in der Rücksichtnahme auf alle Verkehrsteilnehmer geboten ist, um keinen Unfall zu provozieren“, sagt Karle.
An der Übung nehmen rund 350 Personen der Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH), des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), des Arbeiter-Samariter-Bunds (ASB), der Malteser Hilfe (MHD) und des Technischen Hilfswerks (THW) teil. Die Feuerwehren unterstützen mit Material, sind aber aus organisatorischen Gründen selbst nicht vor Ort.
Start in Babenhausen
Die Fahrzeuge versammelten sich zunächst gegen 8 Uhr morgens in einem sogenannten Bereitstellungsbereich in Babenhausen (Darmstadt-Dieburg). Ab 10 Uhr morgens machen sich Marschgruppen von jeweils 15 bis 30 Fahrzeugen in gestaffelten Marschgruppen auf den Weg zur Strecke. Sie führt durch die Landkreise Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau, Bergstraße, Odenwaldkreis und die Stadt Darmstadt, wie der Kreisbrandinspektor für Darmstadt-Dieburg, Matthias Maurer-Hardt, erklärt.
Die Gruppen treffen sich um die Mittagszeit in Heppenheim (Bergstraße). Von dort aus nehmen wir einen anderen Weg zurück nach Babenhausen. Die Übung endet gegen 18 Uhr. Die Marschgruppen sind gemischt und bestehen aus Fahrzeugen unterschiedlicher Art und Größe.
Vom Pkw bis zum 40-Tonner ist alles dabei
„Von einfachen Autos über Krankenwagen und 3,5 Tonnen bis hin zu großen LKWs bis 40 Tonnen haben wir alles“, sagt Karle. Und Maurer-Hardt ergänzt: „Beteiligt ist alles, was der Katastrophenschutz in Hessen zu bieten hat, von Rettungswagen, Rettungswagen, sogenannten Gerätewagen, Sanitäts- und Pflegediensten.“
Damit die Kolonne von anderen Verkehrsteilnehmern als solche erkannt wird, befindet sich auf der Fahrerseite eine einheitliche Markierung in Form einer blauen Flagge. Nur das letzte Fahrzeug hat eine grüne Flagge. Beeindruckend ist, dass die Fahrzeuge ihr Blaulicht einschalten.
Doch die Sirene bleibt ausgeschaltet, wie Karle noch einmal betont. „Da es sich nicht um eine Notfahrt handelt, fahren die Fahrzeuge nicht mit Sondersignalen und halten sich klar an die entsprechenden Geschwindigkeiten. Sie fahren sogar etwas niedriger.“ Es gibt auch keine Sonderrechte für die Spalte.
Nicht überholen, nicht einfädeln
Andere Verkehrsteilnehmer werden jedoch zu besonderer Rücksichtnahme gebeten. Gerade auf einspurigen Straßen dürfe man zum Beispiel nicht einfach eine Kolonne überholen, sagt Karle. „Da die Kolonne als ein Fahrzeug gilt, müsste man sie am Stück überholen und das ist bei so extrem langen Fahrzeugkolonnen natürlich ein großes Risiko.“
Sie sollten auch nicht versuchen, sich zwischen den Konvoifahrzeugen hindurchzuzwängen. „Je nachdem, wie groß die Abstände sind, kann es sein, dass der Mindestabstand zum Vordermann nicht mehr eingehalten werden kann.“
Den Veranstaltern ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass es sich um eine Übung und nicht um einen Notfall handelt. Zudem könnte es auf den Marschstrecken zu Verkehrsbehinderungen kommen.
Einzigartig in dieser Form
Die Idee zu AXIS 25 entstand in einer Arbeitsgruppe der beteiligten Organisationen. Ziel war es, die Verlagerung großer Fahrzeuggruppen über mehrere Bezirke hinweg zu üben und die Kommunikations- und Managementstrukturen zu optimieren. Dies ist in diesem Ausmaß wohl einmalig in Südhessen.
„Wir schulen intern sehr streng und sehr akribisch, denn natürlich geraten unsere Fahrer immer wieder in besondere Situationen“, sagt Karle, der selbst beim Malteser-Hilfsdienst arbeitet. Weder er noch Maurer-Hardt können sich an eine Übung dieser Größenordnung erinnern.
Editor:
Uwe Gerritz
Übertragen:
Std.4,
Quelle: hessenschau.de
