Die Kunststoffherstellung ist dem wirtschaftlichen Druck nicht mehr gewachsen. Drei Standorte melden Insolvenz an – besonders betroffen ist die Diepersdorfer Zentrale mit 830 Mitarbeitern.
Diepersdorf – Die Autokrise trifft das nächste Unternehmen mit voller Wucht. Der Zulieferer Plastic Manufacturing aus Diepersdorf bei Nürnberg hält dem wirtschaftlichen Druck nicht mehr stand und meldet für seine deutschen Standorte Insolvenz an. Über 1.000 Mitarbeiter stehen vor einer ungewissen Zukunft.
Der Hauptschlag trifft den Standort Diepersdorf bei Nürnberg: 830 Menschen arbeiten dort für das Unternehmen, das auf Kunststoffteile für die Automobilindustrie spezialisiert ist. Kühlergrills, Spiegelklappen und Lenkradabdeckungen – diese Bauteile verlassen in der Regel das Werk namhafter Automobilhersteller.
Drei Standorte kämpfen ums Überleben – Insolvenzgeld verschafft Luft
Neben der fränkischen Zentrale stehen auch die Werke im sächsischen Oberlungwitz und im nordrhein-westfälischen Lüdenscheid vor der Schließung. 95 oder 120 Mitarbeiter bangen dort um ihren Arbeitsplatz. Die Gesamtzahl der betroffenen Mitarbeiter beträgt 1.045 Personen. Volker Böhm von der Anwaltskanzlei Schultze & Braun übernimmt als vorläufiger Insolvenzverwalter die schwierige Aufgabe, das Unternehmen zu retten. „Wir verschaffen uns derzeit einen Überblick und werden den Geschäftsbetrieb nach Möglichkeit sichern und stabilisieren“, erläutert Böhm die ersten Schritte.
Für die Belegschaft gibt es zunächst eine wichtige Entwarnung: Das Insolvenzgeld sichert Löhne und Gehälter für die nächsten zwei Monate. „Das verschafft uns die nötige Atempause, um den Betrieb fortzuführen und Sanierungsmöglichkeiten zu prüfen“, sagte der Insolvenzverwalter. Böhm will nun intensive Gespräche mit Kunden und Lieferanten führen. Nur wenn sie weiterhin mit dem angeschlagenen Unternehmen zusammenarbeiten, besteht eine realistische Chance auf Rettung.
Autoindustrie in ständiger Krise
Die Insolvenz von Plastic Manufacturing ist kein Einzelfall, sondern Teil einer dramatischen Entwicklung in der deutschen Automobilzulieferindustrie. Wie die gesamte Branche steht auch das fränkische Unternehmen unter starkem wirtschaftlichen Druck.
Die Zahlen sprechen für sich: Sinkende Autoverkäufe in Europa führen zu sinkenden Umsätzen, gleichzeitig steigen die Kosten für Rohstoffe und Energie in die Höhe. Diese Kombination wird für immer mehr Lieferanten zur existenziellen Bedrohung. Die Kunststoffherstellung reiht sich in die wachsende Liste von Automobilzulieferern ein, die dem wirtschaftlichen Druck nicht mehr gewachsen sind. (Quelle: dpa), (fhz)
