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Greenpeace: Mit PFAS belasteter Fisch aus Nord- und Ostsee

Stand: 13. Oktober 2025 14:42 Uhr

Laut Greenpeace enthalten Fische, Muscheln und Krabben aus der Nord- und Ostsee teilweise hohe Mengen an PFAS. Die Umweltorganisation warnt vor Gesundheitsrisiken und fordert strengere Kontrollen.

Greenpeace hat nach eigenen Angaben Ende Juni 17 Proben von Meerestieren entnommen – direkt von Fischerbooten, auf Märkten und in Geschäften. Die Proben stammen aus Niendorf und Heiligenhafen (Kreis Ostholstein), Cuxhaven, Büsum (Kreis Dithmarschen), Bremerhaven und Hamburg. Eine Mahlzeit mit 150 Gramm Scholle, Hering, Steinbutt oder Krabben übersteigt daher die von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit empfohlene wöchentliche Aufnahme von PFAS für Erwachsene. Die Chemikalien wurden auch in Muscheln, Makrelen, Schellfisch und Seezunge nachgewiesen. Über die Ergebnisse berichtete zunächst der SWR. Nach Angaben der beteiligten Wissenschaftler sind die Messwerte besorgniserregend.

Reaktion aus Schleswig-Holstein: Muschelzüchter überrascht

Der Vorsitzende der Erzeugergemeinschaft schleswig-holsteinischer Muschelzüchter, Heinz Maurus, zeigte sich von den Greenpeace-Ergebnissen überrascht: „Ich kann mir die Werte nicht erklären – auch nicht nach Rücksprache mit unserem Veterinäramt“, sagte Maurus. Die Muscheln werden regelmäßig und umfassend kontrolliert. „Bisher wurden in keinem Fall Chemikalien nachgewiesen.“ Laut Maurus unterliegen die Muscheln einer konsequenten Lebensmittelüberwachung. Jede Anbaufläche wird regelmäßig beprobt; Die Untersuchungen werden sowohl von den Fischern als auch vom Veterinäramt und dem Landeslabor Schleswig-Holstein durchgeführt. „Unsere Muscheln sind weiterhin von höchster Qualität“, sagte Maurus.

Wie PFAS unserer Gesundheit schaden kann

PFAS (per- und polyfluorierte Alkylverbindungen) sind langlebige Industriechemikalien, die in zahlreichen Alltagsprodukten zum Einsatz kommen – etwa in beschichteten Pfannen, Funktionskleidung, Imprägniersprays oder Verpackungen. Sie gelten als „ewige Chemikalien“, da sie in der Natur und im menschlichen Körper kaum abgebaut werden und daher als sehr gefährlich für die Umwelt gelten. Studien zeigen, dass bestimmte PFAS die Leber und das Immunsystem schädigen, die Wirksamkeit von Impfungen verringern, die Fruchtbarkeit beeinträchtigen und Krebs verursachen können.

Greenpeace fordert ein Verbot von PFAS

Als Konsequenz aus den Studienergebnissen fordert Greenpeace ein umfassendes Verbot von PFAS. „Die deutschen Behörden müssen Speisefische, Muscheln und Krabben viel intensiver als bisher auf PFAS testen“, sagte Julios Kontchou, Ökotoxikologe bei Greenpeace. Einige der Stoffe könnten sich im Körper anreichern und die gesundheitliche Belastung mit der Zeit erhöhen. Auf Anfrage des SWR bestätigte auch das Umweltbundesamt, dass es in eigenen Untersuchungen PFAS-Belastungen in Fischen festgestellt habe – teilweise über den Grenzwerten. Das Problem werde sehr ernst genommen, sagte ein Sprecher. Das Bundesumweltministerium teilte mit, es erkenne die Gefahren von PFAS, lehnte ein generelles Verbot jedoch ab.

Ein Fischer steuert vor Sonnenaufgang sein kleines Boot über die Ostsee vor Timmendorfer Strand.

Speisefische, Krabben und Muscheln aus der Nord- und Ostsee sind mit den Umweltchemikalien PFAS belastet. Zu diesem Schluss kommt Greenpeace. Das Umweltbundesamt bezeichnet die Ausbreitung von PFAS als „sehr besorgniserregend“. Von Nick Schader.

Greenpeace hat an Stränden auf Sylt und St. Peter-Ording hohe Mengen giftiger PFAS-Chemikalien im Meeresschaum festgestellt.

„Es wird davon ausgegangen, dass man keine großen Mengen Wasser schluckt.“ Das Interview mit Clemens Engelke von LUNG MV.

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