Laut Goldman Sachs könnte die KI-Revolution Arbeitsplätze schneller gefährden als bisher angenommen.
Unternehmen drängen darauf, KI zur Produktivitätssteigerung einzusetzen – zumindest vorerst nicht für Entlassungen.
Besonders gefährdet sind jedoch Arbeitsplätze im Kundenservice, in der Verwaltung und in der IT.
Die US-Unternehmenswelt hat künstliche Intelligenz als Beginn einer neuen Ära der Produktivität gefeiert – doch der jüngste Bericht von Goldman Sachs deutet darauf hin, dass Entlassungen drohen.
Die Analyse von Goldman basiert auf einer Umfrage unter 105 Goldman-Bankern, die Kunden aus verschiedenen Branchen betreuen. Es bietet einen Blick hinter die Kulissen, wie große US-Unternehmen KI tatsächlich nutzen – und was das für ihre Belegschaft bedeutet.
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Die Umfrage ergab, dass Unternehmen KI in erster Linie nutzen, um Produktivität und Umsatz zu steigern – und nicht, um Kosten zu senken. Fast die Hälfte der Bankkunden nutzt die Technologie, um das Wachstum voranzutreiben, während nur jedes fünfte Unternehmen sie hauptsächlich zur Kostensenkung einsetzt.
Bisher hat nur etwa jedes zehnte Unternehmen aufgrund von KI Personal abgebaut. Allerdings meldet fast ein Drittel der Banker, die Kunden aus den Bereichen Technologie, Medien und Telekommunikation betreuen, erste Anzeichen eines bevorstehenden Stellenabbaus.
Banker gehen davon aus, dass KI bald dazu führen wird, die Lohn- und Gehaltsabrechnungen zu kürzen. Sie prognostizieren einen Rückgang der Mitarbeiterzahl um vier Prozent im nächsten Jahr und einen weiteren Rückgang um elf Prozent innerhalb von drei Jahren.
„Die rasch zunehmende Einführung von KI und der erwartete Personalabbau zeigen, dass die Auswirkungen auf den US-Arbeitsmarkt früher als erwartet eintreten könnten“, schrieben Goldman-Analysten um Chefökonom Jan Hatzius am Donnerstag in einer Mitteilung.
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Der Kundenservice ist am stärksten gefährdet
Etwa 55 Prozent der Goldman-Banker gehen davon aus, dass ihre Kunden auf einen Einstellungsstopp oder eine natürliche Fluktuation zurückgreifen werden, während 26 Prozent mit Entlassungen oder umfassenderen Umstrukturierungen rechnen.
Das größte Potenzial für den KI-bedingten Personalabbau sehen Banker im Kundenservice: 80 Prozent der Befragten erwarten dort Einschnitte. Weitere gefährdete Bereiche sind Verwaltung, Betrieb, IT und Technik.
Der Bericht findet inmitten einer Welle jüngster Entlassungen statt, die zeigt, wie schnell sich der Personalabbau über reine Kostensenkungsmaßnahmen hinaus ausweitet.
Erst Anfang dieser Woche kündigte der Technologieriese Amazon an, 14.000 Stellen abzubauen. CEO Andy Jassy sagte, die Entscheidung beruhe auf der Unternehmenskultur – nicht auf Kostensenkungen oder KI.
Dennoch zeigt der Zeitpunkt, wie stark die Technologie die Personalpolitik in verschiedenen Branchen verändert. „Die aktuellen – und erwarteten – hohen Raten der KI-Einführung bei US-Unternehmen sowie der erhebliche erwartete Personalabbau stützen unsere langjährige Ansicht, dass KI einen tiefgreifenden Wandel des Arbeitsmarktes und der Wirtschaft vorantreiben wird“, schrieben die Analysten.
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„Zu junge Technologie“
Goldmans Prognose zum Verlust von Arbeitsplätzen spiegelt die schnelle Einführung von KI durch Unternehmen wider. Nach Angaben der Banker nutzen bereits 37 Prozent der Kunden regelmäßig KI in der Produktion – deutlich mehr als die 9,9 Prozent, die in der jüngsten Umfrage des US Census Bureau genannt wurden. Sie gehen davon aus, dass der Anteil der Unternehmen, die KI nutzen, im nächsten Jahr auf 50 Prozent und innerhalb von drei Jahren auf 74 Prozent steigen wird.
Dennoch bleiben viele Unternehmen vorsichtig: Rund 61 Prozent der Goldman-Banker gaben an, dass ihre Kunden KI immer noch als „eine zu junge Technologie“ für einen breiten Einsatz ansehen. Darüber hinaus gaben 47 Prozent an, dass den Unternehmen die interne Expertise fehlt, um entsprechende Tools zu entwickeln.
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