Goldene Palme
Cannes auf der Zielgeraden – wer gewinnt das Festival?
Schauspieler Swann Arlaud (lr), Regisseurin Justine Triet, Sandra Hüller und Milo Machado Graner präsentieren den Film „Anatomy of a Fall“ („Anatomie d’une chute“) auf den 76. Internationalen Filmfestspielen von Cannes. Foto
© Daniel Cole/AP/dpa
Im Jahr 2023 konkurrieren 21 Filme um die Goldene Palme in Cannes. Am Samstag werden die Preise des wichtigen Filmfestivals verliehen. Es gibt einige Favoriten. Im Fokus steht auch eine deutsche Schauspielerin.
Sandra Hüller in zwei Paraderollen und großes Lob für Wim Wenders: Vor dem Ende der Filmfestspiele von Cannes gibt es auch deutsche Favoriten für die Preise, die am Samstagabend verliehen werden. Eine Handvoll Filme konnten besonders viele Kritiker überzeugen. Darunter sind auch die beiden Wettbewerbsbeiträge, in denen Sandra Hüller mitspielt. Die 45-Jährige hat gute Chancen, den Preis als beste Schauspielerin zu gewinnen. Viele Menschen waren auch vom Wettbewerbsbeitrag von Wim Wenders begeistert.
Sein Film „Perfect Days“ spielt in Tokio und erzählt die Geschichte eines Mannes namens Hirayama (Koji Yakusho), der als Toilettenreiniger arbeitet und mit seinem einfachen Leben zufrieden ist. „Es kam aus der Tiefe meiner Seele“, sagte Wenders am Freitag über das Filmprojekt in Cannes und zitierte dabei den Co-Autor des Drehbuchs, Takuma Takasaki. Nach der Premiere äußerten sich zahlreiche internationale Kritiker positiv über Wenders‘ Film und lobten dessen Klarheit und Tiefe. Wenders habe einen Film von „trügerischer Einfachheit“ geschaffen, schrieb das US-Magazin Hollywood Reporter, „indem er die kleinsten Details des Alltagslebens mit solcher Klarheit, Stärke und Einfühlungsvermögen beobachtete, dass sie eine kumulative emotionale Kraft aufbauen, ohne dass man es merkt“.
Aki Kaurismäki zum fünften Mal im Rennen
Die Tragikomödie „Fallen Leaves“ von Aki Kaurismäki erhielt sehr gute Kritiken. Der finnische Regisseur ist bereits zum fünften Mal im Rennen um die Goldene Palme und hat sich eine treue Fangemeinde aufgebaut. Eine Auszeichnung wäre wohl als Würdigung seines Lebenswerks zu verstehen. „Fallen Leaves“ erzählt die Geschichte zweier einsamer Menschen am Rande der Gesellschaft, die auf der Suche nach Liebe sind. Supermarktangestellte Ansa hat gerade ihren Job verloren, weil sie ein abgelaufenes Sandwich abgeholt hat. Auch der alkoholkranke Bauarbeiter Holappa taumelt von einem Auftrag zum nächsten. Ohne viele Worte finden die beiden zueinander – und drohen dann, sich wieder zu verlieren. Wie gewohnt erzählt Kaurismäki ein karges Märchen, das mit seinem Humor das Kinopublikum begeisterte.
Im Wettbewerb waren viele Hollywoodstars zu sehen. So etwa in Wes Andersons Film „Asteroid City“, der mangels erzählerischer Tiefe eher verhaltene Kritiken erhielt.
Anders war es bei „May December“ von Todd Haynes. Natalie Portman spielt eine Schauspielerin, die den Skandal um eine Beziehung zwischen Gracie (Julianne Moore) und einem viel jüngeren Mann verfilmen will. Gracie begann in den 1990er Jahren eine Affäre mit einer 13-jährigen Studentin, Mitte 30, und wurde dafür inhaftiert. Mittlerweile sind die beiden verheiratet. „May December“ zeigt zwei Schauspielerinnen von ihrer besten Seite, und das Drama wurde auch für seinen Humor und seine Tiefe gelobt.
Preisverleihung am Samstagabend
Auch „Vier Töchter“ des tunesischen Regisseurs Kaouther Ben Hania blieb im Gedächtnis. Der Film verbindet fiktionale und dokumentarische Elemente und erzählt die Geschichte der Tunesierin Olfa Hamrouni. Bekannt wurde sie 2016, als sie die Radikalisierung ihrer Töchter öffentlich machte. Die beiden verließen Tunesien als Teenager, um in Libyen an der Seite des sogenannten Islamischen Staates (IS) zu kämpfen. Jetzt sind sie im Gefängnis.
Allerdings wurden noch nicht alle 21 Wettbewerbsfilme gezeigt. Die letzten beiden Filme sollen am Freitagabend folgen.
Letztes Jahr gewann die Satire „Triangle of Sadness“ von Ruben Östlund den Hauptpreis. Der schwedische Regisseur ist in diesem Jahr Vorsitzender der Jury. Nur zweimal in der Geschichte des Festivals, das dieses Jahr zum 76. Mal stattfand, gewann eine Frau die Goldene Palme. Die Abschlusszeremonie beginnt am Samstag um 20:30 Uhr.
Festival de Cannes
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