Gold erlebt den größten Tagesverlust seit über einem Jahrzehnt. Noch härter trifft es Bergbauaktien. Was steckt hinter dem dramatischen Zusammenbruch?
Der Goldpreis erlitt am Dienstag den stärksten Rückgang seit über einem Jahrzehnt. Die Oktober-Futures fielen um 5,7 Prozent oder 248,70 US-Dollar auf 4.087,70 US-Dollar pro Unze, der größte absolute Tagesverlust seit Beginn der Aufzeichnungen. Und laut Daten von Dow Jones Market Data der größte prozentuale Rückgang seit dem 20. Juni 2013.
Als Hauptgründe für den massiven Preisverfall nennen Experten zwei Faktoren: Zum einen drückte ein allmählich erstarkender US-Dollar auf die Preise. Andererseits begann eine Welle von Gewinnmitnahmen.
Der Rückschlag trifft die Anleger nach einer historischen Rallye. Trotz des deutlichen Preisrückgangs ist Gold in diesem Jahr immer noch um mehr als 55 Prozent gestiegen. Auch andere Edelmetalle verzeichneten deutliche Verluste: Platin und Silber, die tendenziell volatiler sind als Gold, gaben um 6,9 bzw. 7,2 Prozent nach.
Warnzeichen von Analysten
Die jüngste Entwicklung kommt nicht völlig überraschend. Analysten von Renaissance Macro Research warnten am Wochenende: „Gold ist in eine Zone unhaltbarer Preissteigerungen eingetreten“, zitierte das US-Portal „Barron’s“.
Die Rallye des Bullenmarktes hat es immer schwieriger gemacht, den richtigen Zeitpunkt für Gewinnmitnahmen zu bestimmen. Die Experten prognostizierten, dass „herkömmliche Trendfolgetechniken wahrscheinlich zu langsam reagieren werden, um das Kapital zu schützen, sobald die Trendwende eintritt.“
Bergbauaktien stürzen ab
Der Rückgang bei den Goldproduzenten war dramatisch. Newmont, einer der größten Goldminenkonzerne der Welt, war am Dienstag der schwächste Performer im S&P 500 und fiel um 9 Prozent. Der Vaneck Gold Miners ETF, der die Branche abbildet, verlor 9,9 Prozent.
Die Volatilität der Bergbauaktien hat deutlich zugenommen. Newmont erlebte innerhalb weniger Handelstage extreme Schwankungen: Einem Verlust von 7,6 Prozent am Freitag folgte ein Anstieg von 5 Prozent am Donnerstag, dann ein Plus von 4,5 Prozent am Montag – und schließlich der massive Rückschlag am Dienstag.
Bergbauaktien galten in den letzten Jahren traditionell als stabile Anlagen. Die Beta-Werte von Newmont (0,36), Agnico Eagle Mines (0,46) und Barrick Mining (0,53) über die letzten fünf Jahre zeigten, dass diese Aktien etwa halb so volatil waren wie der Gesamtmarkt. Doch der beispiellose Anstieg des Goldpreises scheint diese Eigenschaft verändert zu haben. Bergbauaktien reagieren mittlerweile auf Goldbewegungen in etwa auf die gleiche Weise, wie Kryptounternehmen auf Bitcoin-Schwankungen reagieren.
Hinzu kommt die Silberpreiskomponente: Viele Goldproduzenten wie Newmont, Agnico Eagle und Coeur Mining fördern auch Silber – und dessen Preis ist in diesem Jahr sogar noch schneller gestiegen als der Goldpreis, was die Bewertungsfrage zusätzlich verkompliziert.