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Gibt es Chancen für eine Regierung mit der Linken?

Gibt es Chancen für eine Regierung mit der Linken?

Dresden. Nach der Landtagswahl in Sachsen schienen für die sächsische CDU alle Optionen offensichtlich: Sollte es künftig keine gemeinsame „Brombeerkoalition“ mit dem neuen Bündnis Sahra Wagenknecht und dem bisherigen Regierungspartner SPD geben, drohen täglich Risiken und Schwierigkeiten eine Minderheitsregierung – oder im schlimmsten Fall sogar eine Neuwahl. Alle anderen Machtoptionen scheinen vom Tisch zu sein, da die sächsischen Christdemokraten als Wahlsieger bislang einen Zusammenschluss mit der AfD oder der Linkspartei kategorisch abgelehnt haben.

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Zuletzt sorgten die Turbulenzen bei der laufenden Regierungsbildung in Sachsen – und in ähnlicher Konstellation auch in Thüringen – hier und da für Verunsicherung und Zweifel. Die Sondierungsgespräche in Dresden waren wegen gegenseitiger Vorwürfe und Unmut, insbesondere zwischen SPD und BSW, mehrere Tage lang unterbrochen, bevor sie am Montag wieder zusammenkamen. Wie lange wird diese Ruhe anhalten? Du weißt es nicht.

Die CDU schweigt zu den Spekulationen

Und so gibt es nun in den einzelnen Parteien allerlei Gedankenspiele über eine Machtoption, die zumindest rechnerisch ähnlich gut funktionieren könnte: Während das angestrebte Brombeerprojekt eine Mehrheit von 66 der insgesamt 120 Landtagssitze im Land hätte Parlament, in einem anderen Fall würde man es auch ohne bekommen. Die Beteiligung von BSW oder AfD beläuft sich immerhin auf eine Mehrheit von 64 Sitzen. Eine solche Variante wäre möglich, wenn die drei bisherigen sächsischen Koalitionspartner CDU, Grüne und SPD gemeinsam weitermachen und künftig die Linke als vierten Partner mit ins Boot holen würden. Tatsächlich gab es bei den nun ebenfalls auf der Kippe stehenden Sondierungsgesprächen in Thüringen erste Stimmen aus den Reihen der Christdemokraten, die an dem bisherigen Tabu rüttelten und sich offen für Gespräche mit der Linken zeigten. Ist das in Zukunft auch für Sachsen eine Option oder bleibt die alte Firewall bestehen wie bisher?

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Doch wer in diesen Tagen von den sächsischen Christdemokraten eine klare Antwort erwartet, wird überrascht sein. Nach den üblichen eintönigen Erklärungen, dass eine politische Zusammenarbeit mit der Linken ausgeschlossen sei und sich an dieser Position nichts geändert habe, tauchte der CDU-Landesverband dieses Mal unter. Auf die Frage, ob man eine solche Regierungsvariante der aktuellen Kenia-Koalition plus Linkspartei für möglich und sinnvoll hält, lautet die Antwort schlicht: Wir wollen uns dazu nicht äußern.

Die Linkspartei ist grundsätzlich zu Gesprächen bereit

Auch die sächsische Linkspartei ist bei diesem Thema auffällig zurückhaltend. „Wir sind bereit, über eine Zusammenarbeit in wichtigen Fragen im Interesse Sachsens zu sprechen“, erklärt Landesvorsitzender Stefan Hartmann. Allerdings lässt er offen, wohin solche möglichen Diskussionen später führen könnten. Die Linkspartei weiß bereits genau, was sie im Ernstfall fordern würde. „Es muss bald einen neuen Staatshaushalt geben. Die Landkreise, Städte und Gemeinden müssen in der Lage sein, ihre Aufgaben – etwa die Sanierung von Schulen und Kitas – zu erfüllen. Auch zivilgesellschaftliche Strukturen warten auf finanzielle Planungssicherheit.“ Auch der Erhalt von Krankenhäusern, die Rettung der Automobilindustrie und der politische Druck für höhere Löhne seien zentrale Anliegen der Linken, sagt Hartmann. Und: „Sie sollten auch für die Sächsische Union sein.“

Umso wichtiger ist die aktuelle Position der Grünen, die bei den aktuellen Blackberry-Sondierungsgesprächen außen vor bleiben, für ein mögliches alternatives Vier-Parteien-Regierungsbündnis mit der Linken aber zwingend notwendig wären. Zu letzterer Variante sagt dann die Fraktionschefin im Landtag, Franziska Schubert: „Für mich ist das im Moment eigentlich nur Theorie.“ Der Ministerpräsident trägt mit seinem Handeln die Hauptverantwortung für die Lage im Land. Wie die CDU ihr Verhältnis zur Linken klärt, ist auch ihr Bier.“

Grüne: Nicht mit einem Ministerpräsidenten Kretschmer!

Michael Kretschmer, so Schubert weiter in Richtung CDU, habe zuletzt bei jeder Gelegenheit eine „Unvereinbarkeit“ mit den Grünen betont. „Ich sehe uns im Moment wirklich nicht in einer proaktiven Rolle. Und ehrlich gesagt denken wir auch nicht, dass wir mit diesem Ministerpräsidenten über irgendetwas verhandeln werden. Mir fehlt wirklich die Vorstellungskraft. „Der höchstzornige Bürger des Landes“ ist der schönste Spitzname, den die sächsischen Grünen für ihn haben.“

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Auch im Gesamtverhältnis zwischen den Grünen und den sächsischen Christdemokraten, mit denen sie mindestens fünf Jahre lang gemeinsam regierten, herrscht seit Längerem große Unruhe. „Herr Kretschmer und große Teile seiner Fraktion sind nach wie vor der Meinung, dass sein Kurs der richtige war. Wenn die sogenannte „Brombeere“ platzt, bedeutet das wahrscheinlich Neuwahlen oder eine Minderheitsregierung. Dann werden die Karten neu gemischt.“

Und Franziska Schubert kämpft für diesen Fall. „Ich glaube nicht, dass die CDU nach dieser Auseinandersetzung mit dem BSW besser aus dem Feld gehen wird als bei der Landtagswahl. Das wird sie Stimmen kosten. Die SPD ist übrigens nicht besser – auch hier: Machtopportunismus und Compliance. „Dieser Wirbel um die ‚Unterbrechung‘ der Sondierungen war vom Ergebnis her so vorhersehbar.“ Alles harte Vorwürfe gegen die beiden aktuellen Koalitionspartner, die allein schon ausreichen dürften, um die Hürden für ein mögliches neues Vier-Parteien-Regierungsbündnis mit der Linken aufzuzeigen liegen derzeit deutlich zu hoch.

https://www.lvz.de/politik/regional/gibt-es-chancen-fuer-eine-regierung-mit-den-linken-VNAKRVYCSFD2HK6M6RKGX735HM.html

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