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Gesetzliche Krankenversicherung: Milliardendefizit bis 2030 laut Deloitte möglich

Gesetzliche Krankenversicherung: Milliardendefizit bis 2030 laut Deloitte möglich

Alterung und teure Forschung


Studie warnt vor dreistelligem Milliardendefizit in der gesetzlichen Krankenversicherung

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In der gesetzlichen Krankenversicherung klafft eine große Lücke. Das ist bekannt. Eine Deloitte-Analyse zeigt jedoch, wie groß die Lücke in Zukunft werden kann. Bis 2030 geht man von fast 100 Milliarden Euro aus. Die Autoren haben auch Lösungsvorschläge gemacht, dabei geht es nicht um höhere Beiträge.

Nach Berechnungen der Unternehmensberatung Deloitte sieht sich die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) in Deutschland mit stark wachsenden Defiziten in zwei- bis dreistelliger Milliardenhöhe konfrontiert. Daran werden nach Ansicht der Berater auch die derzeit von der Bundesregierung erwogenen Sparmaßnahmen nichts ändern. Ohne schnelle und tiefgreifende Reformen könnte sich das Einnahmedefizit der GKV im Jahr 2030 auf insgesamt 89 bis 98 Milliarden Euro belaufen. Der Deutsche Sozialverband forderte höhere Steuerzuschüsse, um das Finanzloch zu schließen.

Allein im ersten Halbjahr dieses Jahres sind die Ausgaben der GKV mit 7,8 Prozent deutlich überdurchschnittlich gestiegen. Für die unmittelbare Zukunft rechnen die Autoren der Studie damit, dass die Krankenkassen ihre Zusatzbeiträge im kommenden Jahr um 0,4 Prozentpunkte auf 2,9 Prozent erhöhen müssen. Ohne Zusatzbeiträge würde sich die Finanzierungslücke der gesetzlichen Krankenkassen nach Berechnungen von Deloitte im nächsten Jahr auf 56 Milliarden Euro vergrößern.

Langfristig gesehen sind die Aussichten für das Gesundheitssystem daher deutlich düsterer: Selbst wenn die Bundesregierung zusätzlich zu allen im Koalitionsvertrag angekündigten Maßnahmen weitere Einsparungen beschließt, könnte sich die Finanzierungslücke in der gesetzlichen Krankenversicherung im Jahr 2050 laut Deloitte bereits auf eine geschätzte Höhe zwischen gut 140 und über 300 Milliarden Euro belaufen.

Die Gründe: Einerseits altert die Bevölkerung und die Zahl der aktiven Erwerbstätigen sinkt. Die Kosten wiederum steigen der Studie zufolge nicht nur, weil ältere Menschen häufiger krank werden, sondern auch, weil der medizinische Fortschritt teuer ist und neue Medikamente und Behandlungsmethoden viel Geld kosten. Als Beispiele nennen die Gesundheitsexperten des Unternehmens Gen- und Zelltherapien sowie Medikamente gegen Nervenkrankheiten oder Fettleibigkeit.

Einen gesunden Lebensstil fördern?

Die Autoren diskutieren eine ganze Reihe möglicher Gegenmaßnahmen, um die steigenden Kosten in den Griff zu bekommen. Dazu gehören neben Sparmaßnahmen und Einnahmenverbesserungen im Gesundheitswesen selbst auch höhere Steuern auf ungesunde Lebensmittel, ein höherer Anteil des Eigenanteils der Bevölkerung an den Gesundheitskosten sowie Steuervorteile für einen gesunden Lebensstil.

Der Deutsche Sozialverband bezeichnete die Berechnungen als besorgniserregend. „Anstatt immer nur über Kürzungen und Einsparungen zu debattieren, sollte die Bundesregierung zunächst die Unterfinanzierung versicherungsfremder Leistungen aus Steuermitteln endgültig beenden und diese angemessen refinanzieren“, sagte die Verbandsvorsitzende Michaela Engelmeier. „Die Einkommensbasis muss verbessert und die Versicherung insgesamt solidarischer gestaltet werden. Wir brauchen eine Bürgerversicherung, in die alle einzahlen“, forderte Engelmeier mit Blick auf die neben den gesetzlichen Krankenkassen bestehende private Krankenversicherung.

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