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Gesetzliche Krankenversicherung: Krankenkassen rechnen trotz Sparplan mit höheren Beiträgen

Die Gesetzlichen Krankenkassen (GKV) warnen davor, dass die Beiträge im neuen Jahr weiter steigen werden – trotz des geplanten Sparpakets der Bundesregierung. Die geplanten politischen Schritte dürften „nicht ausreichen, um weitere Beitragserhöhungen im Jahr 2026 zu verhindern“, schrieb die Techniker Krankenkasse in einer Stellungnahme zur Anhörung zu den Gesetzesvorhaben am Montag Bundestag. Der Spitzenverband der Betriebskrankenkassen (BKK) teilte mit, dass aufgrund der notwendigen Rücklagenauffüllung „bei einigen Krankenkassen auch im kommenden Jahr Anpassungen der Beitragssätze erforderlich sein werden“.

Zuvor hatte Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) Pläne vorgestellt, die Finanzierungslücke im Gesetz zu schließen Krankenversicherung stopfen. Dies will sie vor allem durch Kostensenkungen in den Kliniken erreichen, ohne dass die Krankenkassenbeiträge zum Jahreswechsel steigen müssen. Der Zusatzbeitragssatz von derzeit 2,9 Prozent, den GKV-Versicherte zahlen, soll stabil bleiben. Das Kabinett hat dem Sparpaket im Umfang von rund zwei Milliarden Euro bereits zugestimmt. Der Bundestag wird das Gesetz voraussichtlich am Donnerstag verabschieden.

Die Krankenkassen rechnen mit höheren Beiträgen

Der GKV-Spitzenverband nannte es einen „ersten echten Schritt“, der bei weitem nicht ausreiche, um stabile Beiträge zu gewährleisten. „Es ist davon auszugehen, dass zur weiteren Auffüllung der Rücklagen ein zusätzlicher Finanzbedarf von mindestens 0,1 Beitragssatzpunkten entsteht“, heißt es in der Stellungnahme zur Anhörung im Gesundheitsausschuss. Und weiter: „Insgesamt ist davon auszugehen, dass die tatsächlich erhobenen Zusatzbeitragssätze der Krankenkassen Anfang 2026 durchschnittlich über 3 Prozent liegen werden.“

Auch Krankenkassen und Arbeitgeber warnen, dass die Kliniken voraussichtlich weniger sparen als erwartet. Warken will eine Klausel aussetzen, die zu einer höheren Entschädigung führen würde, als den tatsächlichen Kostensteigerungen entspricht. Allerdings gibt es auch eine Regelung, nach der Tariferhöhungen vollständig von den Krankenkassen getragen werden müssen.

„Es konterkariert den geplanten Spareffekt“, erklärte die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände. Schätzungen zufolge würden statt der veranschlagten 1,8 Milliarden Euro nur 1,3 Milliarden Euro eingespart, so die Allgemeine Ortskrankenkasse (AOK).

Kliniken und Gewerkschaften protestieren

Auch die Krankenhauswirtschaft und die Gewerkschaft ver.di kritisieren die Sparpläne. „Sie gefährden die Gesundheitsversorgung und verschlechtern die wirtschaftliche Situation der Krankenhäuser“, warnte ver.di. Plötzliche Kostensteigerungen im Energie- und Materialaufwand würden nicht kompensiert. Zudem bestehe die Gefahr, dass Kliniken durch Personalabbau ihre Ausgaben senken. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft nannte die Pläne „völlig unangemessen und inakzeptabel“ und forderte höhere Entschädigungen.

Die Ausgaben im deutschen Gesundheitssystem steigen immer schneller – vor allem deutlich schneller als die Beitragseinnahmen. Jedes Jahr vergrößert sich diese Lücke um sechs bis acht Milliarden Euro, heißt es in einem aktuellen Bericht des Bundesrechnungshofs.

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