Geseke (NRW) – Nach dem tödlichen Böller-Unfall in der Silvesternacht bei Geseke hat die Polizei am Mittwoch einen Verdächtigen festgenommen.
Nach BILD-Informationen werfen die Ermittler dem Mann (19) vor, die Kugelbombe hergestellt und für 45 Euro zum Kauf angeboten zu haben. Ein junger Mann (24) kam ums Leben, als er den Sprengsatz am Dienstag gegen 22.30 Uhr auf einem Feld entzündete.
Zunächst gingen die Kripo-Kommissare der Polizei Dortmund davon aus, dass Jan S: den Böller selbst hergestellt hat. Das hat sich im Zuge der Ermittlungen geändert: Die Beamten vernahmen einen Freund des Opfers, der das sogenannte „Selbstlaborat“ beim Verkäufer abgeholt haben soll.
Der Verdächtige wurde am frühen Abend festgenommen, als er gerade aus dem Haus kam. Gegen den Mann aus Bad Lippspringe (Nordrhein-Westfalen) wird nicht nur wegen Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz ermittelt, sondern auch wegen fahrlässiger Tötung durch Unterlassen. Staatsanwalt Kai-Uwe Waschkies: „Er hätte den Verkäufer eindringlich vor der Gefahr des Sprengkörpers warnen müssen.“
Kugelbombe enthielt 680 Gramm Sprengstoff
Bei der Durchsuchung der Wohnung des Verkäufers fanden Polizisten Beweismaterial. Ein Sprecher: „Es wurden neben sogenannten ‚Kugelbomben‘, die eine Nettoexplosivstoffmasse von 680 Gramm aufweisen, auch weitere zahlreiche pyrotechnische Gegenstände aufgefunden und sichergestellt. Zudem konnte eine größere Menge Bargeld aufgefunden werden.“
Nach der Vernehmung wurde der Böller-Verkäufer wieder entlassen. Jetzt wollen die Ermittler die beschlagnahmten Handys auswerten und die Sprengkörper analysieren lassen.
Opfer ging mit Partygästen ans Feld böllern
Jan S. hinterlässt nach BILD-Informationen eine Tochter. Er feierte nach ersten Erkenntnissen zunächst mit seiner Familie ganz in der Nähe und ging dann zum Böllern mit anderen Partygästen zu einem Feld am Ortsrand. Dann entfernte er sich von der Gruppe, es gab einen gewaltigen Knall – kurz darauf fanden Verwandte den leblosen Körper auf dem Acker. Ein Notarzt konnte nur noch seinen Tod feststellen.
Kriminaltechniker sicherten stundenlang Spuren. Die Explosion war demnach gewaltig, Teile der Mini-Bombe, Pflanzen und Erde flogen weit über den Acker. Stundenlang betreuten Seelsorger an Silvester die schockierten Angehörigen. Auch Kinder benötigten psychologische Hilfe.
Die Polizei warnte noch einmal eindringlich, keine illegal erworbenen pyrotechnischen Gegenstände zu zünden. Wer bei dem Tatverdächtigen Sprengkörper gekauft hat, wird gebeten, sich bei der Polizei zu melden.