Geschrumpft wie nie zuvor
Deutsche Wirtschaft im Abwärtsstrudel
23.09.2024, 11:09 Uhr
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Die Nachricht ist düster: Nach Angaben des Finanzdienstleisters S&P Global schrumpft die deutsche Wirtschaft im September so stark wie seit sieben Monaten nicht mehr. Das Bruttoinlandsprodukt könnte zwischen Juli und September sogar noch einmal leicht sinken.
Die schrumpfende deutsche Wirtschaft hat einer Umfrage zufolge im September noch stärker an Boden verloren. Der Einkaufsmanagerindex für den privaten Sektor, zu dem Industrie und Dienstleister zählen, sank auf 47,2 Punkte und entfernte sich damit weiter von der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Das meldete der Finanzdienstleister S&P Global in seiner monatlichen Unternehmensumfrage: „Der deutsche Privatsektor ist im September noch tiefer in die Rezession gerutscht und so stark geschrumpft wie seit sieben Monaten nicht mehr“, hieß es weiter. Volkswirte hatten lediglich mit einem Rückgang auf 48,2 Punkte gerechnet, nach 48,4 Punkten im August.
Das Industriebarometer signalisiert, dass es für die Branche immer weiter bergab geht: Es fiel von 42,4 im August auf 40,3 Punkte. „Der Abschwung im verarbeitenden Gewerbe hat sich noch einmal verstärkt und jede Hoffnung auf eine baldige Erholung zunichte gemacht“, sagte Chefvolkswirt Cyrus de la Rubia von der Hamburg Commercial Bank (HCOB).
Die Dienstleister legen zwar noch zu, aber nur noch leicht: Hier fiel das Barometer im September auf 50,6 Punkte, von 51,2 im August. „Die anhaltende Rezession im verarbeitenden Gewerbe beginnt, auf den sonst so robusten Dienstleistungssektor überzugreifen“, sagt Ökonom de la Rubia. Die Aktivität der Dienstleister habe sich vier Monate in Folge verlangsamt und nähere sich einer Stagnation. Laut Bundesbank befindet sich die deutsche Wirtschaft „in schwierigem Fahrwasser“.
Das Bruttoinlandsprodukt könnte demnach von Juli bis September stagnieren oder sogar noch einmal leicht zurückgehen, nachdem es im Frühjahr bereits um 0,1 Prozent geschrumpft war. Ökonomen sprechen von einer technischen Rezession, wenn es zwei negative Quartale in Folge gibt. De la Rubia sagte, dies scheine „vorherbestimmt“.
Auch Euro-Wirtschaft schrumpft
Für Marc Schattenberg von der Deutschen Bank sind die Daten „erneut eine Enttäuschung, sie haben nicht einmal gereicht, um einen Boden zu bilden.“ Und weiter: „Unterm Strich mehren sich die Signale, dass es für die deutsche Wirtschaft im Gesamtjahr kaum mehr als eine Stagnation geben dürfte.“
Für Vincent Stamer von der Commerzbank belasten die hohen Zinsen nach wie vor die Investitionstätigkeit und der private Konsum steige allenfalls moderat. Auch ein spürbarer Beitrag des Außenhandels sei fraglich. Bei der EZB dürfte sich der „Augenmerk immer mehr auf die schwache Konjunktur richten. Wir rechnen damit, dass die EZB die Zinsen in diesem Jahr noch einmal um 25 Basispunkte senken wird.“
Die Wirtschaft der Eurozone ist einer Umfrage zufolge im September erstmals seit sieben Monaten geschrumpft. Der Einkaufsmanagerindex fiel auf 48,9 Punkte und damit unter die 50-Punkte-Schwelle. Volkswirte hatten lediglich mit einem Rückgang auf 50,5 Punkte gerechnet, womit das Barometer über der Wachstumsschwelle geblieben wäre.
Bremsfaktor Nummer eins war laut S&P Global einmal mehr die Industrie. Der 18. Produktionsrückgang in Folge war der stärkste seit Jahresbeginn. Der Dienstleistungssektor kühlte merklich ab und meldete mit der schwächsten Expansion seit Februar nur noch ein Mini-Plus. Frankreich verzeichnete nach dem olympiabedingten Aufschwung im August wieder einen Wachstumsrückgang. Damit schloss es sich Deutschland an. „Die Eurozone steuert auf eine Stagnation zu“, sagte Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, die die Umfrage in Auftrag gegeben hat.