Verfolgung Homosexueller
Russland verurteilt Männer, weil sie „zu schwul aussehen“
02.01.2025 – 20:31 UhrLesedauer: 2 Min.
Russland hat die Freiheit homosexueller Menschen drastisch beschnitten. Die Polizei geht offenbar gezielt gegen Besucher von Nachtclubs vor.
Nach einer Razzia im vergangenen Jahr hat die russische Justiz sieben Männer zu Geldstrafen verurteilt, weil sie „zu schwul“ aussahen. Das berichtet das oppositionelle Portal Verstka unter Berufung auf Gerichtsakten. Die Männer seien im Februar in einem Nachtclub in der Stadt Tula von schwer bewaffneten Polizisten abgeführt worden und später zu Geldstrafen verurteilt worden, heißt es.
In ihrer Anzeige hätten die Beamten geschrieben, dass die Männer versucht hätten, „Interesse an nicht-traditionellen sexuellen Beziehungen“ zu wecken. Das steht in Russland zwar schon seit 2013 unter Strafe, sei bisher aber nur geahndet worden, wenn es um die Verbreitung LGBTQ-freundlicher Inhalte ging, schreibt Verstka.
Im Fall der im Februar in Tula festgenommen Männer hatte die Polizei auch detaillierte Beschreibungen geliefert, auf deren Grundlage die Männer verurteilt wurden. Bei einem der Männer störten sich die Beamten an schwarzen Kreuzen aus Klebeband, mit denen er seine Brustwarzen bedeckte. Außerdem habe er „ein Korsett für Frauen“ angehabt und sei ansonsten nackt gewesen sei.
Ein anderer habe pinke Socken getragen und einen aufgeknöpften Kimono. Im Gesicht habe er rote Tattoos gehabt und seine Haare seien hellorange gefärbt gewesen, beschrieb der Beamte das Outfit. Der Aufzug eines anderen Verhafteten wird so beschrieben: „Obwohl ein Mann, trug er ein kurzes Top, das nur seine Brust bedeckte, kurze schwarze Lederhosen, an denen kettenartige Ornamente angebracht waren und eine Strumpfhose mit Fischgrätenmuster“.
Für die zuständigen Juristen reichten diese Beschreibungen offenbar aus. „Das Erscheinungsbild der Verhafteten ist nicht zu vereinbaren mit dem Bild eines Mannes von traditioneller sexueller Orientierung“, zitiert Verstka aus dem Gerichtsakten. Demnach konnte nur einer der Männer eine Geldstrafe abwenden, indem er erklärte, er sei Anhänger der Gothic-Subkultur. Die anderen mussten Geldstrafen in Höhe von umgerechnet etwa 420 Euro bezahlen.