Knie schwer beschädigt
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Der Spanier Gerard Deulofeu (31) erlebt eine beispiellose Leidensgeschichte. Seit fast drei Jahren arbeitet der ehemalige Nationalspieler an seinem Comeback. Wegen einer Knieverletzung war er über 1.000 Tage außer Gefecht. Aufgeben ist für ihn jedoch keine Option. „Vielleicht ist es die schwierigste Erholung in der Geschichte“, sagte Deulofeu in einem Interview mit dem Guardian.
„Wenn ich es schaffe, zurückzukommen, wird es mehr als 1.000 Tage dauern. Aber ich bin jemand, der auf sich selbst aufpasst, und ich glaube, dass ich es schaffen kann. Wenn es jemand kann, dann ich“, betonte der ehemalige Profi des FC Barcelona. Deulofeu weiß, dass er versucht, „etwas ganz Besonderes“ zu tun.
Der Leidensweg begann am 22. Januar 2023. Es ist der Tag seines bislang letzten Auftritts als Profi. Deulofeu hatte die letzten drei Spiele aufgrund einer Knieprellung verpasst und war nun mit seinem Verein Udinese Calcio zu Gast bei Sampdoria Genua. Obwohl er in der 77. Minute eingewechselt wurde, stand er beim Schlusspfiff nicht mehr auf dem Platz. „Bei jeder Aktion, die ich versuchte, ein Doppelpass oder so etwas, gab das Knie einfach nach. Ich musste ausgewechselt werden. Das Kreuzband war komplett zerstört.“
Deulofeu wurde operiert, doch eine aufgetretene Infektion verschlimmerte die Situation. „Ich wusste in den ersten Monaten, dass ich nicht so schnell zurückkommen würde. Bei jeder MRT-Untersuchung zeigte sich, dass der Knorpel abgebaut war. Ich verlor meine Muskeln, mein Knie konnte sich nicht mehr richtig beugen, die Genesung war sehr mühsam und sehr langsam“, erklärte er. Selbst eine zwischenzeitliche Zelltherapie, bei der – vereinfacht ausgedrückt – Zellen aus gesundem Knorpel in geschädigten Knorpel transplantiert wurden, half nicht wirklich. Im Juni 2024, anderthalb Jahre nach seinem letzten Spiel, merkte Deulofeu bei einigen Läufen, dass es nicht reichte. Seitdem kann er nicht mehr laufen. „Ich muss in der Lage sein, jeden Tag zu trainieren, nicht an einem Tag zu trainieren und mich am nächsten Tag auszuruhen“, sagte er.
Deulofeu träumt von Comeback: „Es wird eine Party“
Sein Verein Udinese Calcio hat ihn letzten Januar entlassen, unterstützt ihn aber weiterhin und hält die Tür für eine Rückkehr offen. „Sie warten auf mich. Sie geben mir Zeit und Unterstützung, damit ich mich erholen kann. Ich bin ihnen sehr dankbar, dass sie mir geholfen und mir die Möglichkeit gegeben haben, hier zu bleiben und in diesem fantastischen Stadion zu arbeiten.“
Von seinem höchsten Marktwert von 25 Millionen Euro, den er 2019 beim Watford FC erreichte, ist Deulofeu mittlerweile weit entfernt. Jetzt sind nur noch 500.000 Euro übrig. Neben Watford und Udine spielte er im Laufe seiner Karriere auch für den AC Mailand, den FC Everton, den FC Sevilla und den FC Barcelona. Bei Barça wurde er an der La Masia-Akademie ausgebildet. Außerdem bestritt er vier Spiele für die spanische Nationalmannschaft.
Was motiviert ihn, weiterzumachen? „Manchmal tauchen in mir Gedanken auf, die sagen: ‚Oh, Gerard, hör endlich auf, du hattest eine tolle Karriere und hast eine Familie.‘ Aber wenn ich meiner Frau sage, dass es zu schwer ist und ich nicht glaube, dass ich es zurück schaffe, sagt sie: „Lass es uns versuchen, du schaffst es.“ Das gibt mir Kraft: die positiven Botschaften meiner Frau und die Tatsache, dass meine Kinder mich spielen sehen wollen. Ich gebe mir große Mühe, aber es gibt Tage, an denen ich schlechte Gedanken habe.“
Ein Bild ist eingebrannt: „Ich weiß, dass eines Tages, wenn ich wieder hier spiele, dieses Stadion komplett voll sein wird. Ich weiß, wie es an diesem Tag für diese Stadt und diesen Verein sein wird. Es wird eine Party sein.“ Deulofeu bereitet sich darauf vor, „in ein paar Monaten wieder auf den Trainingsplatz zu gehen, und dann werden wir sehen, ob ich mich dort wohlfühle. Wenn nicht, muss ich vielleicht eine Entscheidung treffen.