In Italien Das Parlament stimmte den umstrittenen Plänen von Premierministerin Giorgia Meloni zur Umstrukturierung der Justiz zu. Der Senat in Rom, in dem Melonis Koalition aus drei rechten und konservativen Parteien die Mehrheit hat, stimmte ihrer geplanten Verfassungsänderung zu. Um endgültig in Kraft zu treten, muss die Reform voraussichtlich im nächsten Jahr durch eine Volksabstimmung bestätigt werden – diese liegt nun in der Hand der Opposition.
Das Projekt ist eines der zentralen Projekte Melonis. Italiens rechte Parteien werfen der Justiz seit langem vor, parteipolitisch auf der Seite der Linken zu stehen. Nach Melonis verbalen Angriffen mussten mehrere Richter unter Polizeischutz gestellt werden.
„Wir machen einen wichtigen Schritt in Richtung eines Systems, das effizienter, ausgewogener und bürgernäher ist“, sagte Meloni nach der Abstimmung und nannte es einen „historischen Meilenstein“.
Politischer Einfluss auf die Justiz
Nach dem Wunsch der Regierungskoalition soll die Reform die Karrieren von Richtern und Staatsanwälten stärker trennen: Im Staatsapparat soll es künftig nur noch Anwälte geben, die entweder Recht sprechen oder Anklage erheben können. Bisher ist eine Änderung möglich. Darüber hinaus soll es neue Selbstverwaltungsorgane für Richter und Staatsanwälte geben, an deren Ernennung das Parlament beteiligt werden sollte. Dies würde der Politik Einfluss auf Personalentscheidungen verschaffen.
Allerdings wird eine Verfassungsänderung in Italien nur wirksam, wenn im Parlament eine Zweidrittelmehrheit vorliegt. Meloni hat das nicht. Andernfalls kann die Opposition ein Referendum durchsetzen – was hier erwartet wird. Dies stellt für Meloni ein erhebliches Risiko dar, da Verfassungsänderungen bei solchen Abstimmungen in der Regel scheitern.
Kritiker sehen die Unabhängigkeit in Gefahr
Kritiker hingegen sehen in den Reformvorschlägen eine Gefährdung der Unabhängigkeit von Richtern und Staatsanwälten. Die Opposition lehnt das Vorhaben daher ebenso ab wie große Anwaltsverbände. Auch gegen Meloni gibt es Vorwürfe, sie wolle wie in den USA oder Ungarn durch die Besetzung von Richterstellen Einfluss auf die Justiz nehmen.
Meloni kritisierte kürzlich die Justiz dafür, dass sie eines ihrer wichtigsten Projekte, zwei Lager in Albanien, um die Abschiebung von Migranten zu beschleunigen, gestoppt habe. Neben der Justizreform plant der Regierungschef auch, die Direktwahl des Ministerpräsidenten in die Verfassung aufzunehmen. Außerdem will sie das Wahlrecht so ändern, dass die stärkste Partei über einen Mehrheitsbonus 55 Prozent der Sitze im Parlament bekommt. Die Opposition ist daher sehr besorgt über einen schrittweisen Umbau des Staates.
