Gegen Littler: Van Gerwens großer Trumpf im Traumfinale der Darts-WM

Michael van Gerwen wusste es vorher. „Bunting kann Schaden anrichten. Es wird wichtig für ihn sein, zu Beginn dranzubleiben. Sollte Luke Littler mit 2:0 in Führung gehen, ist es vorbei“, sagte der Niederländer nach seinem Sieg über Chris Dobey mit Blick auf das zweite Semifinale der Darts-Weltmeisterschaft in London.

Besagter Stephen Bunting, die Nummer acht der Welt, legte im gewohnten roten Jersey dann auch los wie die Feuerwehr, spielte im ersten Satz seines Halbfinals einen Average von 113,35 Punkten, gab den Durchgang jedoch trotzdem ab. Littler, die Nummer vier, entschied den Decider für sich und hatte seinem Gegner damit nicht nur den Anwurfsatz, sondern auch die vielleicht einzige Chance auf die Überraschung genommen. Der 17-Jährige gewann auch – van Gerwens Worte klangen noch nach – die Sätze zwei, drei und vier, während Bunting viel versuchte und das Tempo veränderte, statt den Schwung des ersten Satzes mitzunehmen.

Eine kleine Chance ins Match zurückzukehren bekam „The Bullet“ noch, nachdem er auch unter dem Jubel Littlers das 1:4 geschafft hatte und dann die Möglichkeit zum 2:4 in der Hand hielt. Doch der 39-Jährige, der am Ende knapp über 100 Punkten im Average landete, vergab seine drei Setdarts, während Littler den Decider erzwang und dort gegen den drohenden Satzverlust 84 Punkte über das Bullseye zum 5:1 checkte. Einen Satz und später beendete der Teenager das Halbfinale mit einem bärenstarken Average von 105,58 und garnierte den letzten Durchgang noch mit einem 170-er-Highfinish.

„Ich bin sehr froh, wieder im Finale zu stehen“, sagte Littler, der es erst als siebter Spieler in der Geschichte in zwei aufeinanderfolgende WM-Finale geschafft hat. Vor zwölf Monaten unterlag er Luke Humphries. „Ich spiele deutlich besser als im Vorjahr“, findet er und erwartet Großes: „Wenn Michael und ich so spielen wie heute, wird es wirklich gut.“

Van Gerwen brilliert in den Decidern

Van Gerwen hatte sein siebtes WM-Finale (ab 21 Uhr, Sport 1 und DAZN live) zuvor ähnlich souverän perfekt gemacht. „Ich hatte mehrere schlampige Darts. Aber manchmal geht es nicht darum, wie gut du spielst, sondern in welchen Momenten du gut spielst“, sagte der 35-Jährige nach seinem 6:1 über Chris Dobey.

Van Gerwen genügte ein Average von 98,84 Punkten und warf nur acht 180-er. Doch wie schon im Viertelfinale gegen Callan Rydz, wies MVG ein geradezu herausragendes Timing nach. Der Niederländer scheint bereit, um Littler die zweite Niederlage in einem WM-Finale binnen eines Jahres hinzuzufügen und sich endlich den ersehnten vierten WM-Titel zu holen. Sein letzter liegt bereits sechs Jahre zurück.

Dank teilweise brillanter Leistungen in den Decidern hat er nun die letzten sieben Entscheidungslegs in Folge gewonnen. Letztmals verlor er einen Satz mit 2:3 zu Beginn seines Drittrundenmatches gegen Brendan Dolan.

Littler dagegen gewann nur vier seiner vergangenen acht Decider – ein Wert, der am Freitagabend über den Titel und damit auch die 500.000 Pfund Preisgeld entscheiden könnte. Viele der mindestens sieben Sätze dürften über die volle Distanz gehen. „Ich weiß, dass ich mehr kann“, sagte van Gerwen mit Blick auf das Endspiel, „und ich höre nicht auf daran zu glauben. Ich bin kein Roboter, aber ich bin nah dran.“

Van Gerwen glänzte mit drei Highfinishs und dreimal sechs perfekten Darts, die ihm einen 10-Darter brachten. Dobey konnte in seinem ersten WM-Halbfinale nur im dritten Satz ein Ausrufezeichen setzen, als er 170 Punkte zum 2:0 checkte und anschließend mit einer 108 den Satzgewinn komplettierte. Es blieb sein einziger.

Wenn Lutz Wöckener nicht gerade irgendeinen Sport im Selbstversuch ausprobiert, schreibt er über Darts und Sportpolitik, manchmal aber auch Abseitiges wie Fußball.

Darts-WM, Ergebnisse, 2.1. 2025

Halbfinale

Chris Dobey (ENG/15) – Michael van Gerwen (NED/3) 1:6 (1:3, 2:3, 3:0, 0:3, 1:3, 2:3, 1:3)

Stephen Bunting (ENG/8) – Luke Littler (ENG/4) 1:6 (2:3, 1:3, 2:3, 1:3, 3:1, 2:3, 1:3)

Darts-WM, Spielplan, 3.1. 2025

Finale

Michael van Gerwen (NED/3) – Luke Littler (ENG/4)