taz | Zwölf verschiedene externe Projektträger haben vom Sonderfonds der Senatskulturverwaltung zur Antisemitismusbekämpfung profitiert. Von den darin enthaltenen 3,4 Millionen Euro wurden bis September 2,65 Millionen Euro ausgeschüttet. Hinzu kommen 30.000 Euro, die die Senatskanzlei erhält und die an die Deutsch-Israelische Gesellschaft weitergegeben werden.
Einige der Sponsoren sind für ihren Einsatz gegen Antisemitismus – und ihre pro-israelische Haltung – bekannt und wurden bereits in der Vergangenheit unterstützt. Dazu gehören die Berlin Music Commission, The Good Media Network, das Mideast Freedom Forum und das Institute for New Social Sculpture. First Music Production erhielt den Löwenanteil des Geldes für die Nova Festival-Ausstellung.
Allerdings sind selbst Experten noch keine weiteren geförderten Projekte bekannt. Bei genauerem Hinsehen offenbart sich ein bemerkenswerter Zirkel: Manche Personen, Namen und Projekte tauchen mehrfach auf. Zudem erwecken einige Empfänger den Eindruck von Briefkastenfirmen – ganz zu schweigen von einer vermeintlichen mangelnden Kompetenz im Bereich der Antisemitismusbekämpfung.
Beispielsweise gibt es den Future Narrative Fund, einen „Fonds für deutsch-israelische Koproduktionen“. In seinem Namen erhielt das Immobilienunternehmen Fablhaft einen Zuschuss in Höhe von 39.000 Euro. Laut Fablhaft handelt es sich um ein „erfahrenes Unternehmen im Bereich Immobilienverwaltung und Neubauentwicklung“. Geschäftsführer laut Impressum: „Max Mustermann“, die Handelsregisternummer lautet 12345, die Umsatzsteuer-Identifikationsnummer lautet DE123456789. Über die auf der Website angegebene Telefonnummer kann die taz am Mittwoch niemanden erreichen.
Handelsdaten zeigen, dass ein gewisser Fabian Blanda der Geschäftsführer von Fablhaft ist. Dies gibt er auch auf seinem Linkedin-Profil an. Dort schreibt er über sich selbst: „Zu meinen Kernkompetenzen gehört das Management von Logistik- und Supply-Chain-Prozessen.“ An der im Register angegebenen Adresse in Berlin-Weißensee befindet sich ein Wohnhaus. Der Name Blanda ist auf der Türklingel und dem Briefkasten des alten Gebäudes zu finden, zusammen mit mehreren Namen von Unternehmen aus Blandas Netzwerk. Die taz klingelt mehrmals an Blandas Tür, aber niemand öffnet die Tür.
Der Future Narrative Fund, für den Blanda Geld erhalten sollte, unterhält eine Hochglanz-Website ohne Impressum. Darin heißt es: „In einer Zeit des zunehmenden Antisemitismus sind die Geschichten, die wir erzählen, wichtiger denn je.“ Es gibt keine Arbeitsnachweise für begonnene oder abgeschlossene Projekte. Aber immerhin gibt es auf der Website eine Handynummer. Also dort anrufen – mit mäßigem Erfolg. Jemand nimmt ab, legt aber schnell wieder auf.
Verbindungen zwischen Empfängern
Auch der Träger „Between Worlds“ weckt Skepsis. Die gemeinnützige GmbH soll 90.000 Euro erhalten. Doch außer einem Registereintrag ist im Internet nichts über das Unternehmen zu finden. An der angegebenen Adresse im Bezirk Mitte gibt es einen gleichnamigen Briefkasten und eine Klingel. Auch hier öffnet niemand.
Bemerkenswert sind auch mögliche Verbindungen zwischen den Geldempfängern: So steht beispielsweise das gemeinnützige Unternehmerunternehmen „Mosaik GCB“, das nach eigenen Angaben in der Kulturförderung aktiv ist, mit rund 90.000 Euro auf der Liste. Sie erhält eine Förderung für das Projekt „Jojo und Simha: Exploring Berlin“. Doch ein Blick auf die Website lässt aufhorchen: Dort ist das Cover eines Films namens „Fakeland“ zu sehen – für ein gleichnamiges Projekt erhält die „Traumfabrik Babelsberg“ 30.000 Euro. Auch Fabian Blandas ominöser Future Narrative Fund ist auf der Website verlinkt.
Geschäftsführer von „Mosaik GCB“ ist der Musikproduzent Mark Pinhasov. „Ich möchte nichts sagen“, erklärt er am Mittwoch am Telefon und legt auf. Pinhasov wird zusammen mit der Musikerin Maral Salmassi auch im Impressum des Vereins Zera Institute aufgeführt. Die Förderzusage des Vereins in Höhe von 390.000 Euro ist besonders brisant, da Salmassi gemeinsam mit dem CDU-Abgeordneten Christian Goiny im Vorstand des CDU-Ortsvereins Lichterfelde sitzt. Goiny gilt als zentrale Figur in der CDU-Finanzaffäre.