Einfacher, günstiger und schneller bauen: Der Bautyp E verspricht vor allem Wohnungsbauunternehmen viele Vorteile. So dürfen Betondecken künftig nur noch 14 cm dick sein statt der bislang vorgeschriebenen 18 cm. Das spart zwar viel Baumaterial, Arbeitszeit und Geld, geht allerdings auf Kosten des Schallschutzes.
Auch die elektrische Ausstattung von Wohnungen, etwa die Anzahl der Steckdosen und Schalter, kann künftig frei gewählt und so dem tatsächlichen Bedarf angepasst werden. Hans Maier, Hauptgeschäftsführer des Verbands Bayerischer Wohnungsunternehmen, spricht von einem insgesamt hohen Einsparpotenzial.
Gebäudetyp E: Geschätzte Einsparung von zehn Prozent der Baukosten
Seriöse Schätzungen würden davon ausgehen, dass sich mit dem Gebäudetyp E rund zehn Prozent der Baukosten einsparen lassen. „Und deshalb ist dieser Gebäudetyp einer der vielen Bausteine, die uns wieder bezahlbares Bauen ermöglichen werden“, sagt Verbandsdirektor Hans Maier.
Dass der Gebäudetyp E künftig zu einem „Wohnraum zweiter Klasse“ mit deutlich reduziertem Komfort werden könnte, glaubt er nicht. Mieter würden die Unterschiede kaum spüren. Der Komfort wäre vermutlich immer noch besser als in Bestandswohnungen aus den 60er, 70er und 80er Jahren.
19 Pilotprojekte für Gebäudetyp E in Bayern
Insgesamt sind in Bayern derzeit 19 Pilotprojekte für den Gebäudetyp E in Planung. Der Großteil wird von Genossenschaften und kommunalen Wohnungsunternehmen geplant, deren Mieter auf bezahlbaren Wohnraum angewiesen sind. So soll etwa in Gauting im oberbayerischen Landkreis Starnberg ein Pilotprojekt für Auszubildende und Studenten in Holzbauweise entstehen.
Mit Grün auf der einen Seite und Holzfassade auf der anderen Seite wirkt der Bau auf den ersten Blick nicht gerade wirtschaftlich. Zwar gibt es Balkone, Gemeinschaftsräume und einen kleinen Garten mit Kräuterbeeten. Doch modulare Bauweise, reduzierte Gebäudetechnik und vor allem ein umweltfreundliches Mobilitätskonzept führten zu deutlichen Kosteneinsparungen, sagt Architektin Melanie Hammer.
Pilotprojekt in Gauting: Fahrradstellplätze statt Tiefgaragen
Um wirtschaftlicher zu bauen und auch etwas Gutes für die Umwelt zu tun, spielen Fahrräder im Wohnprojekt eine wichtige Rolle. Gleichzeitig wird es weder Keller noch Tiefgarage geben. Autostellplätze werden oberirdisch liegen und daher verhältnismäßig wenig kosten. Das experimentelle Pilotprojekt „Wohnen mit Kräutern und Fahrrädern“ ist auf zahlreiche Sondergenehmigungen angewiesen. Das betrifft etwa die Anzahl der Autostellplätze, aber auch den Einsatz neuer, ökologischer Dämmstoffe. All das muss noch genehmigt werden.
Bauherrenschutzverband: Gebäudetyp E ist für private Bauherren wenig geeignet
Der Bauherrenschutzverband kritisiert, dass der Bautyp E für private Bauherren, die Ein- oder Zweifamilienhäuser bauen, ungeeignet sei. Einsparpotenziale ließen sich hier nicht annähernd so gut realisieren wie bei Großprojekten, sagt Florian Becker, Geschäftsführer des Bauherrenschutzverbandes. Zudem wollten Hausbauer oft nicht am Komfort sparen, etwa an der Anzahl der Steckdosen und Schalter. Insgesamt läge das Einsparpotenzial nur bei rund fünf Prozent der Baukosten.
Auch Abweichungen von anerkannten Regeln der Technik und Baunormen könnten für private Bauherren ein erhebliches Risiko darstellen, befürchtet Florian Becker. In den Bau- und Leistungsbeschreibungen müssten dann sämtliche Details der Ausführung erwähnt werden. Sonst könnte der Putz an den Wänden für ein anschließendes Tapezieren nicht ausreichend vorbereitet werden. Oder die Steckdosen lägen nicht exakt auf der gleichen Höhe. Hier hätten Handwerker künftig größere Freiheiten durch mögliche Abweichungen von Normen und Regeln.