Es schien ein böses Omen zu sein: Unsere Gas-Brennwerttherme zeigte im vergangenen Frühjahr den Fehler 4 an. „Flammenfälschung“, so stand es im Serviceheft. Nach gut 20 Jahren, in denen sie meist zuverlässig ihren Dienst verrichtete, litt unsere Heizung immer mehr darunter, bis sie schließlich ganz den Dienst versagte. Es wurde also höchste Zeit für unsere neue Wärmepumpe.
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Mit dem Gedanken an nachhaltiges Heizen hatten wir uns schon lange vor dem Inkrafttreten des neuen Wärmegesetzes beschäftigt. Wir hatten uns von mehreren Energieberatern und Firmen beraten lassen. Dabei waren wir so ziemlich alle Möglichkeiten durchgegangen: von der Pelletheizung über Geothermie bis hin zu einer PVT-Anlage auf dem Dach, die sowohl Strom als auch Warmwasser erzeugt. Viele Ideen klangen verlockend, erwiesen sich bei genauerem Hinsehen aber als für uns ungeeignet, technisch noch nicht ausgereift oder schlicht zu teuer.
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Lange Überlegungen
Pellets sind auf dem Grundstück, einem Reihenhaus, nur schwer zu transportieren und, wenn sie nicht aus Holzabfällen stammen, ökologisch bedenklich. Geothermie, also Wärme aus der Erde, schied aus, da auf unserem Grundstück keine Tiefenbohrungen möglich sind und der Garten nicht groß genug ist, um flächendeckend Sonden unterzubringen. Eine Luftwärmepumpe war von vornherein eine denkbare Alternative, allerdings schreckte uns der Gedanke, ein solches Gerät im Garten oder vor dem Haus zu haben, zunächst ab. Ein Innengerät im Keller kam leider auch nicht in Frage, da nicht genügend Luft angesaugt und wieder ausgeblasen werden kann.
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Nach vielen Beratungsgesprächen, stundenlanger Internetrecherche und intensiven Familiengesprächen entschieden wir uns für eine „klassische“ Luftwärmepumpe, wie sie in Neubauten praktisch Standard ist. Da unser Holzhaus aus den 50er Jahren über überraschend gute Dämmeigenschaften verfügt, wir in den meisten Räumen bereits großzügig dimensionierte Heizkörper haben und an besonders kalten Tagen einen Kachelofen beheizen können, war diese technische Lösung ohne weitere Sanierungsarbeiten realisierbar.
Verzögerungen beim Baubeginn
Wer eine Wärmepumpe nachhaltig und wirtschaftlich betreiben möchte, sollte sie um eine PV-Anlage ergänzen. Auch wir haben uns dafür entschieden, um den Strom für die Wärmepumpe selbst zu erzeugen. Als wir wussten, was wir wollen, mussten wir nur noch einen passenden Anbieter finden. Und hier stößt man schnell auf ein Problem: Nicht viele Unternehmen haben Erfahrung mit Wärmepumpen. Solaranlagen werden meist nicht als Zusatzoption angeboten. Die ersten Angebote erschienen uns absurd teuer – wenn sie denn überhaupt kamen.
Schließlich fanden wir Ende letzten Jahres eine Firma, die alles aus einer Hand anbot. Die Firma riet uns, die auslaufende Bafa-Förderung zu beantragen, weil zu diesem Zeitpunkt noch unklar war, wie die aktuelle Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) aussehen würde. Mit Hilfe der Firma ging die Beantragung der Förderung schnell und unbürokratisch und wir bekamen kurze Zeit später einen Zuwendungsbescheid. Eigentlich hätten wir jetzt schon loslegen können. Eigentlich. Der Baubeginn war für das Winterende geplant, um die Anlage noch während der Heizperiode testen zu können. Aus dem Winterende wurde dann das Frühjahr, aus dem Frühjahr der Frühsommer und aus dem Frühsommer der Hochsommer. Die mit den Arbeiten beauftragte Firma war sehr beschäftigt – man kann es auch positiv formulieren: ein gutes Zeichen für die Wärmewende.
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Das Problem der Lärmbelästigung
Anfang August ging es dann endlich los mit der Installation der Heizung. Eigentlich sollte die Wärmepumpe vor dem Haus stehen. Doch dann stellte sich heraus, dass sie an manchen Tagen so viel kalte Luft ausstoßen würde, dass der Gehweg zufrieren könnte. Also haben wir kurzfristig umgeplant und einen Standort am Rande unseres Gartens gefunden. Zwar haben wir gegen Aufpreis ein besonders leises Gerät bestellt. Aber wenn es auf Volllast läuft, macht es trotzdem Lärm. Deshalb haben wir einen großen Abstand zu unserer Terrasse und den Nachbarhäusern gewählt. Nachts kann die Wärmepumpe heruntergeregelt werden, damit der Schlaf nicht gestört wird.
Um das Gerät anzuschließen, mussten meterlange Rohre verlegt werden – das letzte Stück verläuft unter der Terrasse. Dafür waren vergleichsweise umfangreiche Gartenarbeiten nötig. Ein Fundament für die Pumpe und darunter ein Graben für den Wasserablauf hätten ohnehin gebaut werden müssen. Im Keller befindet sich ein großer Warmwasserspeicher. Dieser verfügt über ein Heizelement, das an sonnigen Tagen mit selbst erzeugtem Strom läuft und uns zum Beispiel warmes Wasser zum Duschen liefert.
Behalten Sie den Überblick per App
Auf dem Dach wurden 18 PV-Module mit einer Gesamtleistung von maximal sieben Kilowatt (kW) installiert. Überschüssiger Strom wird in einem Speicher mit einer Kapazität von 4,6 Kilowattstunden (kWh) gespeichert und bei Bedarf abgerufen. Ist dieser voll, wird der vom Eigentümer nicht verbrauchte Strom ins Netz eingespeist. Wir verdienen dann sogar Geld daran – wenn auch sehr wenig. Reicht der Stromertrag nicht aus, springt der lokale Versorger ein, mit dem wir einen Ökostromtarif abgeschlossen haben. Über eine App behalten wir stets den Überblick.
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Reicht die lokale Stromproduktion nicht aus, fordert unser Autor Sebastian Hoff den örtlichen Energieversorger zum Einspringen auf.
Quelle: Privat
Die gesamte Bauzeit bis zur Inbetriebnahme betrug sechs Wochen, wobei es aus verschiedenen Gründen immer wieder zu Verzögerungen kam. In den nächsten Wochen wird die Anlage in Betrieb genommen und das System sukzessive optimiert. Unter anderem ist ein hydraulischer Abgleich geplant. Wir sind gespannt auf die ersten kalten Tage. Der Winter kann kommen – wenn alles gut geht.