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Ganz Nordirland ist wütend auf Nationaltrainer Julian Nagelsmann

Ganz Nordirland ist wütend auf Nationaltrainer Julian Nagelsmann

Kaum hatte die deutsche Nationalmannschaft an diesem Wochenende den ersten Außenseiter geschlagen, warnte der Bundestrainer bereits vor dem nächsten.

Das DFB-Team konnte zu Hause gegen Luxemburg Selbstvertrauen tanken. Am Montag (20.45 Uhr, RTL) geht es auswärts gegen Nordirland, und wie Julian Nagelsmann am Freitagabend betonte: „Es wird eine andere Hausnummer sein als heute.“

Nagelsmann trägt auch einen Teil seiner eigenen Verantwortung dafür, dass das Spiel in Belfast hart werden könnte. In Nordirland trifft sein Team nicht nur auf einen formstarken Gegner, der seit acht Heimspielen ungeschlagen ist und gegen schwache Deutsche eine Chance wittert. Es trifft auch ein Land, dem Julian Nagelsmann das Gegenteil beweisen will.

Hintergrund sind Nagelsmanns Aussagen Anfang September nach dem 3:1-Sieg gegen Nordirland in Köln. In einem Interview mit der BBC nach dem Spiel äußerte sich der Nationaltrainer zum Spielstil der Nordiren. Sie schlugen einfach lange Bälle und griffen dann mit zehn Mann die zweiten Bälle an. „Diese Art von Fußball ist nicht schön anzusehen, aber sehr effektiv und dadurch nicht einfach zu verteidigen“, resümierte Nagelsmann.

Nagelsmanns Analyse wurde in Nordirland schlecht aufgenommen

Dies wurde in Nordirland eher schlecht aufgenommen. Die Aussagen des Bundestrainers seien „ein wenig respektlos gegenüber unserer Mannschaft“, sagte der ehemalige Nationalspieler Stephen Craigan, zumal die deutsche Mannschaft auch viele lange Pässe spielte. Sein Kollege Chris Brunt reagierte sarkastisch: „Ich wusste nicht, dass man nur gut spielen und tun kann, was der Gegner will.“

Wie er später klarstellte, meinte Nagelsmann seine Analyse nicht abwertend. „Mir wurde nachgesagt, ich hätte über den nordirischen Fußball schlecht geredet, das habe ich nicht“, protestierte er am Freitag in der ARD. „Ich habe gerade gesagt, dass es wirklich ekelhaft ist, all diese langen Bälle zu verteidigen. Das setzt einem großen Stress.“

Aber ich erinnere mich noch an das Spiel gegen Deutschland, als Joachim Löw noch Trainer war. Er hatte immer großen Respekt vor unserem Spielstil und das habe ich mitgenommen.

Michael O’NeillNationaltrainer Nordirlands

Aber vielleicht hat er es für seine britischen Kollegen etwas zu unverblümt ausgedrückt. Und damit wäre er nicht der erste Deutsche, dessen Direktheit in Großbritannien als passive Aggression interpretiert wurde.

Der Bundestrainer gehört zu einer Fußballgeneration, die englische Begriffe wie „Speed“ und „Power“ auch im Deutschen absurd verwendet. Aber das Englisch, das die Briten sprechen und hören, hat andere Nuancen. In manchen Kulturen wird das Spiel direkt gespielt, aber indirekt kommuniziert.

Dies ist einer der Gründe, warum Nagelsmanns Äußerungen auch heute noch in den Ohren Nordirlands nachhallen. Als er letzte Woche darauf angesprochen wurde, wollte Nationaltrainer Michael O’Neill nicht von „Respektlosigkeit“ sprechen. Er gestattete sich dennoch einen kleinen Seitenhieb auf sein deutsches Gegenüber.

Windsor Park gilt als Hexenkessel

„Andere Trainer sagen immer so etwas über Nordirland“, sagte er. „Aber ich erinnere mich an das Spiel gegen Deutschland, als Joachim Löw noch Trainer war. Er hatte immer großen Respekt vor unserer Spielweise, das habe ich mitgenommen. Und ich glaube, er hat auch einmal die Weltmeisterschaft gewonnen.“

O’Neill betonte, dass sein Team an diesem Montag nicht anders spielen werde. „Meine Aufgabe ist es, meine Mannschaft so aufzustellen, dass sie möglichst schwer zu schlagen ist.“

Das wird auch dieses Mal der Fall sein. Besonders nach dem überzeugenden 2:0-Sieg gegen die Slowakei am Donnerstag haben die Nordiren den Wind – und vor allem das Publikum – im Rücken. Windsor Park ist selbst in den besten Zeiten ein Hexenkessel und jetzt sind sie noch motivierter. Wie Chris Brunt vor diesem Duell sagte: „Sie werden den Deutschen einen herzlichen Empfang bereiten.“

Falls das britische Understatement nicht durchkommt: Er glaubt, dass das nordirische Publikum versuchen wird, die deutsche Mannschaft und ihren Trainer zu verunsichern. Das wusste Nagelsmann aber schon: „Wir wissen auch, dass die nordirischen Fans sehr emotional sind“, sagte er am Freitag in der ARD.

Was sicherlich nett gemeint war. Im aktuellen Kontext wäre der Nationaltrainer dennoch gut beraten, die giftigen alten Klischees über emotionale Iren zu vermeiden. Es ist ein Glück, dass er dieses Mal auf Deutsch sprach.

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