Thomas Tuchel führt England als erste Mannschaft aus Europa zur Weltmeisterschaft, ohne Niederlage und ohne Gegentor. Im Umgang mit etablierten Spielern ist er resolut und fordert auch von den Fans mehr Leistung. Sie reagieren auf britische Art: mit Humor.
Von Sven Haist, London
Die Gesänge der englischen Fußballfans am Dienstagabend waren auf dem Niveau ihrer Nationalmannschaft: England gewann in Lettland mit 5:0 und war damit die erste europäische Nation, die an der Weltmeisterschaft 2026 teilnahm. Lange Zeit mussten sich die Fans nichts Originelles einfallen lassen, um mit der Qualität der Auftritte der Three Lions mitzuhalten, denn unter Trainer Gareth Southgate und zunächst auch unter seinem Nachfolger Thomas Tuchel boten sie – abgesehen von stets überzeugenden Ergebnissen – nur selten Pointen. So war es aus Gewohnheit verständlich, dass die Stimmung im Test der Vorwoche gegen Wales (3:0) im Wembley-Stadion zeitweise einzuschlafen drohte, obwohl Tuchels Engländer in den ersten 20 Minuten drei Tore erzielten. Die mangelnde Anerkennung verärgerte den Deutschen, der sich nach dem Spiel beschwerte. Im Stadion sei es still gewesen, stellte Tuchel empört fest; Zeitweise waren nur die gegnerischen Fans zu hören. Das sei „traurig“.