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Fußball | Bundesliga: Fan-Proteste gegen Hopps Freund Wittmann – Spielerberater erstattet Anzeige

Stand: 9. November 2025 18:13 Uhr

Die TSG Hoffenheim hat in den letzten Jahren Geschäftsführer entlassen, so wie andere Vereine auch Trainer entlassen haben. Die Unruhe im Verein und bei den Fans wächst ungeachtet der sportlichen Höhen.

Dietmar Hopp saß eingehüllt in eine dicke Jacke, einen blau-weißen Schal und eine Decke auf der Haupttribüne – nicht nur wegen der winterlichen Temperaturen wird es rund um den Schirmherrn der TSG Hoffenheim immer frostiger. Der 85-jährige Milliardär konnte sich über den furiosen 3:1-Sieg der Kraichgauer im „Unbeliebtico“ freuen, da die Gastgeber selbst für das Spiel gegen RB Leipzig geworben hatten.

Allerdings stehen die starken fußballerischen Leistungen derzeit im diametralen Gegensatz zu denen der Führungsmannschaft. Der vierte Bundesliga-Sieg der TSG in Folge wurde überschattet vom offenen Machtkampf in der Führungsmannschaft – und den Protesten der Fans gegen Hopps Intimität und Spielerberater Roger Wittmann. Sie haben sich schon lange gegen seinen Einfluss gewehrt, aber die Aktionen vom Samstag hatten eine neue Qualität.

In der Südkurve hingen große Protestbanner gegen den Spielervermittler. Eine Ultra-Gruppe hatte rund um das Sinsheimer Stadion Flugblätter mit einem Fahndungsaufruf für Wittmann verteilt. „Stoppt Wittmann“ lautete der Slogan auf zahlreichen Plakaten, die in der Arena verteilt waren – „Roger Wittmann, verschwinde aus unserem Club“ stand auf einem großen Banner.

Für Fragen steht ausschließlich Trainer Ilzer zur Verfügung

Wie einflussreich Hopp noch immer im Verein ist, obwohl der SAP-Mitbegründer nicht mehr Mehrheitseigentümer ist, zeigte sich letzte Woche: Die bereits vor Gericht geführte Schlammschlacht zwischen dem Verein und Wittmann kostete die Geschäftsführer Markus Schütz und Frank Briel ihre Jobs. Die beiden hatten sich von Wittmann distanziert.

Plakate gegen Roger Wittmann

Der Spielervermittler geht nun gerichtlich gegen TSG-Fans vor, die Fahndungsplakate mit seinem Konterfei verteilten und im Stadion aufhängten. „Es handelt sich um ein vorsätzlich rechtsverletzendes Dokument, das die Persönlichkeitsrechte unseres Mandanten, insbesondere sein Recht am eigenen Bild, erheblich verletzt. Er muss ein solches Profil nicht akzeptieren“, begründete Wittmann-Anwalt Dominik Höch die eingeleiteten rechtlichen Schritte. Seine Anwaltskanzlei hat nach eigenen Angaben Strafanzeige erstattet und zivilrechtliche Schritte auf Unterlassung der Veröffentlichung eingeleitet. Höch warf der TSG zudem vor, Wittmann nicht in Schutz genommen zu haben.

Trainer Christian Ilzer stand nach dem Erfolg gegen Leipzig und einer turbulenten Woche als einziger Verantwortlicher Rede und Antwort. Eine undankbare Aufgabe für den Österreicher, der zudem nur Vereinsangestellter ist. „Wir nehmen wahr, was draußen passiert, es beschäftigt uns, es wird besprochen. Aber das hat unsere heutige Leistung in keiner Weise beeinflusst, weil wir einfach versuchen, unseren Job zu machen.“

Schickers Zukunft? „Frag Andy“

Anschließend beschrieb der 48-Jährige die Situation anhand eines anschaulichen Vergleichs: „Wir sind ein Schiff auf hoher See, das die Richtung vorgegeben hat. Wenn das Schiff die Reederei wechselt, ändert das nichts an unserer Aufgabe. Wir müssen das Schiff einfach auf Kurs halten.“ Nach der verkorksten letzten Saison ist Ilzer – gemeinsam mit seinem Landsmann und Freund Andreas Schicker – der Turnaround bemerkenswert gelungen. Der Sportdirektor ist – neben Marketingmann Tim Jost – die einzige Person, die noch in der TSG-Führungsriege verblieben ist.

Ob Schicker mitten in der Führungskrise Hoffenheim erhalten bleibt, ist ungewiss. „Ich würde Andy gerne zu diesem Thema befragen“, sagte Ilzer. Der Manager wird bei RB Salzburg als Nachfolger des nach Mönchengladbach gewechselten Rouven Schröder gehandelt.

Vereinsvorsitzender hat ganz andere Probleme

Nach eigener Aussage sei der Verein „voll handlungsfähig“, doch nach dem ersten Durchsickern des Personalbebens dauerte es zwei volle Tage, bis die Trennung von Schütz und Briel offiziell verkündet wurde. In der Pressemitteilung spricht Jörg Albrecht – als Erster Vorsitzender der TSG 1899 Hoffenheim e.V. und zugleich Mehrheitsgesellschafter – von „ereignisreichen Zeiten“, in denen man das große Ganze im Blick behalten müsse – „das Geschehen auf dem Platz“.

Albrecht plagen derzeit ganz andere Sorgen: Der frühere Bürgermeister von Sinsheim machte vor einigen Wochen öffentlich, dass er an der schweren Nervenkrankheit ALS leidet.

Hopp: „Das Stadionverbot ist eine Sauerei“

Trotz aller leeren Worte in Vereinsansagen hatte Hopp längst deutlich gemacht, auf welcher Seite er – noch – steht. „Das Stadionverbot für Roger Wittmann ist eine große Sauerei“, sagte er auf Sport1. Der Streit der TSG mit dem Spielervermittler endete zunächst mit einem Stadion- und Hausverbot für Wittmann. Dies wurde im September vom Landgericht Heidelberg teilweise aufgehoben.

Ausstrahlung am Samstag, 08.11.2025, 14:00 Uhr, Stadion, SWR1

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