![Funkamateure: EFF beklagt geplanten „dreisten Landraub“ auf der 900-MHz-Frequenz Funkamateure: EFF beklagt geplanten „dreisten Landraub“ auf der 900-MHz-Frequenz](https://i0.wp.com/heise.cloudimg.io/bound/1200x1200/q85.png-lossy-85.webp-lossy-85.foil1/_www-heise-de_/imgs/18/4/6/7/0/2/5/4/shutterstock_1250809702-1e74b869d5339e65.jpg?w=1024&resize=1024,0&ssl=1)
Die Electronic Frontier Foundation (EFF) hat schwere Vorwürfe gegen NextNav erhoben. Die Bürgerrechtsorganisation aus San Francisco wirft dem US-Navigationsdienstleister vor, sich Teile des Frequenzbandes um 900 MHz schnappen und privatisieren zu wollen. Die US-Regulierungsbehörde FCC (Federal Communications Commission) hat das Spektrum zwischen 902 und 928 MHz aktuell als öffentliches Eigentum eingestuft. Es sei für Funkamateure, lizenzfreie Verbrauchergeräte sowie industrielle, wissenschaftliche und medizinische Ausrüstung freigegeben und habe sich zu einer „Brutstätte für neue Technologien und Gemeinschaftsprojekte“ wie Meshtastic entwickelt, betont die EFF. Diese gemeinsam genutzte Ressource müsse daher um jeden Preis erhalten werden.
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Auch Millionen von Verbrauchergeräten sind laut den US-Bürgerrechtlern auf diese Frequenzen angewiesen. Dazu zählen Babyphone, schnurlose Telefone, Internet of Things-Geräte und Garagentoröffner. Doch NextNav wolle dieses Spektrum lieber „für sich beanspruchen, sperren und an Mobilfunkbetreiber vermieten“, klagt die EFF. „Das ist nur ein weiterer Landraub“ durch ein Unternehmen, das auf Profit aus sei und diesen mit angeblichen Innovationsanstrengungen tarne.
Weiterverkauf an 5G-Netzbetreiber geplant
Offiziell hat der Dienstanbieter bei der FCC einen Teil des Bandes für ein neues Ortungs-, Navigations- und Zeitmessnetz als US-spezifisches Backup des Global Positioning System (GPS) beantragt. Doch dieser Schritt hat bei der EFF die Alarmglocken schrillen lassen. Laut der EFF wäre ein solches Netz wegen des Verlusts der globalen Orientierung für angebliche nationale Sicherheitszwecke wenig nützlich, „insbesondere, da es wahrscheinlich für dieselben Stör- und Spoofing-Angriffe anfällig ist wie GPS“. Auch NextNav selbst hat eingeräumt, dass es wenig kommerzielle Nachfrage nach einer Alternative gibt. GPS funktioniert, ist kostenlos und wird von vielen Herstellern unterstützt. Allerdings hat unter anderem die EU mit Galileo bereits ein eigenes Satellitennavigationssystem aufgebaut.
„Wenn NextNav einen großen Plan hat, einen neuen und verbesserten Standard umzusetzen, wurde dieser in seinem FCC-Vorschlag nicht erwähnt“, beklagt die EFF. Allerdings hat der Anbieter keinen Hehl daraus gemacht, dass er seinen gewünschten „exklusiven Bandbreitenzugang“ an 5G-Netzbetreiber weiterverkaufen will. Dafür gibt es allerdings bereits spezielle Frequenzbereiche. Die Regulierungsbehörde muss den Antrag deshalb ablehnen. Auch zahlreiche Verbände und Gruppen wie das OmniAir-Konsortium, die Z-Wave Alliance, die Intelligent Transportation Society of America und die National Electrical Manufacturers Association warnen vor einer Auftragsvergabe an NextNav.
Hierzulande will die Bundesnetzagentur die Nutzungsrechte von Telekom & Co. für die Bänder um 800 MHz, 1,8 GHz und 2,6 GHz verlängern und später zusammen mit den im Jahr 2033 auslaufenden Lizenzen aus den Bereichen 700 MHz, 900 MHz, 1,5 GHz und 1,8 MHz für den Mobilfunk zur Verfügung stellen.
(olb)