Für die Champions LeagueFußballfans sind mit neuer Streaming-Verwirrung und höheren Kosten konfrontiert
Wer seine Lieblingsmannschaft in der Champions League verfolgen möchte, muss einen guten Überblick über die Sender haben. In Zukunft könnten es noch mehr werden. Denn eine neue Agentur soll die Einnahmen der UEFA und Europas Topklubs maximieren.
Fußball im Fernsehen ist ein teurer Spaß – und droht für Champions-League-Fans ab 2027 noch teurer zu werden. Derzeit werden die TV-Rechte für die Königsklasse des europäischen Fußballs ausgeschrieben. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur gibt es vier große Rechtepakete für Live-Übertragungen. Im Extremfall bedeutet das, dass Fußballliebhaber vier Abonnements benötigen, um alles sehen zu können.
Der Verkauf der wertvollsten TV-Rechte des Vereinsfußballs wird erstmals von einer US-Agentur durchgeführt. UC3, das Joint Venture zwischen der UEFA und European Football Clubs (EFC), hat sich vom langjährigen Vermarkter Team getrennt und Relevent engagiert. Die aufstrebende Agentur mit Hauptsitz in New York City hat in London eine Fußballtochtergesellschaft gegründet, die Mitte Oktober den Bieterwettbewerb startete, der möglichst viele Milliarden einbringen soll.
Neu ist, dass die Ausschreibung gleichzeitig in den fünf größten TV-Märkten Europas startete und nun vier Staffeln (2027/28 bis 2030/31) statt drei umfasst. Vor allem aber soll die Zuschneidung der Rechtepakete zusätzliche Einnahmen bringen – und würde dann zu Mehrkosten für die Fans führen.
Disney und Netflix haben bei den Frauen bereits den Nerv der Zeit getroffen
Neu im Angebot ist ein TV-Paket mit dem Topspiel des Tages zur weltweiten Übertragung. Relevent nimmt international agierende Streamingdienste ins Visier, die sich zunehmend auf Sport konzentrieren. Amazon Prime Video zeigt im aktuellen Rechtezyklus bereits Champions-League-Spiele in Deutschland, Italien und Großbritannien sowie Tennis aus Wimbledon hierzulande.
Nach langem Zögern steigen nun Netflix, Apple TV und Disney+ in den Markt ein und investieren viel Geld in Live-Sport. Zuletzt erwarb die Mickey Mouse Group die europäischen Medienrechte für die Women’s Champions League. Apple zeigt Major League Soccer weltweit und hat kürzlich Formel-1-Rechte in den USA erworben.
Der Times zufolge hat der Streaming-Marktführer Netflix, der sich kürzlich die Rechte für die Frauen-Weltmeisterschaft 2027 und 2031 gesichert hat, bereits Interesse an der Champions League der Männer bekundet. Doch DAZN dürfte auch der einzige globale Sportanbieter sein, der das neue Paket mit Erstzugangsrechten an jedem Spieltag genau unter die Lupe nimmt.
In Deutschland steht DAZN im Fokus
„Im Mittelpunkt der Strategie steht die Erkenntnis, dass sich die Medienlandschaft schnell verändert“, schreibt UC3 zur Ausschreibung. „Neue globale, digital ausgerichtete Plattformen bieten den Fans durch steigende Investitionen in den Sport immer mehr Möglichkeiten.“ Steigende Investitionen bedeuten in diesem Fall auch steigende Endverbraucherpreise.
Bei Verkauf dieses neuen Weltpakets stehen für die Ländermärkte drei größere Live-Pakete zur Verfügung: ein Einzelspiel am Dienstag und ein Einzelspiel am Mittwoch sowie die restlichen Spiele, also 15 Spiele pro Spieltag in der Gruppenphase. Theoretisch können diese vier Pakete an vier verschiedene Sender gehen.
In Deutschland steht als Hauptbieter der kostenpflichtige Sportsender DAZN im Fokus, der bis 2027 den Großteil der Spiele hierzulande übertragen wird. „Die Champions League ist das Herzstück des europäischen Fußballs und ein wichtiger Teil unseres Angebots für Fußballfans in Deutschland“, sagte Deutschlandchefin Alice Mascia. Sie betonte: „Gleichzeitig ist es Teil eines breiten Fußball-Portfolios auf DAZN, das die Bundesliga sowie die europäischen Top-Ligen La Liga, Serie A und Ligue 1 umfasst, mit dem wir den Fans das ganze Jahr über nationalen und internationalen Spitzenfußball in all seinen Facetten bieten.“
Agentur zeigt offenbar kein Interesse an ARD und ZDF
In den letzten beiden Ausschreibungen setzte sich DAZN gegen den Pay-TV-Sender Sky durch, der nun ohne die teuren Rechte der Königsklasse schwarze Zahlen schreibt. Ungewiss ist auch die Situation beim Bezahlsender aus Unterföhring, da Sky von RTL gekauft wurde und dieser Deal noch in der kartellrechtlichen Prüfung steht. Sky und RTL dürfen sich daher nicht auf einen möglichen Rechteeinkauf einigen.
Live-Spiele im frei empfangbaren Fernsehen wird es – abgesehen vom Finale – künftig voraussichtlich nicht mehr geben. Die Rechte für Free-TV-Sender sind viel zu teuer. Das ZDF kann am Mittwoch und beim Finale nur Zusammenfassungen zeigen. Die kostenpflichtigen Online-Kanäle DAZN und Amazon Prime Video übertragen die Champions-League-Spiele in Deutschland bis zum Ende der Saison 2026/27 live. Der Gesamtpreis der bis dahin gültigen Pakete wird auf rund 300 Millionen Euro pro Saison geschätzt.
Auch Relevent scheint kein besonderes Interesse an traditionellen Fernsehsendern zu haben. Zumindest laut Senderkreisen hat die ARD keine Unterlagen von der neuen Agentur für die Champions-League-Ausschreibung erhalten.
Derzeit nimmt die UEFA 4,4 Milliarden Euro pro Saison durch die Vermarktung der drei Europapokale ein, zu denen auch die Europa- und die Conference League gehören. Die Rechte für die beiden unterklassigen Wettbewerbe werden derzeit parallel ausgeschrieben. Angebote müssen bis zum 18. November eingereicht werden.
