Die Weltmeister von 1990 sehen sich alle fünf Jahre. Dieses Mal wird es in Herzogenaurach emotional, drei Kameraden sind seit dem letzten Klassentreffen gestorben. Auch die Weltmeister von 2014 begannen mit diesem Ritual, die Weltmeister von 1974 jedoch nie.
Es war der 8. Juli 1990, als in Rom deutsche Fußballgeschichte geschrieben wurde. Nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft 1954 und 1974 gelang der Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zum dritten Mal der große Erfolg: Mit Franz Beckenbauer als Teamchef gewann die deutsche Nationalmannschaft das Finale gegen Argentinien mit 1:0 und sicherte sich den WM-Titel.
35 Jahre später trafen sich die Helden des Turniers in Italien wieder – wie immer alle fünf Jahre seit dem Gewinn der Weltmeisterschaft. Als sich am Dienstag die Spieler um den damaligen Kapitän Lothar Matthäus in der Adidas-Heimspielstätte in Herzogenaurach trafen, fehlten drei verstorbene Weltmeister, die 2020 dabei gewesen waren: Teamchef Franz Beckenbauer († 7. Januar 2024), Schlusstorschütze Andi Brehme († 20. Februar 2024) und Stürmer Frank Mill († 5. August 2025).
Letzterer starb vor knapp drei Monaten an den Folgen eines Herzinfarkts. Er hatte Ende Mai, kurz nach der Landung am Flughafen Malpensa in Mailand, in einem Taxi den Herzinfarkt erlitten und wurde anschließend in eine Klinik gebracht und in ein künstliches Koma versetzt. Nachdem sich sein Zustand stabilisiert hatte, wurde Mill in ein Essener Krankenhaus verlegt, wo er bis zu seinem Tod behandelt wurde.
Die DFB-Bosse verärgerten den Weltmeister von 1974 nach dem Finale
Bei dem Treffen in Herzogenaurach, das der Einladung von Adidas-Chef Björn Gulden folgte und von Lothar Matthäus und Rudi Völler initiiert wurde, fehlten aus privaten Gründen die damaligen Spieler Olaf Thon und Bodo Illgner.
Als Beckenbauers Witwe Heidi Beckenbauer vor zwei Jahren ein Aufeinandertreffen der Weltmeister von 1990 außerhalb der Serie initiierte, fehlte Illgner neben Jürgen Kohler und Günter Hermann. Aber auch Franz Beckenbauer war aus gesundheitlichen Gründen nicht anwesend. „Das wäre einfach zu viel für ihn“, sagte Heidi Beckenbauer bei der Begrüßung in einem Hotel in Grassau am Chiemsee.
Auch die Witwe von Heidi Beckenbauer und Andreas Brehme war am Dienstag beim Treffen der Weltmeister dabei.
Der Weltmeister von 2014, der vor elf Jahren im Finale in Rio ebenfalls Argentinien mit 1:0 besiegte, traf zum ersten Mal seit seinem Triumph wieder aufeinander. Sie trafen sich im Hotel Andreus im Passeiertal in Südtirol. Wo sie während der Vorbereitung lebten, bevor sie zur Weltmeisterschaft nach Brasilien aufbrachen. Allerdings fehlten bei der Begegnung 2024 einige Spieler, etwa Thomas Müller und Manuel Neuer. Mit dabei waren der damalige Bundestrainer Joachim Löw und der ehemalige DFB-Direktor Oliver Bierhoff.
Im Gegensatz zu den Weltmeistern von 1990 und 2014 gab es bei denen von 1974 keine Alumni-Treffen. Zu groß waren die Umbrüche beim DFB damals. Am Abend nach dem 2:1-Finalsieg gegen die Niederlande in München gab es einen großen Knall.
Während die DFB-Funktionäre beim Siegesbankett mit ihren Frauen speisten, mussten die Spielerfrauen draußen bleiben. Gerd Müller, Wolfgang Overath, Jürgen Grabowski und Paul Breitner traten dann noch in der Skandalnacht zurück. Zu seinem 50-jährigen Jubiläum erhielt der DFB im vergangenen Jahr nicht einmal eine offizielle Ehrung. Uli Hoeneß und Rainer Bonhof organisierten schließlich ein privates Treffen am Tegernsee.
LaGa