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Franziska Brantner: „Politische Schande für die Bundesregierung“ – Grünen-Chefin unterstützt kommunale Notrufe

Grünen-Fraktionschef Brantner setzt sich dafür ein, dass der Bund in finanzielle Schwierigkeiten geratene Kommunen rasch finanziell entlastet. Diese legten fest, „was den Staat handlungsfähig macht“. Sie schlägt eine konkrete Maßnahme vor.

Grünen-Fraktionsvorsitzende Franziska Brantner unterstützt die Oberbürgermeister der Landeshauptstädte, die sich in einem Brief an Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) über kommunale Finanzschwierigkeiten beschwerten. „Der Bund sollte den direkten Anteil der Kommunen an der Umsatzsteuer erhöhen. Das wäre eine einfache, schnelle und nachhaltige Entlastung – und würde die Kommunen wieder in die Lage versetzen, ihre Aufgaben aus eigener Kraft zu erfüllen“, sagte Brantner gegenüber WELT. Das fordert Ihre Partei auch in einem zentralen Vorschlag zur Lage der Kommunen auf dem Grünen-Parteitag Ende November.

„Die Kommunen leisten täglich das, was den Staat handlungsfähig macht“, sagt Brantner. „Sie erledigen rund ein Viertel aller öffentlichen Aufgaben, erhalten aber nur rund 14 Prozent der Steuereinnahmen.“ Dieses Ungleichgewicht wird seit Jahren hingenommen, während Bund und Länder weiterhin Aufgaben an die Kommunen übertragen, ohne die Finanzierung sicherzustellen. „So verlieren die Kommunen ihre Handlungsfähigkeit und damit das Vertrauen der Bürger in die Politik.“

Letzteres betonte auch der Leiter der Kommunalen Arbeitsgruppe in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Klaus Mack – allerdings setzt er auf einen Vorstoß zur Reduzierung der kommunalen Ausgaben im sozialen Bereich. Brantners Initiative hingegen zielt darauf ab, zusätzliche Einnahmen für die Kommunen zu generieren. Im Juli erklärte die schwarz-rote Bundesregierung in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion, sie halte höhere Anteile der Umsatzsteuereinnahmen für Länder oder Kommunen für „nicht angemessen“.

Brantner stellt den kommunalen Notstand auch in den Kontext der „Stadtbild“-Debatte, die auf eine Stellungnahme der Kanzlerin von Mitte Oktober zurückgeht. „In der Stadtbilddebatte liegt kein Segen. Der Fluch der Finanzmisere unserer Kommunen macht inzwischen dringenden Handlungsbedarf für ein gutes Zusammenleben in den Städten“, sagte Brantner.

„Dass die Städte und Gemeinden erneut einen Hetzbrief an die Kanzlerin schreiben müssen, ist ein politischer Armutszeugnis: nicht für die Kommunen, sondern für die Bundesregierung“, so der Grünen-Fraktionsvorsitzende weiter. „Der Bund“, sagt Brantner, sei nun „dringend gefordert, den Kommunen schnell und unbürokratisch zu helfen.“

Im Parteitagsvorschlag fordern die Grünen darüber hinaus weitere Maßnahmen, etwa eine Entlastung der Kommunen durch Altschulden. Auch Kommunen mit hohen Klimaanpassungskosten oder Migration sollen „automatisch zusätzliche Mittel erhalten“.

Jan Alexander Casper Reportagen für WELT über die Grünen und gesellschaftspolitische Themen.

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