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Forderung von Ministeriumsberatern: Landwirtschaftsminister sollte mehr tun, um die Risiken von Pestiziden zu bekämpfen

Ein Beirat des Landwirtschaftsministeriums kritisiert, dass Alois Rainer ein Programm zur Reduzierung von Agrargiften beendet. Das Gegenteil ist notwendig.

Berater von Bundesagrarminister Alois Rainer fordern den CSU-Politiker auf, sich stärker gegen die Risiken des Pestizideinsatzes zu engagieren. In ihrer aktuellen Mitteilung empfehlen die Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats „Nationaler Aktionsplan Pflanzenschutz“ dringend, das Ziel des von Rainers Vorgänger Cem Özdemir (Grüne) initiierten „Zukunftsprogramms“ „weiterzuverfolgen“. Die Forscher fordern zudem, die ihrer Meinung nach zu vagen Ziele konkreter und verbindlicher zu gestalten.

Dies kann als Kritik an Rainers bisherigem Kurs verstanden werden. Denn er hat sich entschieden, das künftige Programm nicht weiter zu verfolgen. „Im Zuge der Haushaltsverhandlungen wurden aus dem Agrarhaushalt 2025 mit einem Gesamtvolumen von 6,9 Milliarden Euro die vorgesehenen Fördermittel von lediglich 1,7 Millionen Euro gestrichen“, bemängeln die zwölf Experten, die unter anderem aus Bereichen wie Agrarwissenschaften und Agrarökologie sowie Toxikologie stammen. Darüber hinaus arbeite er derzeit daran, „die Zulassungssituation für Pflanzenschutzmittel zu verbessern“ und „schnelle“ Verfahren durch eine „Verschlankung der behördlichen Zusammenarbeit“ zu gewährleisten, sagt Rainer.

Pestizide tragen zum Aussterben von Pflanzen- und Tierarten bei. Da die Landwirtschaft etwa die Hälfte der Fläche Deutschlands beansprucht, „ist sie für alle ökologischen Belange von großer Bedeutung“, heißt es in einer Stellungnahme des Beirats. Darüber hinaus bergen viele Pestizide gesundheitliche Risiken.

Die Wissenschaftler bemängeln, dass die Landwirtschaft dem „integrierten Pflanzenschutz“ zu wenig Beachtung schenke. Diese eigentlich vorgegebene Strategie sieht vor, dass Landwirte den Einsatz von Pestiziden „auf das notwendige Maß“ beschränken, etwa durch biologische oder technische Anbaumaßnahmen. Es reicht nicht aus, die eingesetzte Menge zu reduzieren, da einige Stoffe pro Gramm schädlicher sind als andere. „Daher sollten konkrete Risikoindikatoren festgelegt werden, um das Risiko für Mensch und Biodiversität zu minimieren.“ Zudem müssten Stoffe, die beispielsweise bei Menschen Krebs auslösen können, „schnell ersetzt“ werden.

Das Landwirtschaftsministerium ließ die Bitte der taz um eine Stellungnahme bis Redaktionsschluss unbeantwortet.

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