Madonna ist ein Fan und brachte Sevdaliza letztes Jahr für einige Gastauftritte auf ihrer „Celebration“-Tour auf die Bühne. Seitdem sie während der Pandemie ihre eigene Seltsamkeit erkannte, Mutter wurde und ein positiveres Körperbild entwickelte, entdeckte sie auch die lateinamerikanische Musik mit ihren lebensbejahenden Rhythmen und Harmonien. Sie lernte Spanisch und behauptet, dass es viele Ähnlichkeiten zwischen der persischen und der lateinamerikanischen Kultur gebe, insbesondere wenn es um marginalisierte Frauen und LGBTQ-Menschen gehe.
Dank ihrer Kollaborationstracks mit Latin-Superstar Karol G („No me cansare“) und den Trans-Ikonen Pabllo Vittar und Yseult („Alibi“), die auf TikTok viral gingen, feierte sie nun ihre ersten Chart-Erfolge in den USA. „Heroina“ ist das erste Album, das ausschließlich ihren neuen, eingängigen Latin-Sound enthält und ihr den internationalen Durchbruch bescheren soll.
Ihre kulturelle Aneignung, darunter die Erfindung eines Cyborg-Exoskeletts, das verdächtig an ein ähnliches Gerät der venezolanischen Transkünstlerin Arca erinnerte, führte jedoch dazu, dass sie in der queeren und elektronischen Indie-Avantgarde nicht mehr ausschließlich als „Heldin“ der Selbstbestimmung gefeiert wurde, als die sie sich oft stilisierte. Im Gegenzug nimmt sie nun auch den Mainstream auf, was sie als Botschafterin für queere Kultur und Körperbilder noch sichtbarer macht.
„Wenn ich wirklich das ausleben will, was ich liebe, nämlich multidimensionale Kunsterlebnisse zu schaffen, muss ich einen gewissen kommerziellen Erfolg erzielen“, erklärte Sevdaliza 2024 gegenüber Vogue ihre Hinwendung zum Pop. Empowerment macht nicht nur Freunde, es macht auch nicht zwangsläufig bessere Musik. Doch der Erfolg war ihr vergönnt. (7,7/10)