Ehemals einflussreiche Unionspolitiker fordern eine Normalisierung des Umgangs mit der AfD. Der ehemalige CDU-Generalsekretär Peter TauberDer frühere Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) und der frühere Vorsitzende der CDU-Grundwertekommission Andreas Rödder unterstützten das Stern eine Abkehr von der sogenannten Firewall.
Tauber sagte, man dürfe nicht „jedes Thema abhängig von der AfD diskutieren“. Die „aktuelle Stigmatisierung“ helfe AfD. Rödder sagte, je höher die Brandmauer sei, desto stärker sei die AfD geworden.
Beide empfehlen, unter bestimmten Umständen auf die Partei zuzugehen. Laut Tauber sollte die Union „über eine neue Politik der roten Linien nachdenken, die dann auch Entscheidungen zulässt, denen die AfD zustimmt“ – damit nicht bei jeder entsprechenden Entscheidung „die Nazi-Keule geschwungen wird“. Andernfalls befürchtet Tauber „parlamentarische Blockaden“.
„Ernüchterung lässt sich nicht durch Boykotte erreichen“
Für Rödder brauche es „die Gesprächsbereitschaft auf dieser Seite der Firewall“. Es sei einen Gesprächsversuch wert, wenn „die AfD sich an rote Linien hält und sich klar von rechtsextremen Positionen und Figuren abgrenzt.“ Auch der frühere CSU-Generalsekretär stimmte zu Guttenberg plädierte für eine inhaltliche Konfrontation: „Ernüchterung lässt sich nicht durch Boykott erreichen“, sagte zu Guttenberg Stern.
Tauber, Rödder und zu Guttenberg sind nicht die ersten Unionspolitiker, die eine Normalisierung im Umgang mit der teilweise rechtsextremen AfD fordern. Der Unionsfraktionschef Jens Spahn hatte dies bereits im April getan und stand dafür auch parteiintern in der Kritik.
Eine Unvereinbarkeitsentscheidung der CDU soll „Koalitionen und ähnliche Formen der Zusammenarbeit“ mit der AfD unmöglich machen. Im Januar dieses Jahres verabschiedete der Bundestag jedoch einen Antrag der Union für eine strengere Migrationspolitik – mit Stimmen der AfD. Dies wurde bereits von Kritikern, die damals zu Hunderttausenden auf die Straße gingen, als das Ende der Firewall bezeichnet.