Campari ist ins Visier der italienischen Finanzpolizei geraten: Das Unternehmen soll bei einer Fusion in großem Umfang Steuern hinterzogen haben. Mittlerweile haben Ermittler Stammaktien im Wert von fast 1,3 Milliarden Euro beschlagnahmt.
Italiens Finanzpolizei hat Aktien des globalen Spirituosenkonzerns Campari im Wert von fast 1,3 Milliarden Euro beschlagnahmt. Hintergrund sind Vorwürfe, dass es bei Geschäften im Ausland zu Steuerhinterziehungen in großem Umfang gekommen sei, wie die Ermittlungsbehörden mitteilten. Die Anteile gehören dem Mehrheitsaktionär des Mailänder Traditionskonzerns, der Holding Lagfin mit Sitz in Luxemburg.
Ermittler: „Betrügerisch Steuererklärung“
Die Ermittlungen gegen die Holding wurden durch eine Steuerprüfung in der italienischen Niederlassung eingeleitet. Die Finanzpolizei vermutet, dass bei einer früheren Fusion sogenannte Exit-Tax-Gewinne nicht ausgewiesen wurden. Hierbei handelt es sich um steuerpflichtige Kapitalgewinne, die bei der Verlagerung von Vermögenswerten ins Ausland entstehen.
Dabei soll es sich um eine nicht versteuerte Summe von mehr als fünf Milliarden Euro handeln. Die Ermittler werfen der Holding daher eine „betrügerische Steuererklärung“ vor. Den italienischen Steuerbehörden entgingen nach Berechnungen der Finanzpolizei ein Betrag von mehr als 1,29 Milliarden Euro.
Diese Summe wurde nun durch die Sperrung der Stammaktien von Davide Campari gesichert. Die Beschlagnahme erfolgte am Freitagabend nach Börsenschluss. Lagfin hält 51,8 Prozent der Campari-Aktien. Derzeit ist der Konzern an der Börse mehr als sieben Milliarden Euro wert.
Lang Firmengeschichte
Campari ist eine der bekanntesten Marken Italiens. Neben dem gleichnamigen Bitterlikör vertreibt das Unternehmen Getränke wie Aperol, Crodino und Cynar. Die Geschichte des Unternehmens – dessen vollständiger Name Davide Campari-Milano lautet – reicht bis ins Jahr 1860 zurück. Es ist nach dem Sohn des Gründers benannt.
