Die Wunde heilen, die Karriere beenden?
Thomas Müller will Revanche für das Drama von 2012
16.09.2024, 14:06
Schon vor dem Start der neuen Champions League hegt der FC Bayern einen großen Traum: wieder ein „Finale daheim“. Mit Thomas Müller und Manuel Neuer verfügen zwei Stars über einen ganz besonderen Antrieb – vielleicht auch mit Blick auf ihr Karriereende.
Letzte Ausfahrt Allianz Arena: Schon vor dem Start der neuen Champions League hat der FC Bayern das „Finale dahoam 2.0“ als Sehnsuchtsort fest im Blick. Am 31. Mai 2025 stehe „etwas Großes bevor“, betonte Kapitän Manuel Neuer und fügte mit viel Pathos hinzu: „Wir wissen, was dieses Finale der Stadt, den Fans und uns Spielern bedeutet hat. Wir müssen alles dafür tun, um wieder dorthin zu kommen.“
Der Rekordmeister startet am Dienstag (21 Uhr auf DAZN und im Liveticker auf ntv.de) gegen Dinamo Zagreb im neuen Format der Königsklasse. Doch das Finale in gut acht Monaten überschattet bereits jetzt die Europapokal-Saison. Neuer ist neben Thomas Müller der Einzige, der das Heimdrama 2012 gegen den FC Chelsea auf dem Rasen erlebt hat. Die beiden Stars sind also sehr ehrgeizig, ihr großes Ziel mit zwölf Jahren Verspätung doch noch zu erreichen. Zumal ein Triumph für beide womöglich der perfekte Abschluss ihrer riesigen Karrieren sein könnte. „Mit der Bayern-Seele ist es ein Traum – und zwar ein realisierbarer“, sagte Routinier Müller.
„Was könnte besser sein?“
Doch nicht nur Müller und Neuer sind von diesem Gedanken begeistert. „Was gibt es Schöneres, als beim Finale im eigenen Stadion dabei zu sein?“, fragte Joshua Kimmich. Geschäftsführer Jan-Christian Dreesen sprach von „einer besonderen Saison. Natürlich träumen unsere Fans genauso wie wir von einem ,Endspiel zu Hause‘. Das ist ein großer Traum.“
Dreesen erinnerte an die bittere Niederlage gegen Chelsea, als Ivica Olic und Bastian Schweinsteiger im Elfmeterschießen die Nerven verloren. „Nach dem Spiel herrschte einfach nur Stille. Viele Menschen in München waren wochenlang sehr traurig, die Stimmung in der Stadt war unheimlich still.“ Für Bayern-Trainer Vincent Kompany ist das alles Zukunftsmusik. In ein solches Finale komme man nicht, sagte er schon vor Wochen nachdrücklich, „weil wir darüber reden, sondern weil wir hart dafür arbeiten.“
Bisher sind die Münchner unter ihrem neuen Coach auf einem guten Weg. Die ersten vier Pflichtspiele gewannen die Bayern einigermaßen souverän – auch „Underdog“ Zagreb dürfte kein Stolperstein sein. „Wir müssen weiter gewinnen, wir müssen einfach weitermachen. Am Dienstag muss es wieder gut laufen – und danach wieder und so weiter“, sagte Kompany.
„Wir haben die Siegermentalität zurück“
Die wahren Bewährungsproben stehen noch bevor. Bis Ende Oktober stehen neun Spiele auf dem Programm, darunter das Duell beim FC Barcelona mit Ex-Trainer Hansi Flick sowie das Liga-Topspiel am 29. September gegen Meister Bayer Leverkusen. Doch nach einer völlig verpatzten Saison haben die Bayern schon wieder den Glauben an die eigene Stärke zurückgewonnen. „Wir haben die Siegermentalität zurück“, sagte Neuer.
Das primäre Ziel für die Münchner im neuen Champions-League-Format ist die direkte Qualifikation für das Achtelfinale. Dafür müssen sie in den Spielen gegen Zagreb, Paris Saint-Germain, Benfica Lissabon, Slovan Bratislava (alle Heim), Barcelona, Feyenoord Rotterdam, Aston Villa und Schachtjor Donezk (Auswärts) einen der oberen acht Plätze in der Ligatabelle erreichen. Soweit, so eindeutig. Doch ohne die gewohnte Gruppenkonstellation, sagt Müller, „fehlen die Vergleichswerte aus der Vergangenheit. Ich kann zum Beispiel noch nicht genau einschätzen, wie viele Punkte zum Weiterkommen nötig sind.“