![Feuerwehr beklagt „Schlachtfeld“: Illegale Kugelbombe zerfetzt Berliner Wohnungen Feuerwehr beklagt „Schlachtfeld“: Illegale Kugelbombe zerfetzt Berliner Wohnungen](https://bwabtk.com/wp-content/uploads/2025/01/500100707.jpg)
Die wilde Böllerei hinterlässt ihre Spuren. Mindestens fünf Männer sterben beim Hantieren mit illegaler Pyrotechnik, Einsatzkräfte klagen erneut über Angriffe. In Berlin werden mehrere Gebäude von Kugelbomben verwüstet, Dutzende Wohnungen sind vorerst unbewohnbar.
In Berlin haben illegale Feuerwerkskörper in der Neujahrsnacht große Schäden verursacht und zahlreiche Menschen teils schwer verletzt. Nach Angaben der Feuerwehr wurden in der Belziger Straße im Stadtteil Schöneberg bei einer heftigen Detonation zahlreiche Fassaden schwer beschädigt, Fenster gingen massenhaft zu Bruch. 36 Wohnungen seien vorerst unbewohnbar und zwei Menschen seien in Krankenhäuser gebracht worden, sagte ein Sprecher der Berliner Feuerwehr. Ihm zufolge hat der mutmaßlich nicht zugelassene Sprengkörper ein „Schlachtfeld“ hinterlassen.
Experten gehen davon aus, dass eine sogenannte Kugelbombe für die Schäden verantwortlich ist. Die Sprengkörper sind wegen ihrer hohen Explosionskraft hierzulande eigentlich nicht für den Allgemeingebrauch zugelassen. Ein solcher illegaler Böller explodierte laut Feuerwehr auch im Bottroper Weg im Berliner Stadtteil Tegel, dort inmitten einer Menschenmenge. Acht Menschen wurden nach Angaben der Feuerwehr verletzt, darunter zwei lebensbedrohlich. Unter den beiden Schwerstverletzten sei auch ein Kleinkind.
![Auch dieser Mercedes wurde in Mitleidenschaft gezogen.](https://www.n-tv.de/img/25461681-1735739939000/16-9/750/500100818.jpg)
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Auch dieser Mercedes wurde in Mitleidenschaft gezogen.
(Foto: picture alliance/dpa)
Beim Hantieren mit zumeist illegaler oder selbst gebauter Pyrotechnik ereigneten sich auch dieses Jahr wieder viele schwere Unfälle. Die Einsatzkräfte sprechen von fünf Toten, allesamt Männer. Etliche weitere Menschen wurden teils lebensbedrohlich verletzt.
390 Festnahmen mit Berlin
Allein die Berliner Polizei nahm während der Böllerei in der Silvesternacht mindestens 390 Menschen wegen unterschiedlicher Straftaten fest. Nach einer vorläufigen Bilanz seien 15 Polizisten und eine Einsatzkraft der Feuerwehr verletzt worden, teilte Innensenatorin Iris Spranger mit.
Angriffe auf Polizisten gab es auch in Leipzig: Müll brannte, Barrikaden wurden gebaut, etwa 50 Menschen griffen Einsatzkräfte der Polizei mit Feuerwerk und Flaschen an. Bei den registrierten Straftaten sei es vor allem um gefährliche Körperverletzung, Landfriedensbruch und Verstöße gegen das Sprengstoffgesetz gegangen, so die Ermittler.
![36 Wohnungen sind vorerst unbewohnbar.](https://www.n-tv.de/img/25461657-1735741470000/16-9/750/500100761.jpg)
![36 Wohnungen sind vorerst unbewohnbar.](https://www.n-tv.de/img/25461657-1735741470000/16-9/750/500100761.jpg)
36 Wohnungen sind vorerst unbewohnbar.
(Foto: picture alliance/dpa)
In München randalierten mehrere Hundert Menschen und griffen laut der Polizei mehrere Beamte an. Eine Polizeisprecherin sprach von schätzungsweise 200 bis 300 Personen aus dem linken Spektrum auf der Wittelsbacherbrücke.
„Ertrage dieses Macho-Verhalten nicht mehr“
Die Polizei in Kiel wurde nach eigenen Angaben von einer größeren Menschengruppe attackiert, als die Beamten den Einsatz eines Notarztes absichern wollten. Streifenwagen seien vor dem Notarzt eingetroffen und von etwa 70 bis 80 Menschen angegangen worden. Es sei unter Diensthund- und Pfeffersprayeinsatz gelungen, dem Notarzt die Arbeit zu ermöglichen.
Angesichts der erneuten Angriffe auf Einsatzkräfte in der Silvesternacht zeigt sich die Gewerkschaft der Polizei (GdP) mit der Geduld am Ende, was das Auftreten mancher junger Männer in sozialen Brennpunkten angeht. „Ich ertrage dieses Macho-Verhalten auf den Straßen und in den sozialen Medien nicht mehr“, sagte der Bundesvorsitzende Jochen Kopelke den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Immer wieder gebe es junge Männer aus sozialen Brennpunkten, die meinten, sie beherrschten die Straße.
Mit Blick auf die Attacken gegen Polizisten und Feuerwehrleute forderte Kopelke schnelle Konsequenzen für die Angreifer: „In Leipzig, München, Köln und Hamburg wurden wir gezielt beschossen und verletzt. Das muss schnelle und spürbare Konsequenzen für die Täter und spürbare Auswirkungen auch in die linksextremistische Szene haben.“
Unfälle mit selbst gebauten und illegalen Böllern
Am Bonner Hauptbahnhof schossen Jugendliche mit einer Silvesterrakete gezielt auf einen schlafenden Obdachlosen, wie die Polizei mitteilte. Der Mann habe einen Schock erlitten. Die Verdächtigen sollen die Attacke mit einem Handy gefilmt haben.
Gleich zwei tödliche Böllerunglücke gab es in Sachsen: In Oschatz östlich von Leipzig starb ein 45-Jähriger, der eine sogenannte Großfeuerwerksbombe der Kategorie F4 gezündet hatte, wie die Polizei mitteilte. Solches Feuerwerk darf in Deutschland nur mit behördlicher Erlaubnis gekauft werden. Der Mann habe bei der Explosion schwere Kopfverletzungen erlitten und sei im Krankenhaus gestorben. Zudem wurde laut Polizei ein 50-Jähriger in Hartha in der Nähe von Chemnitz tödlich verletzt, als er mit Feuerwerk hantierte.
Bei Paderborn starb ein 24-Jähriger beim Hantieren mit einem Feuerwerkskörper. Der Unfall ereignete sich vor dem Jahreswechsel am Ortsrand von Geseke, sagte eine Polizeisprecherin. Rettungskräfte konnten nur noch den Tod des jungen Mannes feststellen. Die Wucht der Explosion lasse darauf schließen, dass es sich um einen nicht zugelassenen Feuerwerkskörper gehandelt haben dürfte. Die Angehörigen wurden seelsorgerisch betreut.
Bei einer Explosion starb auch ein 20-Jähriger in Hamburg, in seinem Fall handelte es sich um einen selbstgebauten Böller. Ein Silvesterböller tötete außerdem einen 21-Jährigen im Norden von Brandenburg. Der Mann habe in Kremmen offensichtlich eine Kugelbombe gezündet, sagte ein Polizeisprecher.
Etliche Bölleropfer – auch Kinder
Ein zehnjähriger Junge wurde in Rostock in der Silvesternacht schwer verletzt, als ein Böller unmittelbar vor seinem Gesicht explodierte. Noch sei unklar, wer den Knaller in die Richtung des Kindes warf, so die Polizei. In Güstrow musste ein 50 Jahre alter Mann wiederbelebt werden. Er erlitt nach Angaben der Polizei schwerste Gesichtsverletzungen, nachdem er einen Böller in ein Rohr geworfen hatte, der darin explodierte.
Schwer verletzt wurde ein Mann in der Silvesternacht bei Traunstein beim Zünden einer Feuerwerksbatterie. Der 39-Jährige hatte die Batterie gezündet und sich nicht weit genug von ihr entfernt, wie die Polizei mitteilte. Teile der Sprengladung trafen demnach sein Gesicht. Der Mann wurde den Angaben zufolge mit schwersten Gesichts- und Augenverletzungen in eine Spezialklinik gebracht.
Allein das Unfallkrankenhaus Berlin (UKB) meldete am Neujahrsmorgen 15 Bölleropfer. Fünf von ihnen seien durch sogenannte Kugelbomben schwer an Händen, Gesicht und Augen verletzt worden, darunter auch Kinder, teilte die Klinik auf X mit. Andere Menschen zogen sich demnach Brandwunden zu oder erlitten einen Hörverlust.
Einfamilienhaus zerstört
Zudem gab es etliche Brände mit teils hohem Schaden. Häuser, Garagen, Schuppen, Autos und Müllcontainer standen in Flammen. Ein Einfamilienhaus in Leuterod im Westerwald brannte in der Silvesternacht komplett aus, wie die Polizei mitteilte. Es werde vermutet, dass falscher Umgang mit Feuerwerkskörpern das Feuer ausgelöst habe. Den Schaden schätzt die Polizei auf rund 350.000 Euro.
Mutmaßlich eine Silvesterrakete setzte im rheinland-pfälzischen Neuwied eine Lagerhalle in Brand, in der unter anderem Holz gelagert worden war. Durch die starke Hitze seien auch angrenzende Häuser beschädigt worden.
Ein ganz anderes Problem hatten viele Berliner: Ausgerechnet am Silvesterabend fiel in Teilen der Stadt wegen eines Rohrbruchs im Stadtteil Wedding die Wasserversorgung aus. Kurz vor Mitternacht gaben die Wasserbetriebe aber Entwarnung.