
Viele Serben demonstrieren seit fast einem Jahr gegen die Regierung. Ihre Anhänger wiederum campieren vor dem Parlament in Belgrad. Dort wurde ein Mann durch einen Schuss verletzt.
Vor dem Parlament in der serbischen Hauptstadt Belgrad ist ein Mann durch einen Schuss schwer verletzt worden. Die Schüsse seien in der Nähe eines Zeltes abgefeuert worden, das Anhänger von Präsident Aleksandar Vucic aufgebaut hatten, teilten die Behörden am Mittwoch mit. Außerdem brach ein Feuer aus.
Verdächtig 70-jähriger Rentner
Ein 70-jähriger Rentner, ein ehemaliger Mitarbeiter eines Staatssicherheitsdienstes, sei als Tatverdächtiger vorläufig festgenommen worden, sagte Vucic. Der Präsident bezeichnete die Tat als „Terrorakt“. Der Rentner feuerte, weil ihm das Lager auf die Nerven ging.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft steht der Festgenommene im Verdacht, eine illegale Schusswaffe gezogen und mehrfach geschossen zu haben. Vorausgegangen war eine verbale Auseinandersetzung über unterschiedliche politische Ansichten. Ein Schuss traf das Opfer am Oberschenkel. Ein weiteres Projektil dieser Waffe traf eine Gasflasche in der Nähe und verursachte eine Explosion und einen Brand.
Politische Krise, die seit fast einem Jahr andauert
Seit fast einem Jahr demonstrieren in Serbien fast täglich Tausende Menschen gegen Vucic. Hintergrund der anhaltenden Proteste ist der Einsturz der Bahnhofsüberdachung im nordserbischen Novi Sad am 1. November 2024. 16 Menschen kamen dabei ums Leben. Unabhängige Experten und Oppositionelle machen Schlamperei und Korruption unter der Vucic-Regierung für die Tragödie verantwortlich. Die Demonstranten kritisieren die Regierung Vucic als korrupt und autoritär. Sie fordern ihren Rücktritt und Neuwahlen. In den vergangenen Monaten kam es immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei.
Anhänger des Präsidenten wiederum campieren seit Monaten in Zelten vor dem Parlament, um ihrem Protest gegen Regierungsgegner Ausdruck zu verleihen. Vucics Partei SNS hatte ihre Anhänger zuletzt immer wieder zu Demonstrationen gegen Regierungsgegner mobilisiert.