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Fendt Xaver GT: Autonomer Roboter zur Unkrautbekämpfung ohne Fahrer

Der Landmaschinenhersteller Fendt stellte auf der Landtechnikmesse Agritechnica in Hannover den vollautonomen Feldroboter Xaver GT zur mechanischen Unkrautbekämpfung vor. Das sogenannte „Niemandssystem“ funktioniert laut Hersteller komplett ohne menschlichen Bediener und soll Landwirten dabei helfen, den Einsatz von Pestiziden zu reduzieren. Fendt, Teil der AGCO-Gruppe mit Sitz in Marktoberdorf, knüpft bewusst an die eigene Geschichte an: 1957 revolutionierte das Unternehmen die Landwirtschaft mit dem Ein-Mann-System des Fendt-Geräteträgers.

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Der autonome Xaver GT verfügt über einen dieselelektrischen Antrieb und nutzt Sensorik und KI-gestützte Bildverarbeitung zur Navigation. Der Dieselmotor treibt einen 25 KW Generator (48 Volt) an, der elektrische Energie erzeugt. Diese Energie wird in Pufferbatterien zwischengespeichert und dann zum elektrischen Antrieb der Räder genutzt. Ein Batteriesystem (9 kWh) sorgt für zusätzliche Boost-Leistung bei kurzfristigen Lastspitzen.

Das System kann verschiedene vorhandene Anbaugeräte zum Hacken, Eggen und anderen mechanischen Bodenbearbeitungsarbeiten aufnehmen. Ähnlich dem historischen Ein-Mann-System bietet der Roboter mehrere Anbauräume: Front-, Heck-, Sattelauflieger- und Zwischenachsbereiche ermöglichen die Kombination mehrerer Arbeitsschritte in einem Durchgang.

Laut Fendt erlebt die mechanische Unkrautbekämpfung derzeit eine Renaissance. Resistenzen von Unkräutern gegen Herbizide und der gesellschaftliche Druck, den Einsatz von Pestiziden zu reduzieren, treiben diese Entwicklung voran. Insbesondere bei Reihenkulturen wie Mais, Rüben oder Soja ist ein präzises Häckseln nahe am Erntegut entscheidend. Autonome Systeme könnten hier länger und konsistenter arbeiten.

Für eine präzise Reihenführung setzt der Xaver GT auf eine kamerabasierte Pflanzenreihenerkennung. Die KI des sogenannten „RowPilot“ soll in der Lage sein, zwischen Nutzpflanzen und Unkraut zu unterscheiden und die Hackgeräte entsprechend zu steuern. Laut Hersteller arbeitet das System auch bei schwierigen Lichtverhältnissen zuverlässig. Die langsameren Geschwindigkeiten bei der maschinellen Bodenbearbeitung – typischerweise 6 bis 12 km/h statt 15 bis 20 km/h beim Spritzen – machen autonome Lösungen wirtschaftlich interessant, da keine Arbeitszeit des Fahrers gebunden wird.

Das Geräteträgerkonzept ermöglicht den Einsatz verschiedener Anbaugeräte zur mechanischen Unkrautbekämpfung. Fingerhacken, Kreiselhacken, Eggen und kameragesteuerte Einzelpflanzenhacken sind kombinierbar. Fendt arbeitet nach eigenen Angaben mit Anbaugeräteherstellern zusammen, um die Kompatibilität sicherzustellen. Die vier Anbauräume ermöglichen laut Fendt die Kombination von Hacken vorne und Eggen hinten für einen zweistufigen Arbeitsablauf.

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Besonders interessant könnte der Xaver GT für Biobetriebe sein, da dort nur eine mechanische Unkrautbekämpfung möglich ist. Aber auch konventionelle Betriebe setzen zunehmend auf Kombinationsstrategien aus reduziertem Herbizideinsatz und mechanischen Verfahren, um die Entwicklung von Resistenzen zu verzögern. Robotik und KI in der Landwirtschaft entwickeln sich zu Schlüsseltechnologien für nachhaltigere Produktionsmethoden.

Fendt gibt an, umfangreiche Sicherheitsfunktionen integriert zu haben, konkrete Angaben zu Sensorredundanz oder Notabschaltungen machte das Unternehmen bei der Präsentation jedoch nicht. Auch zur Markteinführung, Preisgestaltung oder konkreten Verfügbarkeit liegen keine Herstellerangaben vor. Die Weltpremiere des Xaver GT zeigt den strategischen Fokus des Herstellers auf autonome Technologien. Angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels in der Landwirtschaft und steigender Anforderungen an Dokumentation und Präzision dürfte die Nachfrage nach solchen Systemen steigen – vorausgesetzt, sie sind kostengünstig und zuverlässig im praktischen Einsatz.

Mit dem Xaver GT schließt sich Fendt einer wachsenden Gruppe von Herstellern autonomer Landmaschinen an. John Deere hatte bereits autonome Systeme für Traktoren und Baumaschinen vorgestellt und setzt auch auf Stereokameras und Lidar-Sensoren. CNH stellte Mitte 2023 den T4 Electric Power vor, einen autonomen Elektrotraktor, der vor allem für die konventionelle Feldarbeit konzipiert ist.


(vza)

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