Gerhart Baum ist ein verdientes FDP-Mitglied. Doch die Affäre um die „D-Day“-Zeitung und der Ampelverstoß veranlassten ihn zu einem Vollangriff.
Berlin – In der FDP brodelt es. Nach der Affäre um die „D-Day“-Zeitung liegen die Liberalen in Trümmern. Chef Christian Lindner klammert sich an die Macht und steht vor der schwierigen Aufgabe, die Partei für die Bundestagswahl 2025 neu aufzubauen. Er wollte die Fehler aufarbeiten, nachdem die Ampel vorzeitig ausgefallen war. Das sei dringend nötig, sagt ein FDP-Veteran.
FDP-Veteran Gerhart Baum sieht die Partei aufgrund der D-Day-Zeitung und der Ampelabschaltung „auf dem Weg zur Selbstzerstörung“.
Gerhart Baum hat sich aus dem operativen Geschäft zurückgezogen. Dennoch beobachtet der 92-Jährige genau, was die Liberalen tun. Jetzt hat er einen umfassenden Angriff auf die Partei gestartet. „Die FDP ist auf dem Weg der Selbstzerstörung“, sagte der ehemalige Bundesinnenminister in einem Interview mit Tischbesprechungen. Durch die „D-Day“-Affäre sei das politische Angebot „unverantwortlich eingeengt“ worden und die Partei habe auch ihre eigene Glaubwürdigkeit aufs Spiel gesetzt.

Besonders scharf kritisiert Baum die Arbeit der Partei in der gescheiterten Ampel-Koalition. Die FDP-Spitze habe alles auf die Schuldenbremse und den Haushalt eingegrenzt, liberale Politik müsse sich aber von gesamtgesellschaftlicher Verantwortung leiten lassen, kritisierte der Veteran. „Eine Partei mit einem Prozent Expertise und vier Prozent der Stimmen.“ Noch schlimmer sei jedoch, dass die FDP „eine Koalition und ein ganzes Land in Geiselhaft genommen“ habe. „Das Verhältnis stimmt nicht mehr.“
Gerhart Baum vermeidet ein Bekenntnis zu Christian Lindner als FDP-Chef
Ein klares Bekenntnis zu Lindner als FDP-Vorsitzender vermied Baum. Er forderte einen „überzeugenden Neuanfang – ob mit oder ohne Christian Lindner“. In jedem Fall muss der Neustart auf einem Parteitag vor Weihnachten herbeigeführt werden. „Wenn jetzt nicht gehandelt wird, verschwinden wir“, warnte Baum.
Zuvor hatte ein anderer verdienter Abgeordneter die in den Umfragen stark strauchelnde FDP scharf kritisiert. Auch Sabine Leutheusser-Schnarrenberger sagte, das „D-Day“-Papier habe die Glaubwürdigkeit ihrer Partei „schwer beschädigt“. Tischbesprechungen. „Wir haben hier eine schwere, selbstverschuldete Krise“, fügte der langjährige Bundesjustizminister hinzu. Lindner machte Leutheusser-Schnarrenberger in Spiegel schwere Vorwürfe erhoben, weil er sich positiv über das Vorgehen des argentinischen Präsidenten Javier Milei und des Tech-Milliardärs Elon Musk geäußert hatte. (m)
