Der Bayern-Stürmer brilliert überall
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Harry Kane machte mit einem breiten Grinsen ein Selfie. Die Schallmauer von 400 Toren markierte das Meisterschaftssignal der Münchner im deutschen Clásico, die nächste Bestmarke des Weltklassestürmers. Doch noch mehr überzeugte der Superstürmer gegen den BVB als Regisseur mit Traumpässen und kurz vor dem Schlusspfiff mit einer Monstertackling als Verteidiger. „Ich denke, es war eines meiner besten Spiele, wahrscheinlich sogar meiner Karriere“, sagte der Kapitän der englischen Nationalmannschaft nach dem 2:1-Sieg des FC Bayern gegen Borussia Dortmund.
Vor allem dank Kanes Rundum-Sorglos-Paket feierten die Münchner im elften Pflichtspiel der Saison den elften Sieg. „Wenn uns jemand gesagt hätte, dass Harry von Saison zu Saison besser werden würde, hätten wir wahrscheinlich noch mehr bezahlt“, scherzte der überaus gut gelaunte Geschäftsführer Jan-Christian Dreesen über die Rekordablösesumme.
Für den im Sommer 2023 verpflichteten Superstürmer zahlten die Münchner 95 Millionen Euro an Tottenham Hotspur. Mit 32 Jahren erlebt er den Höhepunkt seiner Karriere. „Ich fühle mich körperlich und geistig in der besten Verfassung, die ich je in meiner gesamten Karriere hatte“, sagte Spielmacher Kane, der mit deutlich über elf Kilometern die drittmeisten seiner Mannschaft lief.
Der Vorsprung des FC Bayern in der Tabelle wächst
Seine Bayern bauten ihren Vorsprung in der Tabelle auf fünf Punkte auf den neuen Tabellenzweiten Leipzig aus. Auf die Glückwünsche zur Meisterschaft angesprochen, lächelte Bayern-Trainer Vincent Kompany müde. „Kompliment für das, was sie bisher geleistet haben, aber ich möchte auch die nächsten elf Spiele gewinnen und dann noch einmal“, betonte der Belgier über die Siegesserie, die er am Mittwoch in der Champions League gegen Brügge verlängern will. Auch Dreesen äußerte sich zu den vorzeitigen Titelprognosen. „Ich glaube nicht, dass der Pokal jemals am siebten Spieltag verliehen wurde“, erklärte der Vorstandsvorsitzende.

Der aufgrund eines kleinen Vorstoßes gegen Dortmunds Serhou Guirassy diskutierte Führungstreffer war bereits Kanes 400. Pflichtspieltor auf Vereinsebene. Es war sein 22. Pflichtspieltor in dieser Saison und die Nummer 12 in der Liga in dieser Saison. Von einem solchen Stürmer auf der VIP-Tribüne konnte Bundestrainer Julian Nagelsmann nur träumen.
„Typen wie Messi und Ronaldo“ hätten die Messlatte so hoch gelegt, dass man das für normal halte, sagte Kompany. „Aber 400 Tore – das ist verrückt, das ist verrückt.“ Auch der Gegner staunte. „Er ist wahrscheinlich der kompletteste Stürmer Europas“, sagte BVB-Verteidiger Nico Schlotterbeck. In der Königsklasse am Dienstag beim FC Kopenhagen dürfte es für seine Abwehr etwas weniger turbulent zugehen als vor 75.000 Zuschauern in der Allianz Arena.
Nach der Machtdemonstration der Münchner dort in der ersten Halbzeit, als die Gastgeber fahrlässig einen größeren Vorsprung gegen den zunächst zaghaften BVB verstreichen ließen, erhöhte Michael Olise in der Schlussphase auf 2:0. Am Ende nahm der Klassiker noch einmal richtig Fahrt auf, als die Gäste dem Spiel von der Bank aus mehr Schwung verleihen konnten und Joker Julian Brandt den Spielstand auf 1:2 verkürzte.
„Das Ergebnis ist knapp, aber es zeigt uns, dass wir mit Bayern München mithalten können“, erklärte Borussias Trainer Niko Kovac nach der ersten Saisonniederlage. Nach seiner angekündigten „Faust“-Ankündigung gab ihm sein Team zu lange nur Zärtlichkeiten.
Der FC Bayern holt sich einen „sehr vollständigen Sieg“ – spannende Vertragsfrage für Kane
Aber wer weiß: Ohne Kanes energischen Torangriff kurz vor dem Schlusspfiff hätte es den Bayern-Sieg vielleicht nicht gegeben. „Das ist einfach ein Anführer. Das ist der Kopf dieser Mannschaft“, sagte Sportdirektor Max Eberl.
„Es war ein sehr kompletter Sieg, weil viel im Spiel war“, sagte Mittelfeldchef Joshua Kimmich. Die erste Halbzeit sei „nahezu dem gewesen, was wir uns vorstellen“, sagte der Nationalmannschaftskapitän. In der zweiten Halbzeit hielten sie „trotz der Widerstände“ stand. „Wir sind auf dem Weg zu einer sehr guten Entwicklung. Aber wir müssen noch besser werden, wenn wir bis März, April und Mai in allen Wettbewerben bleiben wollen.“
Wird auch Kanes Zukunft geklärt? Der Vertrag des Allrounders läuft bis Sommer 2027, über eine Verlängerung wird in München viel spekuliert. „Wir haben schon gesagt, dass es einfach noch zu früh in der Saison ist. Harry konzentriert sich derzeit auf das Fußballspielen. Darüber sind wir alle froh, denn er spielt weiterhin hervorragend“, sagte Dreesen. „Wir werden dies zu gegebener Zeit besprechen.“
Kane ist entspannt. „Ich habe es nicht eilig, die Gespräche werden irgendwann stattfinden“, sagte der Führungsspieler. „Wann immer diese Gespräche stattfinden, werden wir sicher ehrlich zueinander sein und dann sehen, wie sich die nächsten Jahre entwickeln.“ Das reife Berufsalter von 32 Jahren scheint keine Grenze zu setzen. „Vielleicht ist er etwas jünger und der Pass liegt genauso gut wie das Laufen“, scherzte Verteidiger Konrad Laimer.