Die Südstaatenmetropole New Orleans ist in der Neujahrsnacht Ziel eines tödlichen Anschlags geworden. Wenige Stunden nach dem Jahreswechsel ist ein Anhänger des Islamischen Staates im Ausgehviertel French Quarter mit einem Auto in eine Menschenmenge gerast – fünfzehn Menschen wurden dabei getötet, mehr als 35 weitere Menschen verletzt. Das FBI geht davon aus, dass der Täter nicht allein gehandelt hat. Der Gouverneur des Bundesstaates Louisiana hat den Notstand erklärt. Was wir bislang wissen.
Was ist in New Orleans passiert?
Um etwa 3.15 Uhr Ortszeit ist ein Mann mit einem weißen Pick-up nahe der Kreuzung Canal Street und Bourbon Street im French Quarter in eine Menschenmenge gefahren. In dem auch bei Touristen beliebten Ausgehviertel waren kurz nach Silvester viele Menschen unterwegs. Der Fahrer soll dann in der Menschenmenge ausgestiegen sein und um sich geschossen haben. Dann wurde er bei einem Schusswechsel mit Polizisten getötet, wobei zwei Beamte verletzt worden, aber in stabilem Zustand sein sollen. Der Täter ist bei dem Gefecht ums Leben gekommen. Zunächst war die Rede von zehn Getöteten und 35 Verletzten, später wurde die Zahl der Toten auf 15 korrigiert.
Die Hauptstraße des Viertels wurde weiträumig abgesperrt. Rettungskräfte waren mit einem Großaufgebot vor Ort, wie Aufnahmen des Senders WWLTV zeigten. Laut einem Reporter des Senders ließ die Polizei zahlreiche Restaurants und Bars auf der Bourbon Street räumen und sperrte auch die Hauptstraße des Viertels weiträumig ab.
Etwa 400 Ermittler waren anschließend im Einsatz, um Spuren zu sichern. Ermittler fanden an Bord des Tatfahrzeugs eine Flagge der Terrororganisation Islamischer Staat (IS). Außerdem stießen sie dabei auf mutmaßliche selbst gebaute Sprengsätze, die in dem Viertel platziert worden waren. Sie wurden unschädlich gemacht.
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Wer ist der mutmaßliche Täter?
Die US-Bundespolizei teilte mit, dass es sich bei dem Fahrer des Wagens um den 42-jährigen US-Bürger Shamsud-Din Jabbar handelt. Laut der Nachrichtenagentur AFP hat Jabbar von 2015 bis 2017 an der Georgia State University studiert und einen Bachelor-Abschluss im Fach Computersysteme gemacht.
Shamsud-Din Jabbar ist in Beaumont in Texas geboren und war dort offenbar zeitweise als Immobilienmakler tätig. Seit 2021 war er bei Deloitte beschäftigt, wie das Beratungsunternehmen in einer Mitteilung bekannt gab. US-Medien zufolge war er von 2007 bis 2015 Soldat der US-Armee, in der er jahrelang als IT-Spezialist diente. Nach seinem Ausscheiden wurde er mehrere Jahre als Reservist geführt.
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Laut eigenen Aussagen ist er zudem Anhänger der Terrororganisation Islamischer Staat (IS). Das gehe aus Videos hervor, die der Mann nur wenige Stunden vor der Tat ins Internet gestellt habe, sagte US-Präsident Joe Biden kurz nach dem Attentat unter Berufung auf Ermittlungen der Bundespolizeibehörde FBI. Was der 42-Jährige in den sozialen Netzwerken postete, ließ laut Biden erkennen, dass er getrieben sei „vom Verlangen, zu töten“.
Aus von der „New York Times“ veröffentlichten Strafregistern geht hervor, dass er zweimal wegen kleinerer Delikte angeklagt wurde: 2002 wegen Diebstahls und 2005 wegen Fahrens ohne gültigen Führerschein. Der Zeitung zufolge war Jabbar zweimal verheiratet, wobei seine zweite Ehe im Jahr 2022 geschieden wurde. Im Scheidungsverfahren schilderte er dem Anwalt seiner Frau in einer E-Mail seine finanziellen Probleme. „Ich kann mir die Raten für das Haus nicht leisten“, schrieb er laut „NYT“. Seine Immobilienfirma habe im Jahr zuvor mehr als 28.000 Dollar Verlust gemacht. Auch habe er wegen der Anwaltskosten tausende Dollar an Kreditkartenschulden.
Hat der Täter allein gehandelt?
Nach neuen Erkenntnissen des FBI ist der mutmaßliche Attentäter ein Einzeltäter. „Wir gehen zum jetzigen Zeitpunkt nicht davon aus, dass außer Shamsud-Din Jabbar noch jemand anderes an diesem Anschlag beteiligt war“, sagte der stellvertretende FBI-Direktor Christopher Raia am Donnerstag. Am Tag zuvor hatte die US-Bundespolizei in ersten Stellungnahmen erklärt, sie gehe davon aus, dass Jabbar bei der tödlichen Auto-Attacke in der Neujahrsnacht nicht allein gehandelt habe.
Die Ermittler hatten zwischenzeitlich laut US-Medienberichten ein Überwachungsvideo mit einer verdächtigen Gruppe von vier Menschen geprüft. Es sei zunächst vermutet worden, dass die Gruppe Sprengsätze im betroffenen Stadtviertel platziert haben könnte. Kurze Zeit später seien sie jedoch als Verdächtige ausgeschlossen worden.
Was ist über den Tatort bekannt?
Das French Quarter in New Orleans ist das berühmteste Ausgehviertel der Großstadt im Südstaat Louisiana. Die Bourbon Street in New Orleans steht in den USA eigentlich für zügelloses Vergnügen und ausgelassenes Feiern. Die Stadt ist auch unter dem Spitznamen „The Big Easy“ (auf Deutsch: die große Leichtigkeit) bekannt.
Normalerweise versperren Poller bei Großereignissen in New Orleans die Durchfahrt, etwa in der Bourbon Street. Einem Bericht der „New York Times“ zufolge fehlten diese Poller in der Silvesternacht allerdings. Der Täter habe ein Polizeiauto umfahren, das den Zugang stattdessen versperren sollte, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Behördenangaben. „Wir hatten tatsächlich einen Plan, aber der Terrorist hat ihn vereitelt“, sagte Polizeipräsidentin Anne Kirkpatrick der „Washington Post“.
Als Reaktion auf die Vielzahl jüngster Anschläge auf Fußgängerzonen waren Behörden in New Orleans gerade dabei, alte Poller zu entfernen und durch neue Edelstahlpoller zu ersetzen. Wie die Stadtverwaltung mitteilte, waren die neuen Poller zum Zeitpunkt des Vorfalls noch nicht in Betrieb. Laut einer Mitteilung auf der Website der Stadt haben die Bauarbeiten dafür im November 2024 begonnen und sollten bis Februar dieses Jahres andauern.
Was wir noch nicht wissen
Wie genau es dem Täter gelang, einen Pick-up-Truck an den Schutzvorkehrungen vorbei in die Menschenmenge hineinzulenken, wird Behörden zufolge untersucht. Über den genauen Zustand der Verletzten ist noch nichts bekannt.
Ermittelt wird außerdem, ob der Täter tatsächlich Verbindungen zu Terrororganisationen wie dem IS hatte.
Untersucht wird laut US-Präsident Joe Biden überdies, ob die Tat in New Orleans in Zusammenhang mit der Explosion eines Tesla-Cybertrucks vor dem Trump International Hotel in Las Vegas steht. Dabei kam wenige Stunden später ein Mensch in dem Fahrzeug ums Leben und sieben andere wurden leicht verletzt. Bisher gebe es darauf keine Hinweise, sagte Biden. Er warnte generell davor, voreilige Schlüsse zu ziehen.
Auch die Polizei in Las Vegas hat nach eigenen Angaben bislang keine Hinweise auf eine Verbindung zwischen der Explosion vor dem Hotel und dem IS, wie Sheriff Kevin McMahill auf einer Pressekonferenz betonte. Das FBI sieht keine „eindeutige Verbindung“ zwischen dem Angriff und der Explosion.
Verschiedenen US-Medien zufolge gibt es allerdings Hinweise auf eine mögliche Verbindung der beiden Fahrer über die Arbeit für das US-Militär. Der Sender Denver7 berichtete unter Berufung auf Behördenquellen, die beiden Fahrer hätten auf derselben US-Militärbasis gearbeitet. Es handele sich laut den Behörden um einen potenziell wichtigen Ermittlungsstrang, berichtete der Sender NBC News. Allerdings sei völlig offen, ob sich die Zeiten überhaupt überschnitten, in denen die Männer in einem Militärgebiet oder einem anderen Ort tätig waren. (mit dpa, AFP, Reuters)