Fans: „Keine Bühne für Täter“
Bayern-Chef Eberl sieht Boatengs Rückkehr als „kein Problem“
19. Oktober 2025, 12:35 Uhr
Die Fans wehren sich deutlich gegen die Rückkehr von Jérôme Boateng zum FC Bayern. Doch die Vereinsverantwortlichen plädieren für eine „Resozialisierung“. Das Thema sei jedenfalls „aus dem Nichts ganz groß“.
Nach den unverkennbaren Parolen ihrer eigenen Fans haben die Verantwortlichen des deutschen Rekordmeisters Bayern München ihre Haltung zugunsten einer Rückkehr von Jérôme Boateng verteidigt. „Das Thema ist gerade aus dem Nichts sehr groß“, sagte Sportdirektor Max Eberl: „Es geht nicht um eine Anstellung, es geht nicht um eine Festanstellung beim FC Bayern. Es geht einfach darum, Trainingseinheiten anzuschauen. Um nichts weiter. Das würden wir gutheißen. Wir sagen, das ist kein Problem.“
Der zukünftige Trainer Boateng will und darf in München dabei sein. CEO Jan-Christian Dreesen gab zu: „Es ist ein komplizierter Fall.“ Aber: „Ich denke, dass jeder Anspruch auf Rehabilitierung hat. Im Übrigen sollte man sich das Urteil in seiner Gesamtheit anschauen.“
„Wer dem Täter Raum gibt, trägt seine Schuld“
Grund für die Proteste der Anhänger ist ein aktuelles Urteil des Landgerichts München I vom Juli 2024. Boateng wurde der vorsätzlichen einfachen Körperverletzung seiner Ex-Freundin für schuldig befunden. Es wird jedoch rechtlich nicht davon ausgegangen, dass er vorbestraft ist. Bei der Urteilsverkündung teilte der Vorsitzende Richter mit, dass vom Vorwurf des berüchtigten Frauenschlägers nichts übrig geblieben sei. Für die nachgewiesenen Vorwürfe verhängte sie ein Bußgeld in Höhe von 200.000 Euro, eine Verwarnung mit Strafklausel.
Auf Transparenten, die die Fans zu Beginn der zweiten Halbzeit des Spitzenspiels gegen Borussia Dortmund (2:1) entrollten, schrieben die Fans unter anderem: „Wer dem Täter Raum gibt, trägt seine Schuld“ oder „Keine Bühne für Täter! Verpiss dich, Boateng“.
Trainer Vincent Kompany bot dem Weltmeister von 2014 auf Anfrage Ende September ein Praktikum an. „Ich glaube nicht, dass es ein großes Problem ist. Wir haben etwa 20 Leute, die jedes Jahr vorbeikommen. Es wird nicht größer gesehen, als es ist“, sagte er auf der Pressekonferenz nach dem Klassiker.
Boateng, der von 2011 bis 2021 Spieler beim FC Bayern war, hat die B-Lizenz bereits abgeschlossen, A-Lizenz und Fußballlehrer sollen folgen. Anfang der Woche berichtete er, dass er bereits mit Kompany gesprochen habe. „Wir müssen einfach den richtigen Zeitpunkt finden“, sagte er zu „Bild“.