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Familie eines Münchner Traditionsrestaurants gibt auf

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Christoph Klingele und seine beiden Kinder Anna-Sophia und Leander übernehmen ab dem 1. Januar 2026 den Schelling Salon von Evelin Mehr. Sie leitet das Café seit der Gründung im Jahr 1872 in vierter Generation.
Evelin Mehr mit ihren Nachfolgern Christoph Klingele und seinen Kindern. © Bieber

Evelin Mehr führt den Schelling Salon in der Maxvorstadt bereits in vierter Generation – Ende des Jahres ist damit Schluss. Aber es gibt gute Nachrichten.

München – Evelin Mehr ist traurig, hat aber ein großes Herz: „Bevor bei mir alles zusammenbricht und der Schelling-Salon plötzlich leer wird, habe ich vorgesorgt“, erzählt sie uns. Ende des Jahres ist Schluss – nach vier Generationen im Familienbesitz. Die tz sagt, wie es weitergeht.

Einzigartige Ära geht zu Ende: Restaurantfamilie in München geht zu Ende

Wie oft müssen wir berichten, dass ein weiteres Stück Münchner Tradition stirbt. In diesem Fall geht eine einzigartige Ära in der Gastronomie zu Ende – aber es gibt eine gute Nachricht: Es soll alles so bleiben, wie es ist. Und jeder sollte sich über das kleine bisschen, das sich verändert, freuen. Aber das Wichtigste zuerst.

Evelin Mehr, die den Schelling Salon (Maxvorstadt) in vierter Familiengeneration führt, verlässt die Familie zum Jahresende. Das Kultcafé ist seit seiner Eröffnung im Jahr 1872 in Familienbesitz. Die Nachfolger wollen und werden „den Geist und die Geschichte dieser einzigartigen Institution fortführen“, betonen Christoph Klingele (65) und seine beiden Kinder Anna-Sophia (31) und Leander (28). Klingele ist ein Veteran der Branche; Seine Kinder tragen das Gastro-Gen in sich und haben auch Management studiert. Die drei betreiben das Café Puck in der Türkenstraße.

Die Tischtennisplatten im Keller sind Kult. Früher gab es hier eine Kegelbahn. © Bieber

Das Haus an der Ecke Schellingstraße/Barer Straße gehört der Familie Mehr, und so verlässt Evelin im ersten Jahr der neuen Ära oft ihre Wohnung. „Den Stammgästen sage ich jetzt schon: Ich werde ab 2026 als Gast hier sein und schauen, ob ihr euch gut benehmt“, grinst sie. Sie steht mit Rat und Tat zur Seite, wofür die „Neulinge“ dankbar sind. Man möchte die Stammgäste halten, neue Kunden gewinnen und die Mischung so lassen, wie sie ist, also alle von Eltern mit (kleinen) Kindern bis hin zu Stammgästen seit 80 Jahren.

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Der Geist des Kultcafés bleibt erhalten

Evelin Mehr fragte Augustiner, ob die Brauerei den Betrieb pachten und nach einem Nachfolger suchen wolle. Augustiner gesucht. Die Klingeles erhielten den Zuschlag, die Brauerei und Mehr fanden das Konzept und den familiären Zusammenhalt toll. „Es wird nichts umgebaut“, betont die Vermieterin. „Tische, Stühle, Bilder, Billardtische, Tischtennisplatten und Tischfußball im Keller, alles bleibt.“ Natürlich blutet ihr ein wenig das Herz, aber: „Es ist besser, den Salon zu retten, als dass er irgendwann zusammenbricht – und keiner mehr weitermacht.“

Christoph Klingele betreibt bereits mit seinen beiden Kindern Anna-Sophia und Leander das Café Puck in der Türkenstraße. © Bieber

Möbel, Billardtische und mehr: Alles ist beim Alten

Auch die bayerische Küche, Augustiner und Schneider Weisse, bleibt erhalten. Veränderungen erfolgen „sehr behutsam und behutsam“, so die Neuankömmlinge. Sie können beispielsweise nicht nur bar bezahlen. Sie wollen sieben Tage (statt wie bisher fünf) geöffnet haben. Musik? Wenn ja, dann ganz dezent im Hintergrund. „Der Salon macht die Musik.“ Anna-Sophia freut sich übrigens auf das erste Schafkopf-Turnier. Herz bleibt Trumpf.

Lebendige Café-Geschichte seit 1872

Ein Jahr nach der Gründung des Deutschen Reiches öffnete der Schelling-Salon seine Pforten. Das überaus noble Lokal wurde von Sylvester Mehr geführt und seit 1872 strömten hier namhafte Münchner (und nicht nur diese) ein und aus. Nur ein paar Namen: Brecht, Rilke, Heisenberg, Kandinsky, Ibsen, Ringelnatz, Lenin, Heuss und Franz Josef Strauß, der hier seinem Vater Bier holte. Evelin Mehr leitet das Kultcafé in vierter Generation – bis zum 31. Dezember 2025.

Der Schelling-Salon in der Maxvorstadt. © Bodmer

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