Piloten im Cockpit eines Airbus A321 (Symbolbild).Bild: imago stock&people / imagebroker
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Ein Pilot ohne entsprechende Lizenz im Cockpit: Was wie eine Netflix-Handlung klingt, ist tatsächlich passiert. Ein Mann, der nie über die erforderlichen Qualifikationen verfügte, flog mehrere Monate lang als Kapitän für eine litauische Fluggesellschaft.
10. November 2025, 13:38 Uhr10. November 2025, 13:38 Uhr
Menschen, die Flugangst haben, haben diese in der Regel nicht, weil sie wirklich unsicher sind. Denn Fliegen gilt als eines der sichersten Fortbewegungsmittel der Welt. Die Wahrscheinlichkeit eines tödlichen Unfalls ist viel geringer als beim Autofahren, wovor die meisten Menschen wiederum keine Angst haben.
Schließlich sind auch die Sicherheitsvorkehrungen im Flugzeug deutlich höher, sowohl für die Passagiere als auch für die Besatzung. Voraussetzung ist, dass der Pilot über genügend Erfahrung verfügt.
Reisende sollten sich eigentlich darauf verlassen können, dass die Personen im Cockpit ausreichend auf ihre Qualifikation überprüft werden. Dies war jedoch in einem aktuellen Fall offenbar nicht der Fall. Ein Mann ohne die erforderliche Qualifikation soll mehrere Monate als Kapitän der litauischen Fluggesellschaft Avion Express geflogen sein.
Die Sicherheitsvorkehrungen an Flughäfen sind streng.Bild: dpa-Zentralbild / Jens Kalaene
Wie nun bekannt wurde, hatte der Pilot offenbar jahrelang Papiere gefälscht, um den begehrten Sitzplatz vorne links zu ergattern – wo eigentlich nur erfahrene Kapitäne sitzen dürfen. Nun steht das Unternehmen unter Druck: Eine interne Untersuchung läuft.
Pilot war nicht qualifiziert: Fake-Karriere im Cockpit
Nach Recherchen von „Aerotelegraph“ flog der Mann mit den Initialen LAB mindestens im Sommer 2024 als Kapitän für Avion Express – ohne jemals die erforderliche Qualifikation erworben zu haben.
Zuvor diente er als Erster Offizier bei Garuda Indonesia. Offenbar manipulierte er seine Dokumente so geschickt, dass er eine Stelle bei der litauischen Fluggesellschaft erhielt, die ihm nie zustehen würde. Der Fall sorgt nun für Aufsehen in der europäischen Luftfahrtindustrie. Vor allem, weil der Mann auch auf Flügen im deutschen und westeuropäischen Luftraum eingesetzt wurde.
Bei der Kontaktaufnahme bestätigte Avion Express den Vorfall. „Wir können bestätigen, dass es sich bei der betreffenden Person um einen ehemaligen Piloten handelte, der für unser Unternehmen gearbeitet hat“, sagte eine Sprecherin laut Aerotelegraph.
Fluggesellschaft ermittelt im Fall eines unqualifizierten Piloten
Das Unternehmen räumt ein, dass kürzlich „ungeprüfte Informationen über seine Berufserfahrung“ bekannt geworden seien. „Eine interne Untersuchung wurde umgehend eingeleitet und läuft derzeit“, so die Sprecherin weiter. Angaben zum Ablauf der Ermittlungen und zu den genauen Flügen des falschen Kapitäns machte die Fluggesellschaft bislang nicht.
Avion Express betont in der Stellungnahme, dass sich die internen Auswahlprozesse strikt an die internationalen Luftfahrtvorschriften halten. „Sicherheit und Compliance bleiben unsere obersten Prioritäten“, heißt es.
Ob es während des Piloteneinsatzes zu konkreten Zwischenfällen kam, ist derzeit nicht bekannt. Für die Branche ist der Fall weiterhin brisant. In der zivilen Luftfahrt herrscht eine klare Hierarchie: Nur wer nachweislich tausende Flugstunden, eine umfassende Ausbildung und Prüfungen absolviert hat, darf den Rang eines Kapitäns bekleiden – und die Verantwortung für Besatzung und Passagiere übernehmen.
Avion Express wurde 2005 gegründet und hat seinen Sitz in Vilnius. Es ist Teil der Avia Solutions Group. Das Unternehmen ist auf das sogenannte Wet-Leasing-Geschäft spezialisiert – also die kurzfristige Überlassung von Flugzeugen und Besatzung an andere Fluggesellschaften, beispielsweise in der Hochsaison.
Die Flotte besteht überwiegend aus Airbus A320 und A321, die in Europa, Lateinamerika und im Nahen Osten eingesetzt werden. Avion Express hat in der Vergangenheit unter anderem mit großen europäischen Fluggesellschaften wie Eurowings zusammengearbeitet.