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„Der neue Hyundai Nexo ist das Brennstoffzellenauto mit der größten Reichweite auf dem Markt“, sagt der Hersteller nicht ohne Stolz. Nach WLTP sind es 826 km, das Auftanken soll weniger als fünf Minuten dauern, bei weiter reduzierter Kälteempfindlichkeit. Wenn der Hyundai im Frühjahr 2026 auf den deutschen Markt kommt, muss er mit dem Toyota Mirai (Test) lediglich mit einer Reichweite von 650 km konkurrieren – so viel wie die bereits angebotene erste Generation des Nexo. Im Jahr 2028 will Toyota ein neues Modell auf den Markt bringen, das in Zusammenarbeit mit BMW entwickelt wurde. Außerdem bekommt er mehr Leistung, seine 150 kW übertreffen die des Vorgängers um rund 30 kW. 350 Nm Drehmoment sollten ausreichen, um das SUV flott in Fahrt zu bringen. Seine verbesserten Leistungsdaten verdankt der Nexo einem effizienteren Brennstoffzellenelement und einer leistungsstärkeren Elektronik.
Zwei Tonnen und Frontantrieb
Der frontgetriebene Nexo wiegt rund zwei Tonnen und ist mit 4,75 m etwa so lang wie ein BMW X3. Es fühlt sich beim Anfahren nicht so giftig an wie manche batterieelektrischen Fahrzeuge, bietet aber keine schlechte Fahrleistung. Wer möchte, kann im Nexo in 7,9 Sekunden auf 100 km/h beschleunigen und die Geschwindigkeit auf 179 km/h steigern. Um die Trägheit der Brennstoffzelle bei ihrer maximalen Nettoleistung von 94 kW auszugleichen, kann der Nexo für Leistungsspitzen auf 80 kW aus einer Batterie zurückgreifen. Der Hersteller verspricht, dass sein Energieinhalt von 2,64 kWh ausreicht, um die meisten Anforderungen als Puffer für die Brennstoffzelle zu erfüllen. Darüber wird auch die Batterie geladen, die auch per Rekuperation aus den Elektromaschinen geladen werden kann.
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Hyundai legt großen Wert auf die Aussage, die Sicherheit mit noch feineren Tankventilen, neuen Lecksuchern und einem erweiterten Brandschutz weiter verbessert zu haben. Bei den Entwicklungen handelte es sich weniger um eine echte Notwendigkeit als vielmehr um vertrauensbildende Maßnahmen, um die Skepsis vieler Menschen gegenüber der Wasserstofftechnologie abzubauen. Vor allem aber ging es den koreanischen Entwicklern darum, den Wirkungsgrad der Brennstoffzelle zu verbessern. Der technische Wirkungsgrad beträgt nach wie vor nur 60 Prozent. Dennoch hat sich die Reichweite bereits um rund 50 km erhöht, da der Wasserstofftank mehr Gas fasst, obwohl sein Volumen nur geringfügig zugenommen hat. Seine Kapazität stieg von 6,33 auf 6,69 kg.
Überraschend unangenehm
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Während der Fahrt merkt man davon nichts. Der neue Nexo fährt sich im Alltag ziemlich genau so, wie man es von einem batterieelektrischen SUV dieser Klasse erwartet: ruhig, unauffällig und vor allem leise. Das liegt nicht nur am elektrischen Antrieb, sondern auch an der serienmäßigen Doppelverglasung und der aktiven Geräuschunterdrückung – ein bisschen vergleichbar mit den Kopfhörersystemen. Den Weg nach Europa werden die besonders leise rollenden Reifen des Koranherstellers Kumho allerdings nicht finden. Im Kontrast zur angenehmen Stille steht das Fahrwerk, das die Passagiere überraschend deutlich über den Zustand der Straße informiert.

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Dennoch ist anzumerken, dass das Auto auch im Portfolio von Hyundai eine Sonderstellung einnimmt und Kompromisse auf ein Minimum reduziert wurden. Bei einer Länge von 4,75 Metern bietet er nicht nur im Kofferraum, sondern auch für die Passagiere 510 bis 1630 Liter Platz. Auch im Fond genießen Sie viel Beinfreiheit, Sitzheizung und -belüftung, neigungsverstellbare Sitzlehnen und weit öffnende Türen.
Polarisierendes Design
Im Fahrersitz gibt es einen gebogenen Bildschirm wie aus dem Hyundai Ioniq 6 (Test), ein serienmäßiges Head-up-Display und die beiden Bildschirme für die seitlichen Außenkameras, die Hyundai anstelle der Außenspiegel montiert. Wo man etwas anfassen kann, wirken Haptik und Optik nicht billig – das gilt auch für das Exterieur-Design: Das neue „Art of Steel“-Stylingkonzept mit den pixelartigen LED-Scheinwerfern sieht vor allem vorne cool aus, hinten zumindest ungewöhnlich. Autofans können Anleihen beim geschmacklich nicht ganz unumstrittenen Pontiac Aztek entdecken.
Günstiger als zuvor
Eine Überraschung angesichts des Angebots ist der Preis. Es wird rund 68.000 Euro betragen. Das ist immer noch viel Geld für ein SUV dieser Größe, auch wenn der bisherige Nexo – kleiner und schwächer – zuletzt 77.000 Euro kostete. Doch für rund 70.000 Euro bekommt ein Nexo reichlich Konkurrenz aus dem batterieelektrischen Lager, das neben der geringeren Umweltbelastung auch mit besserer Leistung, geringeren Wartungskosten und einem dichteren Versorgungsnetz punktet. Denn nur ein Bruchteil des weltweiten Wasserstoffs wird derzeit mit erneuerbarer Energie hergestellt.
Wird der günstigere neue Nexo eine Wende im Trend zu Brennstoffzellenautos bewirken? Kaum vorstellbar, denn von einst rund 100 Tankstellen gibt es derzeit nur noch etwa 80 in Deutschland und ein weiterer Ausbau des Netzes ist reine Zukunftsmusik. Deutschland ist Spitzenreiter in der Netzdichte in Europa. In Österreich wurden in diesem Frühjahr alle vier bestehenden Wasserstofftankstellen vom Netz genommen. Zudem kostet ein Kilogramm Wasserstoff hierzulande bis zu 19 Euro. Eine einmalige Tankfüllung kann über 100 Euro kosten. Zwar dauert das Aufladen (noch) etwas länger als das Tanken, dieser kleine Vorteil wird aber fast immer durch den langen Weg zu einer der seltenen Zapfsäulen ausgeglichen.
Ein Vorzeigeprojekt
Damit wird der weiterentwickelte Hyundai Nexo trotz der Preissenkung noch mehr als bisher ein Auto für engagierte Fans der Brennstoffzellentechnologie sein. Es gibt keine Hinweise auf eine langfristige Verbesserung der Randbedingungen. Und so bleibt der Nexo, wie alle H2-Serienmodelle der letzten 20 Jahre, ein Vorzeigeprojekt, mit dem die Hersteller zeigen können, dass sie längst bereit sind – falls sich wider Erwarten jemals eine Wasserstoffwirtschaft etablieren sollte.
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(fpi)
