Faeser verteidigt Kontrollen an allen deutschen Grenzen – Polen erneuert Kritik

Faeser verteidigt Kontrollen an allen deutschen Grenzen – Polen erneuert Kritik

München, Solingen, Mannheim – die Bundesregierung hat auf die jüngsten Gewalttaten in Deutschland reagiert und verschärft die Sicherheitsmaßnahmen. Ab Montag werden an allen deutschen Grenzen wieder Kontrollen eingeführt. Die stationären und mobilen Kontrollen sind zunächst für ein halbes Jahr bis Mitte März geplantkann aber verlängert werden. Tatsächlich sind solche Kontrollen im Schengen-Raum mit seinen 29 Staaten nur als letztes Mittel zulässig.

Die Mittel von Bund und Ländern zur Aufnahme und Versorgung von Flüchtlingen seien „nahezu erschöpft“, heißt es in einem Bericht der dpa in ein Brief von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) an die EU-KommissionNeben den „Gefahren durch den islamistischen Terrorismus“ hätten „jüngste Vorfälle von Messerangriffen und Gewaltkriminalität von Flüchtlingen zu einer massiven Beeinträchtigung des Sicherheitsgefühls und des inneren Friedens geführt“.

Unsere Maßnahmen greifen – und wir verstärken sie weiter, um die irreguläre Migration einzudämmen.

Nancy FaeserBundesminister des Innern (SPD)

Zwei Tage vor Inkrafttreten der Verlängerung der Grenzkontrollen Diesen Schritt verteidigte Faeser nun erneut gegen Kritik. „Unsere Maßnahmen wirken – und wir verstärken sie weiter, um die irreguläre Migration zurückzudrängen“, sagte der Minister der „Augsburger Allgemeinen“.Ab Montag wird die Bundespolizei an allen deutschen Grenzen Binnengrenzkontrollen durchführen“, sagte Faeser.

Bisher hatte die Bundespolizei an den Grenzen zu Polen, Tschechien, Österreich und der Schweiz kontrolliert. Betroffen sind auch jetzt Frankreich, Luxemburg, die Niederlande, Belgien und Dänemark.

„Aufgrund der bereits seit Oktober 2023 geltenden Grenzkontrollen wurden an den deutschen Grenzen mehr als 30.000 Menschen zurückgewiesen“sagte sie. Dies habe dazu beigetragen, dass die Zahl der Asylbewerber im Vergleich zum Vorjahr um mehr als ein Fünftel gesunken sei. In der Debatte um die Migrationspolitik drängt vor allem die Union mit Fraktionschef Friedrich Merz (CDU) auf umfassende Zurückweisungen.

Strengere Maßnahmen auf nationaler Ebene sind notwendig, bis zur Umsetzung der europäischen Asylreformergänzte Faeser. „Damit können die EU-Außengrenzen endlich umfassend geschützt und die Verantwortung für Flüchtlinge in Europa gerechter verteilt werden“, sagte sie. „In Zukunft wird es nicht mehr möglich sein, ohne Registrierung zu reisen.“ Sie fügte hinzu: „Damit entlasten wir unsere Kommunen nachhaltig.“

Die im Frühjahr verabschiedete Reform regelt die Verteilung der Asylbewerber auf die EU-Staaten mit einem „Solidaritätsmechanismus“. Sie sieht außerdem vor, schnelle Asylverfahren an den Außengrenzen für Menschen aus Ländern, die als relativ sicher gelten. Bis die Reform greift, wird es allerdings noch einige Zeit dauern. Die Mitgliedstaaten müssen sie bis spätestens Mai 2026 in nationales Recht umsetzen.

Dies ist derzeit noch nicht abschließend geklärt und liegt auch daran, dass die Ankündigung der Ministerin eine große Überraschung war.

Andreas RosskopfVorsitzender der Gewerkschaft der Polizei bei der Bundespolizei

Die Bundespolizei erklärte angesichts des Personalmangels Zweifel an der Umsetzbarkeit der verschärften Kontrollen kommen erneut auf. „Die Bundespolizei wird noch bis Montagvormittag damit beschäftigt sein, Kräfte zu sammeln“, sagte der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Andreas Roßkopf, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Das ist noch nicht abschließend geklärt und hängt auch damit zusammen, dass die Ankündigung der Ministerin eine große Überraschung war.“

„Wir müssen aufpassen, dass wir nicht dauerhaft in eine Überlastung geraten. Denn die Kontrollen werden ein halbes Jahr oder sogar länger dauern“, warnte Roßkopf. „Wir haben bereits eine Kündigungsquote von über 25 Prozent bei jüngeren Kollegen“, fügte er hinzu.

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Polens Ministerpräsident Donald Tusk kritisierte die verstärkten Kontrollen an den europäischen Binnengrenzen. „Der einzige Weg, die irreguläre Einwanderung zu stoppen, ist eine wirksame Kontrolle der EU-Außengrenzen. Nicht der Binnengrenzen“, sagte Tusk am späten Freitagabend im Internetdienst X. Er machte die Äußerungen nach einem Telefonat mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Die polnische Position in dieser Frage sei unverändert, so Tusk weiter.

CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt forderte andere europäische Länder auf, dem deutschen Beispiel zu folgen„Es geht darum, einen Dominoeffekt in Richtung der europäischen Außengrenzen auszulösen“, sagte Dobrindt den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Er äußerte seine Äußerungen dabei konkret mit Blick auf Österreich.

„Wenn Flüchtlinge über Österreich an die deutsche Grenze kommen, muss ihnen die Einreise verweigert werden“, Dobrindt forderte. Österreich habe die Möglichkeit, „dafür zu sorgen, dass Asylsuchende nicht einfach nach Österreich kommen“.

Diese müssten bereits in den Ländern an der EU-Außengrenze registriert werden, forderte der CSU-Politiker. Die österreichische Regierung habe allerdings bereits klargestellt, dass Das Land wird keine Flüchtlinge zurücknehmen, die von Deutschland an der Grenze abgewiesen wurden. (lehm)

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