Im Ukraine-Krieg haben Moskau und Kiew die Energieinfrastruktur ihres Gegners ins Visier genommen. Putin setzt auf Abnutzung vor dem Winter, Selenskyj handelt mit Kalkül.
Moskau/Kiew – Massive Drohnenangriffe erschütterten die Ukraine in der Nacht auf Samstag, den 11. Oktober. Die Angriffe stehen in direktem Zusammenhang mit den jüngsten Entwicklungen im Ukraine-Krieg: Russland setzt auf eine große Zahl von Drohnen und verübt schwere Angriffe auf das Nachbarland. Immer im Blick: die Infrastruktur des Landes. Der Kreml setzt auf diese Strategie, insbesondere zu Beginn der kalten Jahreszeit, um Panik in der Bevölkerung auszulösen und die Lage zu destabilisieren.

Doch den Großangriffen Russlands im Ukraine-Krieg folgen seit mehreren Monaten Gegenangriffe. Das Muster ähnelt einem Kampf zwischen David und Goliath, bei dem die Ukraine mit kleinen, aber gezielten Angriffen dem scheinbar übermächtigen Feind empfindliche Schläge versetzt. Im Fokus: die Energieinfrastruktur, die Russlands Wirtschaft mit genügend Ressourcen versorgt, damit Wladimir Putin den Konflikt in der Ukraine aufrechterhalten kann.
Angriff auf Russlands Wirtschaft im Ukraine-Krieg: Drohnen setzen Putin unter Druck
Der Ukraine-Konflikt ist längst zu einem Zermürbungskrieg geworden: Seit Monaten setzt Kiew immer wieder Drohnen ein, um Ölraffinerien und andere Bauwerke der russischen Energieinfrastruktur anzugreifen. Nach gewalttätigen Angriffen der russischen Luftwaffe auf Ziele in der Ukraine, Bränden in zentralen Einrichtungen und großflächigen Stromausfällen meldet der Sicherheitsdienst der Ukraine (SSU) nun, dass am Morgen des 11. Oktober ein weiterer Angriff erfolgreich war.
Demnach gelang es Spezialeinheiten, die Ölraffinerie Bashneft-Ufa mit einer Langstreckendrohne anzugreifen. Berichten zufolge trafen nach Explosionen in der Raffinerie Feuerwehrleute vor Ort ein und eine Rauchsäule stieg über der Anlage auf Ukrainische Prawda. Ersten Berichten zufolge verursachte der Angriff einen Brand in der Nähe der Rohölverarbeitungsanlage ELOU-AVT-6.
Dies ist bereits der dritte Angriff auf die Einrichtungen innerhalb eines Monats. Den Angaben zufolge beliefert die Raffinerie die russischen Streitkräfte mit Treibstoff. Der Angriff ähnelt dem Muster der letzten Monate. Die Strategie im Ukraine-Krieg hat mittlerweile deutliche Konsequenzen. Putins Wirtschaft bekommt die Auswirkungen zunehmend zu spüren, teilweise sind ganze Regionen von der Benzinknappheit betroffen.
Die aktuellen Angriffe auf Russlands Wirtschaft zeigen Wirkung – Folgen für Putin
Aktuelle Ereignisse zeigen, wie effektiv die Ukraine mit ihren Angriffen auf die russische Wirtschaft ist. Die Folgen sind erheblich: Laut einer Analyse der Forschungsgruppe Energy Aspects haben ukrainische Drohnen seit August viele der 38 russischen Ölraffinerien beschädigt Financial Times. Dies hat über eine Million Barrel russischer Raffineriekapazität pro Tag lahmgelegt. Im September 2025 erreichten die Dieselexporte den niedrigsten Monatswert seit 2020. Die Folge: Laut CNN Russland erließ ein Treibstoffexportverbot bis Ende des Jahres, nachdem den Tankstellen im ganzen Land der Treibstoff ausgegangen war.
Erschwerend kommt hinzu, dass Russlands Wirtschaft nicht nur unter Drohnenangriffen auf Ölraffinerien leidet. Gleichzeitig erhöht der Westen mit neuen Sanktionen den Druck auf Putin. Die Folgen für Russland sind gravierend: Bis August stieg das Haushaltsdefizit auf 43 Milliarden Euro. Um die immensen Kriegskosten zu finanzieren, ist die russische Regierung gezwungen, die Mehrwertsteuer von 20 auf 22 Prozent zu erhöhen – ein Verstoß gegen Putins Versprechen, die Steuern bis 2030 unverändert zu lassen. „Dies scheint die effektivste Kampagne zu sein, die die Ukraine bisher durchgeführt hat“, sagte Benedict George, Leiter der europäischen Preisgestaltung für Erdölprodukte bei Argus.
Aktuelle Lage im Ukraine-Krieg: Oberbefehlshaber warnt vor neuen Herausforderungen
Während die Ukraine ihre Angriffe auf die russische Wirtschaft weiter vorantreibt, haben die russischen Angriffe auf die Energieinfrastruktur zuletzt zugenommen. Der Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, Oleksandr Syrskyi, sagte in einer Analyse, dass die Luftverteidigung zu rund 74 Prozent effektiv sei. Es wären jedoch weitere Anstrengungen erforderlich, um den Energiesektor im Hinterland, die kritische Infrastruktur und die Logistik zu schützen. „Auf uns warten neue Herausforderungen. Im vergangenen Monat hat der Feind die Zahl seiner Luftangriffswaffen um das 1,3-fache erhöht.“ (Quellen: CNN, Financial Times, Ukrainska Pravda, dpa) (fbu)